Kolleg/innen von Daimler beim Warnstreik
Im Rahmen der Warnstreiks der IG Metall in Norddeutschland rief sie zu Demonstrationen und einer Kundgebung in verschieden Städten Norddeutschlands auf. In Hamburg folgten dem Aufruf die Belegschaften von u.a. AIRBUS, Mercedes-Benz, Blohm & Voss, STILL, DIEHL und Siemens. An der Kundgebung auf dem Spielbudenplatz nahmen knapp 5.000 Metallarbeiter teil. Auf der Kundgebung sprachen Jörg Hofmann (Vorsitzender der IG Metall), Ina Morgenroth (Geschäftsführerin der IG Metall Region Hamburg) sowie Vertreter aus den Fabriken STILL, Mercedes und AIRBUS.
In ihren Reden kritisierten sie die Angebote der Arbeitgeber im Rahmen der Tarifverhandlungen und gaben Signale für ihre Kampfbereitschaft. Viele Arbeiter aus verschiedenen Fabriken, mit denen wir auf der Kundgebung gesprochen haben, erklärten, dass sie zum Kampf bereit sein, insbesondere weil dieses Mal ihre Forderungen und das Angebot der Arbeitgeber so weit auseinanderliegen. Sie sind sich sicher, dass sie, wenn sie eine Einheit sind, definitiv Erfolg haben werden.
„Für mehr Geld müssen wir mehr kämpfen“
Bülent Yüksekdağ ( Mitglied des Betriebsrates bei STILL):
Kolleg/innen von STILL
Wir sind entschlossen, uns unser Recht zu nehmen. Die Arbeitgeber spielen ihr übliches Spiel und versuchen, uns einzuschüchtern. Wir apellieren hier an unsere Gewerkschaftsführer: Wenn die Arbeitgeber sich nicht einigen möchten, dann lasst sie, kommt zu uns in die Fabriken, vertraut uns Arbeitern, wir sind zum Kampf bereit. Unser Betrieb hat viele Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Aber selbstverständlich möchten sie uns davon nichts freiwillig abgeben, deshalb müssen wir wie immer dafür kämpfen, um unser Recht zu bekommen. Wir sehen und verfolgen auch, dass unsere Brüder, die Metallarbeiter in der Türkei, mit den selben Problemen konfrontiert sind. Sie kämpfen unter schwierigeren Bedingungen, aber wir sehen dass sie besser kämpfen als wir. Wir senden solidarische Grüße an sie.
“Internationale Solidarität aller Metaller”
Mustafa Yüce (Werftarbeiter bei Blohm & Voss):
Wir konnten uns aufgrund von Problemen und Unsicherheiten bei uns im Betrieb nicht gut auf die Tarifverhandlungen vorbereiten. Die Entlassungen bei uns haben die Stimmung sehr gedrückt. Die versuchen wir gerade wieder aufzubauen. Die Gewerkschaftsbürokraten bei uns im Betrieb haben eine Haltung, die uns den Arbeitgebern ausliefert. Aber ich sehe, dass die Kollegen aus den anderen Fabriken motiviert sind, das freut mich sehr. Wir werden diese Stimmung bei uns in den Betrieb tragen. Zeitgleich streiken auch Metallarbeiter in der Türkei und wir sehen, dass unser Kampf und ihr Kampf der selbe ist. Die internationale Solidarität ist aber leider schwach. In Zeiten wie diesen müssten gegenseitige Besuche stattfinden und die Kampferfahrungen ausgetauscht werden. Aber das passiert nicht. Dass der türkische Staat einen Krieg anfängt, ist nicht im Interesse von uns Arbeitern. Die Rechnung dafür, dass Soldaten in andere Länder geschickt werden, müssen die unterdrückten Völker zahlen, insbesondere wir Arbeiter. Wir müssen mehr als je zuvor den Kampf für den Frieden verstärken.
“Die wollen nur Geld”
Hakan Balcı (Mitglied des Betriebsrates und der Vertrauenskörperleitung bei STILL):
Während die Metallbosse und Arbeitgeber mehr Profite denn je erwirtschaften, möchten sie uns Arbeitern nicht einmal die geringste Löhnerhöhung geben. Das sehen wir auch bei uns am Arbeitsplatz. Ihre Religion, ihr Glaube, ihr Menschlichkeit besteht nur aus Geld. Wir Arbeiter haben uns in unserer Fabrik auf alle möglichen Kämpfe und Situationen ernhaft vorbereitet. Die Stimmung ist gut und ich kann sagen, dass unsere Einheit stärker geworden ist. Wir sind bereit, für unser Recht zu kämpfen. Unsere Arbeiterbrüder in der Türkei kämpfen unter noch schwierigeren Bedingungen. Selbstverständlich unterstütze ich ihren Kampf. Die Gewerkschaft muss die internationale Solidarität stärken, denn sie kämpfen genau wie wir auch für Lohnerhöhungen.
“Gemeinsam für gemeinsame Interessen”
Orhan Eren (Auszubildender bei AIRBUS):
Eine unserer wichtigsten Forderungen ist es, dass wir vor unseren Prüfungen genügend Zeit bekommen, um uns vorzubereiten. Dafür müssen wir entsprechend von der Arbeit befreit werden. Ebenso fordern wir, dass die Aufnahme und Beendigung der Arbeit in die Arbeitszeit mit eingerechnet wird. Und natürlich fordern wir auch eine Lohnerhöhung. Ich bin hier um gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen für unsere gemeinsamen Rechte zu kämpfen.
“Euer Reichtum ist unser Verdienst!”
Özcan Nar ( Mitglied des Betriebsrates bei STILL und Vertrauensmann):
Die Frühschicht bei uns in der Fabrik hat fast vollständig am Streik teilgenommen. Im Vergleich zu den letzten Tarifverhandlung sind wir deutlich besser vorbereitet und unsere Einheit ist stärker. Wir Arbeiter müssen unsere Stärke klar und deutlich zeigen. Ich denke nicht, dass es schnell zu einer Einigung kommen wird. Die Metallbosse möchten uns eine 42-Stundenwoche aufdrücken, das können wir niemals akzeptieren. Normalerweise müsste die Arbeitszeit 30 Stunden pro Woche betragen, bei vollem Lohnausgleich. Wir fordern einen kleinen Teil unseres Rechts und nicht einmal den möchten sie uns geben. Eigentlich möchten die Arbeitgeber nur unsere Kraft messen. Wir möchten hier den Arbeitgebern zurufen: Den Reichtum, den ihr in den Händen haltet, den haben wir erschaffen! Wir möchten unseren gerechten Anteil an diesem Reichtum. Wenn ihr uns diesen nicht geben wollt, dann zwingt ihr uns damit einen Kampf auf, den wir zu führen bereit sind. Ich rufe allen Metallarbeitern zu, lasst uns unseren Kampf und unsere Einheit stärken!