Donnerstag, 22. Juni 2017,13:00 Uhr. Bei brennender Hitze streben tausende Kolleginnen und Kollegen des Mercedes-Werkes Untertürkheim (UT) in die nahe Schleyer-Halle zur Betriebsversammlung. Die Stimmung ist angespannt. Sorgen um die Zukunft der Jobs prägen viele Gesichter. Nicht nur bei Arbeiter/innen – nein, auch bei vielen Angestellten. Die Mercedes-Bosse nutzen die konzernweite Umstellung auf Elektroautos zur Erpressung der Kolleginnen und Kollegen, um sie um bitter erkämpfte tarifliche Regelungen zu bringen. Zehntausende Arbeitsplätze stehen zu Disposition! „Bin ich betroffen, was wird aus mir?“
Das alte Stammwerk Untertürkheim, Hauptstandort für Achsen, Getriebe und Motoren,– ließ die „Zetsche-Truppe“ im Gegensatz zu anderen Werken im Ungewissen. Nun steht Batteriefertigung in UT zur Debatte. Aber: in einer eigenen „Fabrik in der Fabrik“ und ohne Tarifvertrag in einer eigenen Gesellschaft, Anschluss an eineschon heute nicht tarifgebundene Konzerntochter, z.B. Deutsche Acomotive. Harte Angriffe auf die Tarifverträge!
Die IG Metall-Vertrauensleute verlangten gegen diese Erpressungsforderungen („Schweineliste!“) die Betriebsversammlung, die unterbrochen und tagelang fortgeführt werden sollte, bis die Pläne vom Tisch sind.
Donnerstag buhten und pfiffen tausende den vom Vorstand (der zu feige war, selbst zu erscheinen!) vorgeschickten UT-Werksleiter Frank Deis aus! Der Betriebsrat von UT kündigte an, ab 1. Juli keine Überstunden mehr zu genehmigen, solange die Pläne bleiben. Ein guter Schritt! Die Auftragslage ist super, zur Zeit wird praktisch rund um die Uhr gearbeitet. Da braucht Deis jede Überstunde!
Über siebzig Wortmeldungen von Kolleg/innen lagen vor. Nur 19 kamen zu Wort. So schloss Volker Nieke, der Betriebsratsvorsitzende (BRV), die Versammlung nicht. Er unterbrach sie, allerdings auf unbestimmte Zeit. Für den nächsten Tag wurde sie aber gerade nicht wieder einberufen. Immerhin war der Gesamtbetriebsratsvorsitzende da, erklärte die Solidarität aller Belegschaften. Aber der Betriebsrat organisiert so nur das Luftablassen, konsequenter Kampf, Kolleg Nieke, sieht anders aus! Nieke unterließ es sogar, seine Kollegen zur DGB-Kundgebung „GERECHTIGKEIT JETZT UND FÜR ALLE!“ am Nachmittag auf dem Stuttgarter Schlossplatzt zu rufen! Warum?
Trotzdem: Deis –schwer unter Druck – zog seine Forderung nach tarifloser Eingliederung in eine Extra-Firma fallen. Ein erstes Zugeständnis, ein erster Erfolg. Kämpfen lohnt sich! Aber der Konflikt ist längst nicht beendet! Die Kampfbereitschaft ist groß, muss aber eher noch wachsen!
Arbeit Zukunft griff mit einem eigenen Flyer ein! (siehe Faksimile!). Wir stellten in den Vordergrund: Organisiert sein, betriebsübergreifend, solidarisch und selbständig kämpfen –Tarifverträge verteidigen! 30 Stundenwoche bei vollem Lohn- und Personalausgleich!
Den Inhalt des Flugblattes findet man unter:
http://www.arbeit-zukunft.de/index.php?itemid=2884
Es bleibt dabei: Der Klassenkampf ist hart und wird immer härter! Es gibt nur eine Antwort! Kein Weg führt am offenen Kampf vorbei. Gerade nach den ersten Zugeständnissen nicht! Die Mercedes-Bosse warten nur darauf, dass die Kolleg/innen sich irgendwie wieder beruhigen.
ft