Während des evangelischen Kirchentags in Berlin wurde der kirchentagskritischen Aktionsgruppe Das 11. Gebot das Aufstellen ihrer Figur „Die nackte Wahrheit über Martin Luther“ untersagt. Polizei und Staatsschutz sahen sogar den Anfangsverdacht der Volksverhetzung erfüllt. Als aber klar wurde, dass Originalzitate von Luther zu lesen sind, wurden einen Tag später die Ermittlungen eingestellt; in Berlin und Wittenberg konnte in Form einer bitterbösen Satire Stellung genommen werden.
Seit 2014 demonstriert die Aktionsgruppe Das 11. Gebot auf jedem Kirchentag gegen die massive öffentliche Finanzierung dieser christlichen Events aus allgemeinen Steuergeldern. Ihrer überlebensgroßen Mosesfigur samt Steintafel mit der Aufschrift „Das 11. Gebot: Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen“ ergänzten die Aktionskünstler in diesem Jahr anlässlich des Kults um Martin Luther und das Reformationsjubiläum um eine nackte Luther-Figur, die über den ausgeprägten Antisemitismus des Reformators aufklärt – mithilfe antisemitischer Äußerungen aus Luthers Feder auf der Rückseite der Figur.
„Jedes Jahr subventioniert die öffentliche Hand evangelische und katholische Kirchentage mit rund 6,5 Millionen Euro. Der Staat trägt damit regelmäßig einen höheren Anteil an den Kosten als die Kirchen. Der Kirchentag 2017 wird sogar mit rund 12 Millionen Euro subventioniert und für die Feierlichkeiten im Rahmen der ‚Luther-Dekade‘ zahlt die öffentliche Hand insgesamt mehr als 250 Millionen Euro aus allgemeinen Steuergeldern, was mit dem Gebot der weltanschaulichen Neutralität des Staates nicht zu vereinbaren ist.“
„Es ist nicht hinnehmbar, dass hochverschuldete deutsche Städte, die keine Gelder mehr für die Verbesserung ihrer Kitas aufbringen können, die Glaubensfeste milliardenschwerer Kirchen mit Millionenbeträgen subventionieren! Meine Steuergelder sollen für solche Zwecke jedenfalls nicht mehr ausgegeben werden – und ich bin überzeugt, dass diese Haltung mittlerweile von den allermeisten Menschen in diesem Land geteilt wird.“
Die über vier Meter hohe Skulptur „Die nackte Wahrheit über Luther“ zeigt eine nackte Lutherfigur mit geöffnetem Mantel in dem vorn zu lesen ist:
„Luthers Ratschläge gegen die Juden hat Hitler genau ausgeführt.“ (Karl Jaspers 1962)
Auf der Rückseite des Mantels steht:
Sieben Maßnahmen gegen die Juden:
- Verbrennen ihrer Synagogen
- Zerstörung ihrer Häuser
- Wegnahme ihrer religiösen Bücher
- Lehrverbot für Rabbiner
- Aufhebung derWegefreiheit
- Zwangsenteignung
- Zwangsarbeit
(zitiert aus: „Von den Juden und ihren Lügen“, Martin Luther 1543)
Die mobile Skulptur „Der nackte Luther“ wurde auf den Stationen des Kirchentags in Berlin, Leipzig und Wittenberg gezeigt und hat auf die dunklen Seiten des Reformators hinweisen, über die allzu oft der Mantel des Schweigens gebreitet wird.