Berichte vom 1.Mai 2017
Gera. Hier hatten Nazis zu einem „Nationalen 1.Mai“ aufgerufen. Eine Genossin war vor Ort bei den antifaschistischen Protesten gegen diese Provokation. Über 1.000 Antifaschisten setzten sich für die Verhinderung dieses Spektakels ein. Immer wieder kam es gegen den massiven Polizeieinsatz zu Straßenblockaden, wodurch der Marsch der Nazis stark behindert wurde. Unter dem Schutz der Polizei konnten die kaum mehr als 200 Nazis jedoch in roten T-Shirts und Trommlern sowie ihren Hassparolen durch Teile Geras ziehen.
Auch bei der Mai-Kundgebung des DGB, wo fast 1.000 teilnahmen, war die Nazi-Provokation ein Schwerpunktthema. Viele trugen Plakate: „Kein Platz für Nazis!“. Unsere 1.Mai-Flugblätter gingen rasch weg. Wir hätten mehr gebrauchen können.
Halle. Rund 4.000 vor allem jugendliche Antifaschisten haben am 1.Mai einen Naziaufmarsch durch Blockaden weitgehend verhindert. Trotz starkem Polizeischutz konnten die wenigen hundert Nazis, die bundesweit mobilisiert hatten, ihre Hetze nicht unter die Bevölkerung bringen. Der massive antifaschistische Widerstand war ermutigend und erfolgreich. Die Nazis mussten ihre Demo absagen und abreisen. Vor der Abreise starteten sie einen Angriff auf Antifaschisten und griffen dabei auch Familien mit Kindern an.
Köln. Strömender Regen führte dazu, dass deutlich weniger als im Vorjahr gekommen waren. Empörend war, dass die Gewerkschaftsführer die Mai-Kundgebung für einen Wahlkampfauftritt von Hannelore Kraft, SPD-Ministerpräsidentin von NRW, missbrauchte. Statt der Forderungen der Arbeiter und Angestellten wurde sozialdemokratische Propaganda gemacht. Auch das war wohl eine Ursache dafür, dass wenig Kolleg/innen mobilisiert werden konnten. Hannelore Kraft hat wie auch der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz die Agenda 2010 mit Hartz IV, Ausdehnung von Leiharbeit und Minilöhnen mitgestaltet. Wie immer vor den Wahlen „entdeckt“ die SPD-Führung ihr „soziales Herz“, um es nach der Wahl auf dem Altar der Sachzwänge zu opfern.
Passanten nahmen das 1.Mai-Flugblatt von uns sehr gern. Auch unser T-Shirt „Kein Blut für den Profit!“ fiel auf und fand immer wieder Zustimmung.
Stuttgart. Schon in der Woche davor hatten wir unseren Maiaufruf an mehreren Tagen vor Daimler in Untertürkheim und in Sindelfingen verteilt. Dabei war deutlich spürbar, dass sich in der Belegschaft angesichts der drohenden Entlassungen und der Umstrukturierungen zu Lasten der Kolleg/innen eine explosive Spannung aufgebaut hat.
Bei Dauerregen kamen am 1.Mai rund 4.000 Kolleg/innen zur Demonstration. Das ist zwar etwas weniger als letztes Jahr, aber angesichts der Wetterlage ein gutes Ergebnis. Die Stimmung der Teilnehmer war gut und kämpferisch. Mehrere hundert Flugblätter, unsere letzten, konnten wir rasch verteilen. Ebenso stieß die neue „Arbeit Zukunft“ auf großes Interesse.
Bei der Kundgebung auf dem Marktplatz war der IGM-Vorsitzende Jörg Hofmann Hauptredner. Er stimmte deutlich auf Klassenzusammenarbeit ein. Immer wieder appellierte er an die Unternehmer, sich einer „gerechten Verteilung“ nicht zu verweigern. Das System des Kapitalismus stellt so jemand nicht mehr in Frage. Er erhielt auch nur sehr mäßigen Applaus.
Eine tolle ver.di-Aktion in Stuttgart – oben: In Norwegen kommen 5 Patienten auf eine Pflegekraft. Unten: In Deutschland sind es 13!
Auf stärkere Resonanz stieß ein Beitrag von ver.di auf der Bühne. Kolleg/innen stellten dar, wie viele Kranke in verschiedenen Ländern Europas auf eine Pflegekraft kommen. Während es beim Spitzenreiter Norwegen 5 pro Pflegekraft sind, sind es bei Schlusslicht Deutschland 13 (!) pro Pflegekraft. Für ihre eindrucksvolle Darstellung erhielten die Kolleg/innen viel Beifall. In Stuttgart führt ver.di gerade eine Kampagne gegen die Pflegekatastrophe und für mehr Pflegepersonal. Natürlich ist das Kapital nicht „einsichtig“, denn das kostet viel Geld. aber der Druck seitens der Beschäftigten und der Kranken steigt. Zudem bemüht sich ver.di richtig um ein Bündnis zwischen den Pflegekräften und den Patienten und um Unterstützung in der gesamten Bevölkerung. Da wird sich noch einiges bewegen!
Berlin. In Berlin wurde unser 1.Mai-Flugblatt sowohl bei der DGB-Demonstration mit ca. 30.000 Teilnehmern als auch bei der revolutionären Demo mit ca. 15.000 Teilnehmern verteilt. Ein Genosse berichtet: Das „Flugblatt ist wie warme Semmeln weggegangen, sowohl auf der regulären DGB-Demo als auch dann auf der Revolutionären 1. Mai Demo. Auch sehr gute, vor allem auch aufschlussreiche Gespräche am Rande geführt.“
Magdeburg. Etwa 2000 Interessierte, überwiegend Ältere, besuchten die Stände ( SPD, CDU, mehrere Gewerkschaften, Antimilitaristen, Gartenpartei, DKP und MLPD ect) diskutierten und nahmen Material mit.
Arbeit Zukunft hatte wie jedes Jahr einen Büchertisch. Zeitungen, Broschüren, DVD’s gab es reichlich. Unser aktuelles Flugblatt wurde massenhaft verteilt. Es gab eine Reihe von Gesprächen und Diskussionen.
Wir hatten aber bereits vor dem 1. Mai in der Stadt das aktuelle Flugblatt „Gemeinsam für Frieden, Arbeit,Wohnung, Auskommen und gleiche Rechte für alle“ verteilt und einge Gespräche über das Flugblatt geführt.
Angesichts der aktuellen weltweiten Kriegsgefahr wurde von Kriegsgegnern für das antimilitaristische Camp (war starts here Camp 2017) aufgeklärt und geworben. (31. Juli – 6. August) Die Reden auf der Tribüne waren sehr leise und konnten nicht verstanden werden (!)
Bochum. Der 1.Mai in Bochum war ein „Schlag ins Wasser“. Es schüttete eimerweise und stürmte dazu. Dementsprechend kamen nur wenige zur Demo und Kundgebung. Unseren Stand mussten wir rasch abbauen. Auch die Verteilung der 1.Mai-Flugblätter litt sehr unter dem miesen Wetter.
Bamberg. Wie jedes Jahr wurde vom DGB Oberfranken eine kleine Demonstration vom Bahnhof bis zum Gabelmann organisiert. Mehrere hundert Menschen aus den Gewerkschaften ver.di, IG Metall, IG Bau und GEW sowie Mitglieder der Parteien SPD und MLPD demonstrierten sichtbar durch die Innenstadt. Leider konnten keine Parolen gerufen werden, da die Gewerkschafter wieder eine Trommlergruppe angeheuert und noch dazu ein Pfeifkonzert veranstaltet haben. Die Genossen der MLPD wurden systematisch ausgegrenzt und ihre Versuche revolutionäre Parolen zu rufen wurden durch die Ordner gestört, indem diese bewusst vor und hinter ihnen liefen und extralaut mit den Trillerpfeifen tröteten. Der MLPD wurde bereits im Vorfeld untersagt, sich „in Wort, Ton, Schrift und Bild“ zu äußern oder einen Infostand aufzubauen, weil sie dadurch die Demonstration und Kundgebung „parteipolitisch missbrauchen“ würden. Die SPD darf das aber natürlich. Die Genossen setzten sich darüber hinweg und bauten ihren Infostand trotzdem auf. Anders als im vergangenen Jahr wurde das dann doch noch geduldet. Interessanterweise waren dieses Jahr – ausgerechnet im Bundestagswahljahr! – weder die Linkspartei noch der Wählerverein „Bamberger Linke“ präsent. Auch die DKP ist nicht mehr dabei. Neben den Gewerkschaften und der SPD hatten nur die KAB, Amnesty, die VVN und eben die MLPD ihre Stände. Außerdem anwesend und für das kulinarische Programm zuständig, war der fragwürdige und der türkischen Regierung nahestehende Verein „DITIB“. Die gehaltenen Reden waren allesamt lasch und enthielten nur Phrasen über „soziale Gerechtigkeit“ oder „gute Arbeit“. Krieg und Frieden war überhaupt kein Thema. Daher war es wichtig, dass die Flugblätter von ARBEIT ZUKUNFT zahlreich verteilt wurden.
München. Korrespondenz – Wie jedes Jahr fand in München eine Demonstration des DGB vom Gewerkschaftshaus in der Schwanthaler Str. zum Marienplatz mit anschließender Kundgebung statt.
2.000 bis 3.000 Teilnehmer, vielleicht sogar mehr, waren es nach meiner Schätzung auf der Demo.
Die Demoroute ist, so wie ich das sehe, nicht gut gewählt. Der größte Teil verläuft entlang des „Altstadtrings“, einer Verkehrsader, an der es viele Geschäfte und Bürohäuser, aber kaum Wohnhäuser gibt, dann über den „Viktualienmarkt“, wo am Feiertag auch nichts los ist. Es wäre schon nicht schlecht, wenn die 1.Mai-Demo wenigstens ein Mal ein Arbeiterviertel berühren würde.
Gut war, dass so viele Jugendliche, auch mit eigenen Fahnen und Transparenten, an der Demo teilnahmen. Nicht so gut fand ich, dass man die Jugendlichen in einem separaten Block abgetrennt durch eine Lücke im Zug und einen Lautsprecherwagen, marschieren ließ. Das habe ich dann auch einem Kollegen von der IGM gesagt, der mir auch Recht gegeben hat.
Die IGM selbst fiel vor allem durch ihre Unscheinbarkeit auf. Ich zählte drei kleine IGM-Fahnen und ein Transparent (das auch ziemlich klein ausfiel). Die Gewerkschaft Ver.di trat da schon sehr massiver auf, und besetzte auch die Spitze des Demozuges.
Sehr beeindruckend war das Auftreten der Gruppe „Die himmlischen Vier“, die in Kostümen von führenden Persönlichkeiten der Münchner Räterepublik, mit Attrappen von Gewehren und sogar einer Nachbildung einer Kanone aus der Zeit der Pariser Commune mitmarschierten. Auch die von ihnen gerufenen Parolen (z.B. „Krieg dem Krieg! Die Fabriken in Arbeiterhand!“) klangen revolutionär, blieben aber isoliert. So wirkte die ganze Truppe etwas aus der Zeit gefallen.
Schließlich fand ich dann zu „meiner“ Truppe, den Seniorinnen und Senioren des ver.di-Berzirks München. Beim Einmarsch auf den Marienplatz sangen wir laut die Internationale – und das war auch ohne Mikro noch ganz gut zu hören.
Die Maikundgebung dann das Übliche: erst die Rede des OB, dann eine lange – und auch langatmige – Rede des DGB mit einer langen Liste von „Forderungen“ an „unsere“ Regierung. Die Kundgebung begann am Rande schon abzubröckeln. Ich verteilte unsere 1.Mai-Flugblätter und hatte ein längeres Gespräch mit einem interessierten Kollegen.
S.N.
Hamburg. Leider regnete es stark. Aber Zeitungen und Flugblätter wurden trotzdem gut verteilt.
Mainz. Regen führte dazu, dass nur wenige kamen. Wir verteilten Flugblätter und Zeitungen, allerdings nur in geringem Umfang.