An gleich drei Standorten in Norddeutschland (Hamburg, Bremen und Bremerhaven) sollen vorerst über 1000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Die Drohungen und Beschlüsse zeigen, dass zehntausende Arbeitsplätze in der Branche in Gefahr sind.
Den Anfang der Kündigungen machte die Lloyd-Werft in Bremerhaven. In einer Betriebsversammlung am Montag, dem 27. Februar kündigte die Geschäftsführung an, dass sie 117 der knapp 400 Arbeitsplätze streichen will. Der Grund dafür seien fehlende Aufträge und eine weiterhin schlechte Perspektive für den Standort. Der Betriebsratsvorsitzende Daniel Müller kommentierte das mit: „Die Stimmung ist dementsprechend schlecht bei uns“. Bereits schon seit Oktober letzten Jahres sind viele Arbeiter in Kurzarbeit beschäftigt. Dabei hat die malaysische Genting-Gruppe große Versprechen gemacht, als sie vor mehr als einem Jahr den Schiffbauer in Bremerhaven übernahm und erklärte, luxuriöse Kreuzfahrtschiffe für den asiatischen Markt bauen zu wollen. Eine Lüge, wie sich erwiesen hat. Denn für die Profitmaximierung der Genting-Gruppe wurden an einem Tag Hoffnung auf große Aufträge gemacht und am nächsten Tag die Zukunft von 117 Arbeitern vernichtet.
Der zweite Schlag gegen die Werft-Arbeiter erfolgte am Dienstag, dem 28. Februar, bei der Betriebsversammlung der Hamburger Werft Blohm & Voss. Dort kündigten die Geschäftsführer Dieter Dehlke und der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Borgschulte an, dass 300 der etwa 1.000 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen. Der Grund: schon wieder fehlende Aufträge. Das dies eine Lüge ist, wird schon dadurch deutlich, dass die Lürssen-Gruppe, die die Hamburger Werft Ende letzten Jahres übernommen hat, bereits angekündigt hat, dass sie die Hamburger Werft auf die Konstruktion und Fertigung von Kriegsschiffen vorbereiten möchte. Damit will Lürssen sich auf den Bau weiterer Korvetten der Klasse 130 für die Bundesmarine vorbereiten. Der Geschäftsführer der IG Metall in Hamburg kritisiert zwar den Stellenabbau bei Blohm & Voss, begrüßt aber gleichzeitig die Aufträge der Bundesmarine mit den Worten „Das sind Milliardenaufträge, die sichern Beschäftigung für mehrere Jahre“ gegenüber der TAZ. Dass der Bau dieser Korvetten ein weiterer Schritt in der Aufrüstung der Bundeswehr sind und dazu eingesetzt werden, weltweit Kriege zu führen, scheint ihm weniger wichtig zu sein. Statt nach Möglichkeiten des zivilen Schiffsbaus zu suchen und das zu fördern, stimmt man in den Chor der Befürworter militärischer Waffenproduktion ein.
Ein weiterer Schlag traf zeitgleich die Arbeiter des Gesamthafenbetriebsvereins (GHB) in Bremen. Am Dienstag sammelten sich die Hafenarbeiter auf dem Marktplatz im Bremen, um gegen die Schließung der Abteilung Distribution bei dem GHB zu demonstrieren. Auf einem Transparent stehen 520 Namen der Kolleginnen und Kollegen, um zu zeigen, dass sich hinter den Zahlen auch Gesichter und Menschen befinden, die von der Schließungsentscheidung des GHB in der Bremischen Bürgerschaft betroffen sind. Denn mit der Schließung der Abteilung Distribution sollen insgesamt etwa 600 Arbeiter in Bremen und Bremerhaven ihren Arbeitsplatz verlieren. Der Gesamthafenbetrieb dient als sogenannter „virtueller Arbeitgeber“ und gibt Hafenarbeitern ohne festen Arbeitsplatz die Möglichkeit auf sichere Arbeitsverhältnisse. Gleichzeitig vermittelt der GHB Hafenarbeiter an Unternehmen, die im Hafen ansässig sind und vorübergehend Personal benötigen. Dieses Konzept war aber nur solange erfolgreich, solange Zeit- und Leiharbeit noch nicht weit verbreitet waren. Mit den Gesetzen der Agenda 2010 wurde Unternehmen die Möglichkeit gegeben, diese prekären Beschäftigungsverhältnisse ganz offen und legal weiter auszubauen. Entsprechend wird der GHB nicht mehr benötigt und die Mitarbeiter werden somit in prekäre Beschäftigung in andere Unternehmen gezwungen. So hat sich auch schon das Logistikunternehmen BLG Logistics Group dazu bereit erklärt, 300 der Arbeiter der GHB zu übernehmen, zu weitaus schlechteren Arbeitsbedingungen versteht sich.
Gleichzeitig zeigt diese Entscheidung der GHB auf, dass das Konzept „Gesamthafenbetrieb als virtueller Arbeitgeber“ gefährdet und die Gesamthafenbetriebe in vielen Hafenstädten in Norddeutschland eine ähnliche Zukunft erwartet, wie die der Bergbauarbeiter im Ruhrgebiet, vor allem, sollten sich die Arbeiter gegen diese Maßnahmen aktiv wehren. Das muss ihnen aber keiner erzählen, denn sowohl die Hafen- als auch die Werftarbeiter in Norddeutschland sind erfahrene Kämpfer, wenn es darum geht, gute Arbeitsbedingungen zu erkämpfen und zu verteidigen.