Das ist krass. Als in Köln an Silvester 2015 zahlreiche Frauen sexuell belästigt wurden, gab es eine riesige Welle der Empörung. Ja, Empörung ist bei sexueller Gewalt selbstverständlich berechtigt!
Doch nun zeigt sich, dass dabei viel Heuchelei und Rassismus im Spiel war. Laut einer wissenschaftlichen Erhebung der EU halten 27% aller Deutschen sexuelle Gewalt durchaus für möglich und gerechtfertigt!!! Und dabei wird deutlich: Je reaktionärer und ausländerfeindlicher ein Land ist, umso mehr Befürworter von sexueller Gewalt gibt es – in Rumänien liegt die Quote bei 55%! Das Geheul mancher rechter, rassistischer Gruppen, Flüchtlinge seien eine Gefahr für die „deutsche Frau“, entpuppt sich als reine Demagogie. Denn in diesen Kreisen findet sexuelle Gewalt gegen Frauen die höchste Zustimmung.
Im Einzelnen finden in Deutschland die befragten Frauen und Männer sexuelle Gewalt in folgenden Fällen berechtigt (Mehrfachnennungen waren möglich):
– wenn die Frau freizügig angezogen ist – 10%,
– wenn die Frau betrunken ist oder Drogen genommen hat – 12%,
– wenn eine Frau einen Mann mit nach hause nimmt – 11%,
– wenn sie mehrere Sexpartner hatte – 7%,
– wenn sie allein abends spazieren geht – 7%,
– wenn sie mit einem Mann vorher geflirtet hat – 7%.
Nach der Erhebung der EU ist jede Frau in der EU über 15 Jahren sexueller Gewalt ausgesetzt gewesen.
Kann man mit so einer Bilanz stolz die Nase über „die Ausländer“ und „die Flüchtlinge“ rümpfen? Oder wäre es nicht besser, erst einmal vor der eigenen Haustür zu kehren? Kann man so etwas als „überlegene Kultur“ präsentieren? Oder sollte man nicht erst einmal die eigenen Hausaufgaben machen?
Wir sind gegen jede Form sexueller Gewalt – egal wer sie verübt. Sexuelle Gewalt ist immer schrecklich, ob sie nun an Silvester am Kölner Hauptbahnhof, beim Fasching, auf dem Oktoberfest oder im Freundes- und Bekanntenkreis verübt wird. Sexuelle Gewalt ist keine Frage einer Nationalität, eines Glaubens oder gar einer „Rasse“. Sexuelle Gewalt ist ein Ausdruck reaktionärster Gesinnung, wo die Frau als unterlegen und niedriger betrachtet wird. Dagegen müssen wir in allen Nationalitäten und Kulturen kämpfen.
Vor allem für alle fortschrittlichen Männer ist es dabei wichtig, dass sie aktiv den Kampf gegen diese Verachtung der Frauen und für ihre Gleichberechtigung führen – am Arbeitsplatz, in Vereinen, im Freundes- und Bekanntenkreis. Und natürlich haben Frauen das Recht, sich aktiv gegen diese Erniedrigung zu wehren.