Es ist Jahr für Jahr beeindruckend, wenn im Januar Zehntausende zum Friedhof der Sozialisten in Berlin strömen, um der beiden ermordeten Führer der KPD, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zu gedenken und diese zu ehren. Ein Meer roter Nelken bedeckt den Boden vor dem Gedenkstein.
Diese Aktion ist Ohrfeige für und Protest gegen Kapitalismus und Imperialismus – vor allem den deutschen. Im Geiste von Karl Liebknecht heißt es: Der Hauptfeind steht im eigenen Land!
Auch in diesem Jahr riss der Strom von Menschen nicht ab.
Dazu kam die alljährliche Demonstration verschiedener linker Organisationen. Diese ist leider eher ein Schaulaufen der Eitelkeiten, wo es darum geht, wer die meisten Fahnen trägt und groß herauskommt. Die Konkurrenz der verschiedenen Organisationen steht im Vordergrund. Einheitliches Handeln, Zusammenarbeit im Klassenkampf gegen den gemeinsamen Feind? Das ist noch schwach entwickelt, obwohl es auch hier Bestrebungen gibt, die wir unterstützen. In ihrem jetzigen Gepräge ist die Demonstration für viele Menschen aus der Arbeiterklasse und dem Volk nicht ansprechend, weil es wenig um ihre Interessen geht.
Der Gang Zehntausender zum Friedhof trotz Eis und Schnee zeigt jedoch, dass es ein großes Potential an Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen gibt, das bei entsprechender Einigkeit und Zusammenarbeit wenigstens auf der einfachsten Ebene praktischer Zusammenarbeit eine gewaltige Kraft entfalten würde. Hier braucht es noch Geduld und Überzeugungsarbeit, um voranzukommen. Statt gewaltiger Worte sind praktische Schritte erforderlich.
Am Tag zu vor gab es die Rosa-Luxemburg-Konferenz mit gegenüber dem Vorjahr gewachsener Teilnahme. An den vielen Veranstaltungen und Beiträgen beteiligten sich sehr viele Menschen. In der Halle mit den Ständen verschiedener Organisationen herrschte durchgängig Gedränge. Schade war, dass die Atmosphäre in einem „gut situierten“ Hotel nicht zum Charakter der Veranstaltung passte.
Wir hatten sowohl bei der Konferenz als auch vor dem Friedhof der Sozialisten einen Stand. Beide waren fast ständig gut besucht. Es kam zu vielen Diskussionen. Aufmerksamkeit erregte unser Seminar zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution im Juni. Auch unsere Broschüre zur Ideologie der MLPD war – wie schon seit Wochen – sehr gefragt. Unsere Zeitung „Arbeit Zukunft“ stieß auf deutlich größeres Interesse als in den Vorjahren.