Schon seit langem wird in Stuttgart vor allem durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWSG) eine „Sanierungspolitik“ betrieben, bei der billiger Wohnraum vernichtet und dafür neuer Wohnraum mit hohen Mieten geschaffen wird. Bei der Oberbürgermeisterwahl 2012 hatte der damals gewählte OB Kuhn von den Grünen vollmundig „bezahlbaren Wohnraum“ versprochen. Seit seiner Wahl gibt es in Stuttgart mehrere hundert Sozialwohnungen weniger!
Im Norden Stuttgarts wird derzeit diese Politik der Vernichtung billigen Wohnraums fortgesetzt. So soll in Stammheim der „Stammheimer Block“ und in Zuffenhausen das Kelterviertel abgerissen und durch moderne, teure Neubauten ersetzt werden. Grüne, SPD, CDU, FDP, AFD, Freie Wähler unterstützen den Kurs. Die SPD war sich nicht zu schade, im Kelterviertel herumzulaufen und die Mieter aufzufordern, ihren Rausschmiss durch die SWSG zu akzeptieren. Nur die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus unterstützt die Mieter in ihrem Widerstand, vor allem eine Bezirksbeirätin der SÖS, an die sich die Mieter gewendet haben. Die SWSG argumentiert: Angeblich seien diese Häuser nicht mehr zu sanieren. Dabei hat die SWSG beispielsweise, wie eine Mieterin bei der Protestaktion berichtete, jahrzehntelang Miete kassiert und nichts an den Häusern getan. Diesen „Instandhaltungsrückstand“, wie die SWSG es vornehm und verschroben formuliert, nimmt sie nun als Argument für den Abriss und die Vertreibung der Mieter, die sich allerdings die neuen, teureren Wohnungen nicht leisten können. Zudem möchten sie bleiben, da sich im Laufe der Zeit eine Gemeinschaft gebildet hat und die Menschen mit ihrem Viertel verwachsen sind.
So kam es in den letzten Monaten dazu, dass sich eine Initiative gegen den Abriss gebildet hat. Eine Sensation für Zuffenhausen. Mit der Demonstration vom 24.9.16 mit über 200 Teilnehmern kam es zu einem Höhepunkt dieses Protestes. In Zuffenhausen hat es seit Jahren keine Demonstration gegeben. Dementsprechend erregte diese Aktion sehr viel Aufsehen, Interesse und erhielt vor allem auch bei vielen Passanten Unterstützung. Denn einige haben bereits diese Erfahrung gemacht, nur dass es bisher nicht zu so einem offensiven Protest kam.
Die Redner geißelten die Profitgier, die die Stadt zerstört, Menschen ihre Heimat nimmt und in Not stürzt. Angeprangert wurde die extreme Wohnungsnot. Es wurde darauf verwiesen, dass in Stuttgart viele Wohnungen und Büros leer stehen und man damit bereits alle, die in der städtischen Notfallkartei vermerkt sind, mit Wohnraum versorgen könnte. Doch stattdessen werden Kapitalgeber gefördert, die Profite auf Kosten der Menschen machen. Dem wurde entgegengestellt, dass die Stadt den Menschen gehört.
Es wird sicher nicht die letzte Aktion sein. Im Gegenteil! Die erfolgreiche Demonstration hat Mut für den weiteren Widerstand gemacht.
Viele Fotos und Videos von der Aktion findet man unter:
http://cams21.de/zuffenhausen-instandhalten-statt-abreissen/