8.8.16, 333. Montagsdemo gegen Stuttgart 21
333mal hat nun in Stuttgart eine Montagsdemonstration gegen Stuttgart 21 stattgefunden. Seit kurzem liegt das Konzept „Umstieg 21“ vor. Darin haben verschiedene Fachleute wie Architekten, Bahnsachverständige, Verkehrswissenschaftler niedergelegt, wie man das Milliardenloch Stuttgart 21 stoppen und die bisherigen Baugruben sinnvoll umnutzen könnte, um so den Nah- und Fernverkehr nachhaltig zu verbessern und dabei zugleich rund 6 Milliarden Euro zu sparen. Sie haben damit bewiesen, dass ein Ausstieg aus diesem Wahnnsinnsprojekt möglich, sinnvoll und wirtschaftlich ist.
Der Vorstand der DB AG hat darauf wie immer reagiert: Er hat die Vorschläge vom Tisch gewischt. Sie seien unsinnig. So etwas kann der Vorstand der DB AG, der bei Stuttgart 21 für die Planung und Durchführung Jahrzehnte braucht, innerhalb von ein oder zwei Stunden „erarbeiten“. Wie glaubwürdig sind solche selbst erklärte „Experten“?
Es zeigt sich, der DB AG geht es nicht um eine kostengünstige, optimale Lösung für Nah- und Fernverkehr, sondern um das riesige Stück Bauland im Herzen Stuttgarts, das bei der Realisierung des Tiefbahnhofs für Immobilienspekulanten und Baukonzerne frei wird. Wen interessieren schin die Bahnkunden und die Steuerzahler, die den Unsinn bezahlen müssen, wenn Riesenprofite winken?
Dieses Verhalten hat dem Widerstand gegen das Spekulationsprojekt Stuttgart 21 wieder Auftrieb gegeben. Inzwischen kommen selbst mitten in der Ferienzeit wieder Woche für Woche rund 2.000 Menschen zum Protest zusammen, zur 333. Montagsdemo kamen sogar über 2.500. Es muss schon gar nicht mehr betont werden: Die Montagsdemo war wieder bunt und vielfältig. Die Gegner von Stuttgart 21 sprühten vor Ideen und Kreativität.
Hauptrednerin war Professorin Dr. Herta Däubler-Gmelin, ehemalige Bundesjustizministerin, SPD. Mit ihrem Auftreten ging sie auf Konfrontationskurs zur SPD-Führung, die in Nibelungentreue bis zum Untergang am Spekulationsprojekt Stuttgart 21 festhält. Sie lobte die Ausdauer und Hartnäckigkeit der Demonstranten. Durch sie sei bis jetzt bereits Schlimmeres verhindert worden. Sie verwies auf die Versprechungen der DB AG, die beispielsweise 2007 in einer Großanzeige in der Stuttgarter Zeitung (22.12.07) behauptete, S21 „dürfte die einzige Großbaustelle mitten in einer Großstadt sein, von der die Bürger kaum etwas mitbekommen“. Die Bahn versprach weiter, S21 sei ein „grünes Projekt“, ein „Lärmschutzprojekt“, „ohne Verzögerungen“, „ohne Verspätungen oder Zugausfällen“. Nun ist Stuttgart schon seit vielen Monaten noch mehr Stau geplagt als je zuvor – durch die S21-Baustellen, die im gesamten Stadtgebiet verteilt sind. Zahllose Anwohner wurden mittlerweile auf Kosten der Bahn in Hotels untergebracht, weil der Baulärm in ihren Wohnungen unerträglich war. Hunderte Bäume wurden gefällt, nicht nur im Schlosspark – und es werden ständig mehr. Züge und S-Bahnen fallen ständig aus, weil es zu Störungen kommt. Ganze Stadtbahnlinien werden umgelegt, sind unterbrochen, weil sie wegen S21 verlegt werden müssen. Die Nutzer müssen zeitaufwendig auf Busse umsteigen und sich durch die Stuttgarter Staus quälen.
Hinzu kommen die ständig steigenden Kosten von mittlerweile 10 Milliarden Euro – nach oben offen. Dazu sind zahllose wichtige Fragen bis heute ungelöst wie der Brandschutz, unzureichende Kapazität und vieles mehr.
Viele, die schon aufgegeben hatten, weil sie dachten, man könne nichts mehr gegen S21 machen, obwohl sie dagegen waren, kommen nun wieder und werden aktiv. Die in immer schnellerer Folge eintreffenden Horrormeldungen und der unerträgliche Alltag in einer durch zahllose Baustellen verwüsteten Stadt bringen sogar ehemalige Befürworter des Projektes dazu, nun Widerstand zu leisten. Und die lautesten Schreihälse für S21 sind verstummt oder still gegangen. 333 Montagsdemonstrationen zeigen klar, dass die Menschen nicht einfach aufgeben. Und so, wie die Stimmung sich entwickelt, werden sie noch weitere 333 Montagsdemonstrationen kämpfen, wenn dies notwendig ist.