Amoklauf von München: Politische Ausschlachtung der Opfer

Am Freitag gegen 18 Uhr begann am Olympia-Einkaufszentrum in München der 18-jährige Schüler David S. einen Amoklauf, dem im Laufe des frühen Abends 9 Menschen, vor allen Dingen Jugendliche, zum Opfer fielen. 16 weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Unsere herzliche Anteilnahme gilt den Angehörigen der Toten und den Verletzten. Diese sinnlose Tat kann man nur verurteilen!
Der Todesschütze hat sich nach der Tat selbst gerichtet. Vermutlich litt er laut Polizeiangaben an Depressionen.
Wie insbesondere Politiker der CDU/CSU und der AfD die Tat für ihre politischen Zwecke ausnutzten, ist allerdings schon fast eine Verhöhnung der Opfer. Obwohl der Sprecher der Münchener Polizei wiederholt betonte, dass die Hintergründe der Tat noch im Dunkeln lägen und man noch keine genauen Erkenntnisse über die Täter habe (zu Beginn war immer wieder von drei Tätern die Rede), posaunten einige „Größen“ der Politik schon aus, dass es sich um einen „Terroranschlag“ mit sicherlich islamistischen Hintergrund handle. Der AfD-Chef in Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, twitterte: „Merkel-Einheitspartei: danke für den Terror in Deutschland und Europa!“ Unter dem Kommentar fabulierte er weiter über „islamischen Terror“. Der Bundespressesprecher dieser Partei, Lüth, schrieb auf Twitter: „AfD wählen! Schüsse am Olympia Einkaufszentrum: Tote in München – Polizei spricht von akuter Terrorlage.“, während in München die Menschen noch um ihr Leben zitterten.
Aber auch bei CDU und CSU sahen manche ihr Stündchen gekommen. Der sächsische Kreistagsabgeordnete Maximilian Krah, der sich nach eigenen Angaben in München aufhielt, schrieb bereits um 20:53: „Das muss der Wendepunkt sein: Die Willkommenskultur ist tödlich. Es geht um unser Land!“
Ja, und natürlich gefallen sich die bürgerlichen Politiker von Merkel bis de Maizière, den massiven Polizeieinsatz über den grünen Klee zu loben. Immerhin waren 2.300 Mann Polizei, darunter SEK und sogar die Eingreiftruppe „KOBRA“ aus Österreich, im Einsatz. Der Innenminister war eigens aus den USA nach München angereist – natürlich nicht, um Tote wieder zum Leben zu erwecken – sondern um zu sagen: „Die Polizisten und die Sicherheitskräfte verdienen einen wirklichen Dank der Öffentlichkeit, nicht nur an Tagen wie heute“.
Noch einen Schritt weiter ging die Verteidigungsministerin. Während des Amoklaufs in München wurde nach Angaben von Ursula von der Leyen (CDU) auch ein Bundeswehr-Einsatz in Erwägung gezogen. Das sagte die Verteidigungsministerin der FAZ. „Solange das Ausmaß des Anschlages am Freitag nicht klar war, war eine Feldjäger-Einheit der Bundeswehr in München in Bereitschaft versetzt.“
Man könnte meinen, jeder Amoklauf, jeder Terrorakt, in dem ja auch – siehe Münchner Oktoberfest-Attentat vor 35 Jahren, in das ziemlich sicher die deutschen Geheimdienste verwickelt waren – Geheimdienste eine Rolle spielen können, kommt diesem Staat gerade recht, um demagogisch nach mehr „Sicherheit“, mehr Polizei und Militär, mehr Bespitzelung zu verlangen, die demokratischen Rechte der Bürger einzuschränken und die Ausländerfeindlichkeit und die Angst vor Flüchtlingen zu schüren.
Einen solchen Staat des Kapitals wollen wir nicht!
S.N.