Es war ein schönes Fleckchen Erde, wo wir uns an Pfingsten trafen. Die Jugendherberge Hohe Fahrt am Edersee liegt idyllisch – mitten in der Natur, weitab von Stress und Hektik. So war denn auch die Stimmung am Freitag bei der Anreise locker. Bei warmem Wetter konnte man die ersten Schritte in der Umgebung genießen. Leider sollte sich das an den folgenden Tagen ändern. Es wurde kalt, was aber der guten Stimmung keinen Abbruch tat. Denn wir waren ja unter Freund/innen und Genoss/innen.
Nachdem jeder seinen Schlafplatz gefunden hatte, machten wir am Freitagabend eine kleine Vorstellungsrunde, die allerdings länger wurde. Denn jeder berichtete über sich, seine Herkunft, seine politischen Aktivitäten und seine Erwartungen an das gemeinsame Pfingstwochenende. Es wurde schnell klar, hier ist eine bunte und lebendige Gruppe zusammen gekommen. Erfreulich hoch war der Anteil der Frauen, die auch zeigten, dass sie sehr engagiert arbeiten und kämpfen.
Am nächsten Morgen, der frei von Programm war, machten sich die meisten zu kleineren Erkundungstouren in der Umgebung auf. So fuhr ein Teil mit einer winzigen Fähre nach Asel-Süd rüber, um dort zu wandern beziehungsweise eine Tour mit dem Kanu zu unternehmen.
Am Nachmittag machten wir eine lange Wanderung nach Herzhausen am Ufer des Edersees auf dem Urwaldpfad entlang. Das kalte Wetter war dafür ideal. In Herzhausen fanden wir ein nettes Café.
Abends stellte sich die Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands vor. Das führte zu einer lebhaften Diskussion über die Aufgaben und Ziele der Kommunisten in Deutschland und über die gegenwärtige, schwierige Situation im Klassenkampf. Danach saßen noch viele Freund/innen und Genoss/innen bis Mitternacht zusammen und unterhielten sich.
Am Sonntagvormittag war frei, sodass man sich ausruhen oder etwas unternehmen konnte. Im Laufe des Sonntags stießen noch ein paar Tagesgäste dazu, die an den Aktivitäten teilnahmen.
Nachmittags hielt ein Genosse einen sehr guten Vortrag über die AfD, ihre Programmatik, ihre Basis und unsere Aufgaben dazu. Der Genosse betonte, dass es zwar richtig aber nicht ausreichend sei, moralisch gegen die AfD zu argumentieren oder aufzutreten. Man müsse eine programmatische Antwort geben und durch eigenständige Politik den Spielraum dieser rechten Partei einengen. Er verwies auf die Notwendigkeit, für Arbeit, Wohnung, Auskommen, Frieden und gleiche Rechte für alle zu kämpfen. Die AfD könne sich so lange als „Partei des kleinen Mannes“ präsentieren, wie ihr niemand dieses Feld streitig mache. In der Diskussion brachten die Freunde und Genossen ihre Erfahrungen vor Ort ein. Es wurde beklagt, dass die fortschrittlichen Kräfte im antifaschistischen Kampf schwach seien und oft den Rechten hinterher liefen, statt selbständig offensiv und in Verbindung mit eigenen politischen Zielen aufzutreten.
Am Sonntagabend schauten wir einen Film über den Streik bei Neupack, Hamburg an. Ein Genosse der KI Gera 2010 war zu Gast. In dem Film wurde eindrücklich gezeigt, welche Kraft die Arbeiterklasse hat, wenn sie selbständig ihren Weg geht. Überdeutlich wurde der negative Einfluss der Politik der Klassenzusammenarbeit, des Co-Managements, den viele Gewerkschaftsführer einschlagen. Ermutigend war, wie die Kolleg/innen in diesem Streik sich selbst als Gewerkschaft verstanden und ihr Schicksal in die eigene Hand nahmen. Auch wenn der Streik mit einem kleinen Teilerfolg endete und nicht das ursprüngliche Ziel erreichte, hat er den Kolleg/innen ihre eigenen Rolle bewusst gemacht. Es folgte eine heiße Diskussion. Was können wir in Betrieb und Gewerkschaften tun? Wie gehen wir mit Niederlagen um? Wie ist die Lage insgesamt und konkret vor Ort? Es ergab sich ein vielfältiges Bild mit zahlreichen Möglichkeiten und Chancen. Und es machte Mut, was in einem kleinen Betrieb möglich ist.
Am Montag mussten wir leider Abschied nehmen. Bei einer Runde zur Bewertung des verlängerten Wochenendes erklärten alle, dass sie wieder zu so einem Treffen kommen würden. Es hatte allen gefallen und der Abschied war herzlich und schwer.