Ich habe in meiner Nachbarstadt Herten einen begeisternden Film über ein Wiederaufbauprojekt in der vom IS und den US-Bombern weitgehend zerstörten kurdischen Stadt Kobane gesehen. Dort haben – von der ICOR organisiert – zahlreiche Menschen aus anderen Ländern in Zusammenarbeit mit der dortigen Bevölkerung ein dringend benötigtes Krankenhaus unter schwierigsten Bedingungen in Rekordzeit errichtet. Sie kamen aus verschiedenen Ländern, aus unterschiedlichen Berufen, unterschiedlichen Altersgruppen, hatten unterschiedliche weltanschauliche und politische Überzeugungen… – das alles hat sie nicht gestört: sie haben das Gemeinsame in den Mittelpunkt gestellt, angepackt und sich durch keine Schwierigkeiten entmutigen lassen. Das Krankenhausgebäude wurde im November 2015 feierlich eröffnet.
In meiner Heimatstadt – ich möchte sie aus taktischen Gründen nicht nennen – erlebe ich etwas ganz anderes. Hier versuche ich seit etwa 5 Monaten fast erfolglos, politische Gruppierungen zu einer gemeinsamen Arbeit gegen den „Rechtspopulismus“ zu bringen, gegen die AfD, Pegida und entsprechende lokale rassistische und faschistische Gruppierungen. Die Notwendigkeit eines solchen Bündnisses von unten (!) brauche ich wohl hier nicht aufzuzeigen. Doch erlebe ich überwiegend Frustrierendes: wird z.B. eine Person genannt, die man zur Unterstützung heranziehen könnte, wird gleich von anderen die Nase gerümpft; wird eine Organisation genannt, die man ansprechen könnte, passiert dasselbe. Für mich bedeutet das: hier wird nicht das Gemeinsame in den Mittelpunkt gestellt, sondern das Trennende: Es wird ein Vorwand gesucht, warum man mit diesem und jenem nicht zusammenarbeiten kann. Das erinnert mich an das, was in Brüssel passiert: jeder streitet sich mit jedem und alle wollen angeblich die Einheit. Eine Etage tiefer, im Bundestag, passiert dasselbe. Kein Wunder, dass viele Menschen politikverdrossen sind, vor allem, wenn sie auch „im linken Lager“ nichts anderes erleben.