Wie wurde doch die hochverehrte Polizei nach den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln gescholten. Sie habe untätig zugeschaut, wie hunderte Frauen sexuell belästigt und hunderte Menschen ihrer Geldbörse, ihres Handys etc. beraubt wurden. Keiner hatte Verständnis für diese arme Polizei, die mit über 200 bewaffneten Kräften zuerst einmal schauen musste, dass diesen Ordnungshütern und Stützen unseres Staates selbst kein Härchen gekrümmt wurde. „Eigensicherung“ nennt man das in der Fachsprache der Polizei. Auch wir haben uns bedauerlicherweise in dieses Heer staatszersetzender Kritiker eingereiht, wie wir reumütig bekennen müssen.
Doch nun hat die Polizei bewiesen, dass sie Schneid hat, mutig ist und im rechten Augenblick hart und gnadenlos gegen Schwerverbrecher auftreten kann.
In Berlin haben es tatsächlich ein paar schändliche Autonome, noch dazu Linksautonome gewagt, einen Polizisten zu Fall zu bringen! Wie niederträchtig! Und da ein Polizist als Gestalt gewordene Staatsautorität natürlich tausendmal mehr wiegt als hunderte sexuell belästigte Frauen oder gar die über 180 Menschen, die seit 1990 von Nazis ermordet wurden, reagierte die Staatsmacht blitzschnell. Wenige Stunden darauf stürmten 500 Polizisten, darunter ein Spezialeinsatzkommando (SEK), ein Haus, in das angeblich einige dieser frechen Linksautonomen geflüchtet waren. Zwar gab es keinen Hausdurchsuchungsbeschluss, und man fand auch keinen der Übeltäter, aber wenn der Staat in so großer Gefahr ist, dann kann man nicht so pingelig auf Vorschriften und Gesetze achten wie in Köln, wo ja nur einige hundert Menschen bedroht, bedrängt, beraubt und sexuell belästigt wurden. Zudem handelte es sich ja auch nicht um „besorgte Bürger“ oder die gerade entstehenden „Bürgerwehren“, die Ausländer jagen, Scheiben von Flüchtlingswohnheimen einschlagen oder nachts Brände legen. Dafür hat man keine Zeit. Da der Staatsapparat mit all seiner Kraft dabei ist, uns vor den Linksautonomen zu schützen und die Autorität des Polizeibeamten an und für sich zu retten, hat man leider keine Kräfte, um Nazimorde aufzuklären oder die Frauen in Köln zu schützen.
Wenn man dazu rechnet, dass die tapfere Polizei beispielsweise allein beim G7-Gipfel in Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen mit fast 20.000 Kräften Merkel, Obama usw. auch gegen Linke schützen und ganz Garmisch-Partenkirchen samt Umgebung in ein Heerlager verwandeln musste oder bei der Münchner Sicherheitskonferenz jedes Jahr gezwungen ist, zum Schutz diverser befreundeter Diktatoren und von Vertretern der Waffenindustrie und milliardenschwerer Geschäftspartner gegen linke Protestierer fast 4.000 Polizisten aufzufahren, dann muss man verstehen, dass die Polizei völlig überfordert ist, wenn sie auch sexuell belästigte Frauen schützen oder Nazimörder finden soll.
Deshalb erneut ein brausendes Hoch auf unsere tapfere Polizei, die in Berlin vier bis fünf Linksautonome mit 500 wild entschlossenen Beamten gejagt und diese wegen deren bösartiger Raffinesse nicht fangen konnte.