Jahr für Jahr werden die Renten klammheimlich gekürzt. Das Ganze hat den wohlklingenden Namen „Nachhaltigkeits- und Riester-Faktor“. 2003 und 2005 wurden diese Veränderungen der Rentenformel ohne viel Aufhebens von SPD und CDU eingeführt. Danach werden beispielsweise Renten „gedämpft“ – also gekürzt -, wenn die Zahl der Rentner stärker als die Zahl der Beitragspflichtigen steigt. Damit konnten die Renten bereits um 4,4% gesenkt werden. 2015 hat dadurch ein Rentner, der 45 Jahre zum Durchschnittsverdienst gearbeitet und dementsprechend eingezahlt hat, einen Jahresverlust von 722 Euro. Bis 2029 summieren sich die Kürzungen auf einen Verlust von 2939 Euro jährlich gegenüber einer Rente 2003 bei gleichen Voraussetzungen.
Und das ist nicht die erste Kürzung. Im Laufe der Jahre sind die Renten massiv zusammen gestrichen worden. Wurden früher Ausbildungszeiten anerkannt und erhöhten die Rente, fiel das einer „Reform“ zum Opfer. Früher war die Rentenhöhe an die Beiträge und damit an Bruttolöhne gekoppelt. Mit einer Umstellung auf die Nettolöhne wurden die Renten bereits massiv gekürzt, obwohl sich die Beiträge weiterhin aus den Bruttolöhnen errechnet und damit deutlich schneller als die Renten steigen. Mit dem „ Nachhaltigkeits- und Riester-Faktor“ ging es dann in die nächste Kürzungsrunde.
Die OECD hat festgestellt, dass in Deutschland die so genannte „Ersatzquote“,also die Rentenhöhe gemessen am vorherigen Einkommen am niedrigsten in Europa liegt. Deutschland liegt sogar extrem weit unter dem europäischen Durchschnitt von 69% bei gerade einmal 58%. Hinzukommt, dass es in Deutschland 2010 durchschnittlich 36,8 Arbeitsjahre dauerte, bis jemand eine Rente erhielt, während es im europäischen Durchschnitt nur 34,5 Jahre waren. Ein Jahr später erhöhte sich der Wert für Deutschland auf 37,4 Jahre. Um also die magerste Rente in ganz Europa zu erhalten, müssen die Arbeiter/innen und Angestellten in Deutschland auch noch deutlich länger arbeiten und Beiträge zahlen.
Wenn man bedenkt, dass Deutschland zugleich ökonomisch das reichste und mächtigste Land in Europa ist, so stellt sich die Frage, wohin dieser Reichtum wandert und was auch der rasant wachsenden Produktivität wird? Nun die Antwort ist einfach: Das Kapital kassiert und wächst.