Interview mit dem Kollegen Deniz Bahadir, Mitglied in der Bundesjugend- und Auszubildendenvertretung der Deutschen Bahn AG
AZ: Lieber Kollege Deniz, Bahnchef Rüdiger Grube hat einen radikalen Umbau der DB angekündigt. Im Bereich Güterverkehr sollen 2600 Arbeitsplätze wegfallen. Was bedeutet das vor allem für die Jugend bei der Bahn?
Deniz: Das bedeutet für uns als Jugend dramatische Kürzungen, weniger Übernahmen, Kürzung der Ausbildungsplätze, und es erweckt das Gefühl der Unsicherheit. Man fängt immer mehr an, sich um seine eigene Zukunft zu fürchten.
AZ: Seit der Bahnprivatisierung 1994 und ihre Umwandlung in eine Aktiengesellschaft wurden über 170.000 Arbeitsplätze vernichtet. Wie hat sich das auf Eure Arbeitsbedingungen ausgewirkt?
Deniz: Wir mussten mehr arbeiten, mussten uns teilweise umstellen. Wir haben mehr Wochenendschichten gehabt. Ich habe dieses Jahr mit 80 Überstunden angefangen zu arbeiten und habe nun 78 Stunden Überzeit. Dies passierte erst durch die Privatisierung und die Stellenkürzungen. Außerdem merkt man das am Lohn. Ein Facharbeiter verdient 1394€. Mit den alten Verträge hat man viel mehr verdient. Die Lohnkürzung spürt man enorm.
AZ: Wie ist die Stimmung unter den Kolleg/innen angesichts der neuen Angriffe seitens des Bahnvorstandes auf die Beschäftigten?
Deniz: Angst und Schrecken würde ich sagen. Keiner fühlt sich mehr sicher und der Konkurrenzkampf wird immer stärker. Jeder versucht, noch härter zu arbeiten, um seinen Job zu sichern und sie lassen sich mehr gefallen.
AZ: Wie stehen die Gewerkschaften EVG und GdL zu den Angriffen?
Deniz: Sie positionieren sich dagegen und versuchen, zu reagieren und einen Kampf dagegen zu starten, wo ich aber sagen muss, dass sich die Gewerkschaften bis jetzt nicht wirklich dran gehalten haben. Die EVG ist von der Mitgliederzahl sehr stark. 2/3 der Belegschaft sind Gewerkschaftsmitglieder. Wir können viel erreichen, aber dafür müssen wir kämpfen und wir brauchen die Unterstützung der Gewerkschaften. Wir werden auf jeden Fall alles versuchen.
AZ: Sind Kampfmaßnahmen der Beschäftigten dagegen in Vorbereitung? Wie stehen die Auszubildenden und Jugendlichen bei der DB dazu?
Deniz: Wir versuchen als Jav, die Azubis dazu zu bringen, sich dagegen zu wehren. Klar ist uns bewusst, dass die jungen Arbeiter kein Streikrecht haben und es dadurch schwieriger wird. Aber wir sind uns einig. Uns ist bewusst, dass wir das kampflos nicht mit uns machen lassen. Wir werden unsere ganze Arbeit nun in diese Richtung leiten und gemeinsam kämpfen!
AZ: Vielen Dank, Kollege. Wir wünschen Euch viel Erfolg für Euren Kampf!