Die größten Ehren wurden ihm in Benin zuteil, dessen neu ernannter Premierminister ein Pariser Geschäftsmann ist. (…) Nachdem Boni Yayi (der bisherige Präsident Benins – d. Übers.) angekündigt hatte, dass er die Verfassung respektiert, die ihm die Bewerbung um ein drittes Mandat verbietet, rühmte sich Hollande „des demokratischen Beispiels Benins“! In Angola und Kamerun, deren jeweilige Staatschefs sehr wohl die Intention haben, ihre Präsidentschaft auf lebenslänglich auszuweiten, war es schwieriger, auf diesem Klavier zu spielen, aber Geschäft ist Geschäft, und dies ist ein paar Tränen über „die Menschenrechte“ wert!
Von Luanda (der Hauptstadt Angolas) brachte die französische Delegation Verträge über eine Milliarde Euros mit. Insbesondere für Total, das seine Beziehungen mit der staatlichen angolanischen Erdöl- und Erdgas-Gesellschaft enger knüpft, aber auch für die Hotelgesellschaft Accor, die 50 Hotels in Angola zu eröffnen gedenkt. Nach Jahren etwas abgekühlter Beziehungen, die von den Folgen des „Angolagate“ gekennzeichnet waren (Waffenhandels-Skandal, in den die Netzwerke Pasqua-Foccart, Mitterand sowie die Bank Paribas verwickelt waren), hat Präsident Dos Santos mit einer Ausweitung der Kooperation „über den Erdölsektor hinaus“ gelockt. „Sie fragen nach allem nach. Das könnte ein Eldorado für die französischen Mittelständler sein“, überbot sich ein leitender Angestellter von „Suez Environnement“, Mitglied der französischen Delegation.
Die Eskapade von Hollande und den Geschäftemachern, die ihn begleiteten, fand ihr Ende in Yaunde, wohin seit 1999 kein französischer Staatschef mehr gekommen ist. Die Armut der Bevölkerung ist umgekehrt proportional zur Langlebigkeit des Autokraten Paul Biya, Präsident seit 1982. Eines der Themen für die französische Diplomatie war die Stärkung der Kooperation Biyas beim Kampf gegen den Terrorismus. Im Versuch, die bedeutende Entwicklung des antifranzösischen Ressentiments zu entschärfen, die dem von Boko-Haram ähnelt, wollte Hollande einen Akt „geschichtliche Beruhigung“ vollziehen, indem er die von Frankreich gegen die Unabhängigkeitskämpfer in den Jahren 1950 und 1960 ausgeübte „Unterdrückung“ zugab (in Wahrheit handelte es sich um einen schrecklichen Kolonialkrieg und nicht um eine einfache „Unterdrückung“). Die Wirtschaft war auch ein wichtiger Gegenstand. Beim Bau des Tiefseehafens von Kribi und seiner Terminals musste der allmächtige Bolloré (*) tatsächlich hart kämpfen: nur dank der persönlichen Unterstützung des Präsidenten Biya und einer Zusammenarbeit mit der „China Harbour Engineering Corporation“ konnte er diesen großen Fisch an Land ziehen.
Wie dieses Beispiel des kamerunischen Hafens Kribi zeigt, muss der französische Imperialismus mit der Expansion Chinas auf dem afrikanischen Kontinent rechnen (5 Milliarden Dollar Investitionen im Jahr 2006, 20 Milliarden in 2012 + 10 Milliarden an Krediten, die durch die chinesische Regierung bewilligt wurden). Wie Bolloré haben auch Alstom und Total die Wahl getroffen, in ihren Sektoren mit chinesischen Konstrukteuren und Ölarbeitern zu arbeiten. Im Gegenzug zählen die chinesischen Monopole auf die Zusammenarbeit mit französischen Unternehmen, um sich in den frankophonen Ländern festzusetzen und die chinesische Regierung sagt sich zweifellos, dass Frankreich im Fall von Schwierigkeiten oder Massenprotesten nützlicher Weise die Rolle des Gendarmen spielen könnte! Es ist ohne Zweifel kein Zufall in der Agenda, dass Hollande und seine aufwendige Delegation von Ministern und Firmenchefs kaum wenige Stunden nach dem Frankreich-Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten Li Kequiang am 30. Juni nach Afrika abgeflogen ist.
Während Jean-Yves Le Drian, der Verteidigungsminister immer häufiger nach Afrika reist, gibt man seinem Bürochef, Cédric Lewandowski, den Spitznahmen „Foccardowski“. Dieser Bezug auf Jacques Foccard, den „Mister Afrika“ des gaullistischen Netzwerks, bezeichnet die Kontinuität der Politik des französischen Imperialismus in Afrika. Die Bedingungen haben sich geändert, die „Einflusssphären“ umgewandelt und die Konkurrenz hat sich zugespitzt, aber die Ambitionen und die Verbrechen gegen die Völker sind immer noch da. In der reaktionären Linie von de Gaulle, Mitterand, Chirac und Sarkozy ist Francois Hollande in Afrika wie im Mutterland ein aktiver Soldat der Interessen der Oligarchie!
*) Bolloré: französischer Mischkonzern. Zu den Betätigungsfeldern des Konzerns gehört u.a. die Mineralölwirtschaft; in diesem Bereich ist das Unternehmen der zweitgrößte französische Marktteilnehmer.
aus La Forge Juli-August 2015, Zeitung der Komm. Arbeiterpartei Frankreichs