Stuttgart, Ausstellungseröffnung: Die Opfer der NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen

Stuttgart, 16.3.15, NSU-Ausstellung: Gabriele Metzner, Initiative Keupstr., redet

Am Montag dem 13. März 2015 wurde im Stuttgarter Rathaus die Ausstellung „Die Opfer der NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ eröffnet. Veranstalter war die Initiative NSU-Aufklärung.

Die Ausstellungstafeln werden bis zum 24. April im Stuttgarter Rathaus hängen. Sie schildern sehr eindrucksvoll und persönlich das Schicksal der Opfer des NSU-Terrors und ihrer Familien. Dadurch regt die Ausstellung ausgesprochen emotional an, über die Verbrechen der Nazi-Terroristen nachzudenken. Gut wird geschildert, wie die gesamte Ermittlungsarbeit der Polizei von rassistischen Motiven geleitet und damit auf dem rechten Auge blind war. Dabei kommt auch zur Sprache, dass die Familien der Opfer bis heute mit rassistischen Diffamierungen erniedrigt werden. So sprach ein Kriminalbeamter vor einem NSU-Untersuchungsausschuss von „Mischlingen“. Die Opfer wurden weiterhin, obwohl die Täterschaft des NSU bekannt war, wahrheitswidrig als Kriminelle und Drogendealer dargestellt. Auch dass es schon sehr früh Hinweise auf den NSU gab, wird in der Ausstellung gezeigt. So wurde bereits 2002 „Der Weisse Wolf“, ein Nazi-Hetzblatt, veröffentlicht, in dem stand:

Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen 😉 Der Kampf geht weiter…“

Dieser und zahllose andere Hinweise auf den Nazi-Terror wurden konsequent ignoriert.

Schwach und blass wird die Ausstellung jedoch, wenn es um die Beteiligung des deutschen Staates am Nazi-Terror des NSU geht. Man erfährt, dass bei der Ermordung von Halit Yozgat „bis unmittelbar vor dem Mord… auch ein Mitarbeiter des Hessischen Landesamtes für Verfassungsschutz in dem Internetcafé“ war. Dass diese Darstellung zweifelhaft ist und nur die Aussage des Verfassungsschützers wiedergibt, wird nicht erwähnt. So werden an vielen Stellen nur die offiziellen Verharmlosungen wiedergegeben, statt hier kritisch zu hinterfragen, welche Rolle der deutsche Staat bei dieser Mordserie wirklich spielte.

Sehr bewegend war bei der Eröffnung der Ausstellung die Rede von Gabriele Metzner von der Initiative Keupstraße Köln. In der Keupstraße in Köln hatte der NSU am 9. Juni 2004 eine Nagelbombe hochgehen lassen. Es kam zu zahlreichen Verletzten. Nur durch Zufall gab es keine Toten. Gabriele Metzner schilderte lebhaft, wie die die Opfer von der Polizei bei den Verhören zu Tätern gemacht und erniedrigt wurden. Sie verlas Aussagen der Opfer, die unter die Haut gingen und ein schreckliches Licht auf die rassistischen Strukturen im Staatsapparat warfen. Janka Kluge, Sprecherin der VVN-BdA und Mitglied der Initiative NSU-Aufklärung übernahm dann das, was in der Ausstellung fehlte. Sie deckte die tiefe Verstrickung des deutschen Staatsapparates in den Nazi-Terror des NSU auf und stellte die notwendigen kritischen Fragen.

Trotz des erwähnten Mangels ist die Ausstellung sehenswert und kann noch bis zum 24. April montags bis freitags von 8-18 Uhr im Stuttgarter Rathaus angeschaut werden. Es wäre wünschenswert, diese Ausstellung auch in anderen Städten zu zeigen und zu Diskussionen über die Gefahren des Nazi-Terrors sowie die Rolle des Staatsapparates zu nutzen. Anfragen und Buchungen der Ausstellung können gerichtet werden an:

Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V., Adamstr.37 (RGB), 90489 Nürnberg, Tel. 0911-54055934, Fax 0911-54055935, E-Mail birgitmair@t-online.de, www.opfer-des-nsu.de