Keine Party ohne Biermann?

Keine Party ohne Biermann?

Ein paar Worte zu Herrn Biermann

Keine Party ohne Biermann ist bei manchen die Parole! Und sie rufen bei ihm an: Guter Biermann bester Biermann, Woll´n Sie nicht bei uns was singen? Sie könn´ bringen, was Sie wolln, auch die schlimmen, auch die dolln Lieder – heißt´s dann voller Gier.
Fragt der Biermann: Wo, im Fernsehn?! – Nein, nur im Bundestag! Sagte wohl der Einladende, Bundestagspräsident Lammert. (Aber da ist das Fernsehen ja sowieso dabei….)
Erwartungsgemäß hetzte er am 7. November 2014 auf dem „Festakt“ zum 25 jährigen Jubiläum des so genannten Mauerfalls vor laufenden Kameras los, – gegen die Abgeordneten der Linkspartei! Die Maus kennt keine schlimmeren Gegner als die Katz! Er schilt die Linksparteiler Reaktionäre, Drachenbrut, einen „elenden Rest“. Genüsslich jubeln die Medien: Eklat im Bundestag!
Besser hätte es geheißen: Einheitsfeier als inszeniertes Strafgericht für Linke! Deutsche Tradition vom Feinsten. Ein paar Bemerkungen an die Adresse von „Richter“Biermann seien dazu gestattet.
Wollte jemand Herrn Biermann früher, in DDR-Zeiten, für die eigenen schnöden Interessen einspannen – so dichtete damals jedenfalls er selbst – war er angeblich gar nicht kooperativ:

Keine Party ohne Biermann
Ist bei manchen die Parole
Und sie rufen bei mir an:
Guter Biermann bester Biermann
Komm mit deinen beiden Geigen!
Ach, ich kenn die Leier schon
Und ich sag ins Telefon:
Na ja – Sie könn´ das gern haben.
Sie könn´ mich gern haben
Sie könn´ mich
Sie könn´ mich
Sie könn´ mich mal – gern haben!
Es war angeblich also nichts zu machen mit ihm!
Aber, Herr Biermann! Heute denken Sie scheinbar doch etwas positiver! Heute sind wir doch etwas „kooperativer“! Stets an der Seite bestimmter Leute, von dem Herr Biermann einst sehr eindrucksvoll sang:

„So oder so – die Erde wird rot!“ – zum Ersten

Das ist eines von Herrn Biermanns bekannten Liedern. Da hieß es seinerzeit:

Die deutsche Einheit – wir dulden nicht
Dass nur das schwarze Pack davon spricht!
Wir wolln die Einheit: die, wir meinen…
– so soll es sein…

Die zahlreichen Interpretationsfragen, die diese durchaus zum Anlass passende Strophe aufwirft, lassen wir heute mal beiseite. Heute geht’s darum: Herr Biermann feiert die „deutsche Einheit“ vorzugsweise mit dem „schwarzen Pack“, liefert die Unterhaltungseinlagen beim gemütlichen Teil der CSU-Klausur im berühmten Wildbad Kreuth, oder lässt sich, wie am 7 November 2014, von einem Chef des „Packs“, Herrn Kauder persönlich, in den Bundestag geleiten.
Früher sang Herr Biermann immerhin auch noch zu anderen Themen ganz andere Töne:

….die BRD braucht eine KP

Mann, Mann, Mann Biermann! So was haste mal gesungen?! Eine KP, eine kommunistische Partei?
Na ja, auch damals wurde im Haus Biermann an der Chausseestraße in Berlin nicht so heiß gegessen wie gekocht, was man am Fortgang des Lieds sieht:

….die BRD braucht eine KP
Wie ich sie wachsen und reifen seh
Unter Italiens Sonnenschein
– so soll es sein…

Ach so! So sollte es sein. Italiens Sonnenschein? Das war der Hinweis auf die revisionistische, praktisch schon völlig reformistische italienische KP unter Berlinguer! So wie die sollte es werden!
Da sind zumindest einige in der von Herrn Biermann geschmähten Linkspartei in der Tat linker als diese „KP unter Italiens Sonnenschein!“
Aber trotzdem, Biermann: Musste das folgende denn sein, Können Sie uns das bitte erklären?

Dem Bourgeois auf die Finger schaun
– das genügt nicht! Auf die Pfoten haun
Wolln wir das fette Bürgerschwein
so soll es sein…

Alles was recht ist, Herr Biermann! „Das fette Bürgerschwein!“
Wer anders sollte das denn sein, als die, bei denen Sie sich heute ´rumtreiben! ´tschuldigung, bei denen Sie heute die Festakte gestalten??
Und dann auch noch diese altmodische „Sozialromantik“.

Keiner wird arbeitslos! Und auch das:
Jeder hat an der Arbeit Spaß!
Keiner hängt ´rum mit Stempelschein
– so soll es sein…

Klingt ja ganz nett, kann man ja verstehen: 1969, noch aufgewühlt von der 1968er Bewegung! Trotzdem: Musste das sein?
An der Arbeit Spaß haben? Wo kommen wir denn da eigentlich hin: Heute heißt es, effektiv sein, flexibel seinen Lohnverzicht üben, länger arbeiten, Rente mit 67 (selbst mit 70 wird schon andiskutiert!). Das ist die Devise heute!
Stempelschein ist total veraltet! Na, gut, 1969 kannte man natürlich Hartz IV noch nicht. Aber: Keiner wird arbeitslos?
Millionen sind´s heute! Von der so genannten stillen Reserve, die in keiner Statistik auftaucht, ganz zu schweigen. Warum singen Sie denn das heute nicht mehr vor, Herr Biermann? Zum Beispiel im Bundestag?
Um mit es Ihren eigenen Dichterworten zu sagen: Genau „so soll es sein, so muss es sein, so wird es sein“. Das ist doch die Erkenntnis Ihrer heutigen Freunde: Freiheit! Freier Markt! Auch für die Menschen, die nur ihre Arbeitskraft verkaufen können! Pech wenn man da nichts kriegt!! Hat das Qualifikationsprofil wohl nicht gestimmt!
In Teilen der EU, in der Ihre heutigen Freunde bekanntlich das große Wort führen, ist die halbe Jugend, erwerbslos – ´rumhängen mit Stempelschein“ gibt’s da meist auch nicht – so was gibt’s da gar nicht. Aber nichts für Ungut!

Drei Kugeln auf Rudi Dutschke

Es ist schon eindrucksvoll, wie gern Herr Biermann heute die hat, die er früher angeblich gar nicht liebte, die herrschenden Herren und (heute auch) Damen des deutschen Imperialismus.
1968, nach dem Mordanschlag auf den Studentenführer Rudi Dutschke waren dem Herrn Biermann die Gegner eigentlich klar:

Drei Kugeln auf Rudi Dutschke
Ein blutiges Attentat
Wir haben genau gesehen
Wer da geschossen hat

Die Kugel Nummer Eins kam
Aus Springers Zeitungswald
Ihr habt dem Mann die Groschen
Auch noch dafür bezahlt

Na, gut, man muss sich auch ums eigene Auskommen kümmern. Heute liefert Biermann dem Hause Springer lieber die eine oder andere Kugel – Entschuldigen sie, Herr Biermann,! – das eine oder andere Stichwort, das dann in den Springer-Medien, in „Bild“, in der BZ oder in „Die Welt“ dankbar aufgegriffen wird.

Des zweiten Schusses Schütze
im Schöneberger Haus (1)
Sein Mund war ja die Mündung
da kam die Kugel raus

Wie schön Sie das eigentlich damals gesagt haben! Der „Mund“! Im schriftlichen Text ist das Wort sogar hervorgehoben, und wenn man an die Musikaufnahmen denkt, wo Sie das singen, haben sie das Wort auch immer so extra laut betont. Ja, der Mund war die Waffe, aber Rudi Dutschke lag am Ende ganz real in seinem Blut!
Ihre Worte, Herr Biermann, aus Ihrem „Mund“ am 7. November 2014 im Deutschen Bundestag:
Äußerlich an die Adresse von Lammert, natürlich an alle, die das sehen und hören können:
Ich ahne schon, dass sie hoffen, dass ich den Linken ein paar Ohrfeigen verpasse.
Und dann an die Linksparteiabgeordneten:
Ein Drachentöter (so sieht sich Herr Biermann selbst) kann nicht die Reste der Drachenbrut tapfer niederschlagen….“
Tapfer, tapfer, mit dem ganzen „das schwarze Pack“, wie Sie ja dermaleinst reimten, mit Bild und FAZ, mit Welt und ARD, mit Deutschlandfunk und den ganzen anderen Propaganda – Medien der Herrschenden im Rücken! Da lässt sich´s fein tapfer sein!!! Weiter:
Für Euch ist schon Strafe genug, dass Ihr hier sitzen müsst! Ihr seid dazu verurteilt, das hier zu ertragen. Ich gönn es Euch.
Ihr seid der klägliche Rest dessen, was hier überwunden wurde.
Hübsch, was Herr Biermann als Rhetorikprofi hier verpackt: Hass, öffentlicher Hass.
Tags drauf schreibt dazu die FAZ: Da ist alles gesagt! Alles klar?
Na, dann wollen wir mal hoffen, dass sich nicht heute irgendein „Josef Bachmann“ (Dutschke-Attentäter!) berufen fühlt, aus Ihren Worten im Bundestag, Herr Biermann,, aus Ihrem Mund einen Mordauftrag herzuleiten… Sie wissens doch: Der Mund, der war die Waffe, da kam die Kugel raus

Nochmmal: So soll es sein – so wird es sein

So oder so, die Erde wird rot
Entweder leben-rot oder tod-rot
Wir mischen uns da bisschen ein
– so soll es sein
so soll es sein
so wird es sein

So beginnt Biermanns bekanntes Lied, aus dem eingangs schon einige Gedanken zitiert wurden. Herr Biermann hat sich entschieden: Einmischen für tod-Rot!
Der Erdball ist voller Kriege, voller verwüsteter Staaten (Irak, Afghanistan, Libyen, Syrien, Somalia, Südsudan, Demokratische Republik Kongo, das Donbass ..), Millionen Tote, Millionen Menschen auf der Flucht.
Die, die Herr Biermann meinte, im Bundestag anpöbeln zu müssen, bringen diese Fakten im Bundestag wenigstens zur Sprache, ab und zu, wenn´s die von der Schwarz-Rot zusammengestrichene Redezeit für die Opposition zulässt. Sie stehen zu gewissen sozialen, z.T. sozialistischen Überzeugungen, so gut sie es eben wissen. Wir wollen sie nicht schöner reden, als die reformistische Realität der Partei die Linke eben ist! Aber sie legen immer wieder den Finger in die Wunden! Im Bundestag zur Zeit leider nur sie.
Über die Zustände der imperialistisch beherrschten Welt wird in Berlin im Bundestag mitentschieden: Für Kriege, für Rüstungsaufträge, für massive Waffenexporte der BRD, für Sozialkahlschlag, für die weitere Einschränkung des Streikrechts (wenn nicht die demokratische Arbeiterbewegung das noch verhindert), für das Assoziierungsabkommen der EU mit der Ukraine, die dieses Land in den Krieg stürzte, gewollt und bewusst – auch und gerade von Berlin.
Herr Biermann gehört heute zu denen, die in Berlin herrschen!

Wendehals! Reaktionär!

Anmerkung:
1) „Des zweiten Schusses Schütze im Schöneberger Haus“…: Anspielung auf den damaligen Regierenden Bürgermeister Berlins Claus Schütz, den Nachfolger Willy Brandts auf diesem Posten. Damals war das Rathaus Schöneberg der Sitz der Regierung Westberlins.
Gegen die immer militantere 68er Protestbewegung, an dessen Spitze u. A. Rudi Dutschke als charismatischer Anführer stand, hetzte auch der rechte Sozialdemokrat Schütz in so übler Weise, dass zusammen mit der Hetze der Springerblätter Bild, BZ, Die Welt … in der BRD Pogromstimmung gegen die Protestbewegung aufkam. Von der war offensichtlich auch der Attentäter Bachmann beeinflusst. Er lauerte Dutschke auf, und schoss ihn mit drei Schüssen in den Kopf nieder. Dutschke überlebte schwerst verletzt, starb aber einige Jahre später im dänischen Exil an den Spätfolgen.