Stuttgart, 21.6.14, Kundgebung: Kein (Bürger-) Krieg in der Ukraine!

Stuttgart, 21. Juni 2014. Sommeranfang, wie man es erwartet: Kaiserwetter. Für die Innenstadt heißt das: kaum erträglich. Davon unbeeindruckt wälzen sich Ströme und Gegenströme konsumfreudiger Menschen aus Stadt und Umland, ab und zu strudelnd und ineinanderfließend, durch Stuttgarts Shoppingmall. Info-Stände von Tierschützern, evangelikalen Christen und Drogengegnern werden geradezu überflutet, die wenigen Bettler und Verkäufer einer Obdachlosenzeitung, die sich an diesem Nachmittag Aufmerksamkeit und etwas Umsatz erhoffen, werden gnadenlos an die Wand gespült.

Mittendrin an einem Pusteblumen artigen laut rauschenden Brunnen werden gegen 14:00 Uhr von wenigen Aktivisten einiger Antifa- und antimilitaristischer Gruppen Info-Tafeln aufgestellt, Transparente werden gespannt:

 

Solidarität mit den linken Kräften in der Ukraine!

 

Kein (Bürger-)Krieg in der Ukraine!

 

Nachdem sich eine halbe Stunde später immer noch nicht mehr als ca. 30 Leute versammelt hatten, wurde die Kundgebung eröffnet.

RednerInnen prangern die Rolle von EU, Bundesregierung und NATO für die Entstehung und Verschärfung des Konfliktes in und um die Ukraine an. Ebenso wiesen sie darauf hin, dass faschistische Kräfte schnell in der sogenannten Majdan-Bewegung die Führung übernommen hätten und jetzt mit in der neuen nicht legitimierten Regierung säßen. Diese Vorgänge wurden in den Zusammenhang mit einem gesamteuropäischen Vormarsch rechter Parteien und Faschisten gestellt.

Der Pusteblumenbrunnen rauschte unbeirrt und tat so das Seinige, dass die über Megaphon gehaltenen Beiträge so gut wie nicht zu verstehen waren.

Konsumenten-Passanten blieben nicht stehen, beschleunigten den Schritt. Einige Flugis und Flyer wechselten dennoch die Hände.

Spektakulär eine Flashmob-Aktion: Gewehrsalven waren zu hören, auf der Straße „Leichen“, mit blutgetränkten weißen Tüchern abgedeckt. Mit ins Straßenpflaster gesteckten Tafeln wurde an Massaker wie in Odessa und Mariupol erinnert.

Aktivisten warnten davor, weiter an den Grenzen der Atommacht Russland zu „zündeln“. Die Verantwortung dafür trügen wieder EU und Bundesregierung sowie die „Mainstream-Medien“, die einseitig und oft mit aggressivem Vokabular antirussisch berichten und Wladimir Putin „dämonisieren“ würden.

 

Aus dem Redebeitrag des AABS (Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart und Region):

Die Faschisten werden als treue Handlanger im Kampf für eine „europäische“

Ukraine gesehen und die von ihnen ausgehende Gefahr konsequent geleugnet.

Parallelen zur Vergangenheit werden greifbar. Der Terror auf den Straßen durch den militärisch auftretenden, faschistischen, so genannten „rechten Sektor“ wurde von der neuen Regierung nun gar legalisiert, in dem man den militärischen Arm des rechten Sektors zur Nationalgarde aufwertete.“

Und weiter:

„Doch nicht nur die faschistischen Aktivitäten in der westlichen Ukraine bieten Anlass zur Sorge. Im Osten scheinen russische Nationalisten entscheidenden Einfluss zu haben. Beispiele sind die Separatistenführer Strelkow und Borodai, welche beide für die russisch-nationalistische „Sawtra“ schrieben, einen positiven Zarismusbezug haben und nun die Erhebung im Osten der Ukraine unterstützen.“

Schließlich:

Unsere Solidarität geht weder in den Westen noch in den Osten der Ukraine, sondern an all jene Individuen, welche sich gegen Menschenfeindlichkeit zu Wehr setzen, und an all jene, welche von ihr betroffen sind.

In diesem Sinne bedeutet Antifaschismus der Kampf gegen reaktionäre Denkmuster!“