Erklärung der Föderation der Demokratischen Arbeitervereine DIDF
Bei einer Explosion in 400 Meter Tiefe in einer Kohlegrube in Soma (nahe der Provinz Manisa) in der Türkei kamen nach ersten Verlautbarungen über 200 Kumpel ums Leben. Es wird befürchtet, dass sich die Zahl der Toten noch dramatisch erhöhen könnte. Es wurde berichtet, dass bis jetzt 560 Arbeiter sowohl tot, als auch lebendig aus der Grube geborgen wurden konnten.
Doch noch immer gibt es keine gesicherten Zahlen darüber, wie viele Kumpel sich noch unter den Trümmern befinden. Laut einer Erklärung befanden sich zum Zeitpunkt der Explosion 780 Bergleute in dem Werk. Das würde bedeuten, dass noch 220 Arbeiter unter der Erde eingeschlossen sind und auf Rettung warten! Da die Leichenschauhäuser der örtlichen Krankenhäuser bereits überfüllt sind, wurden die toten Körper der getöteten Arbeiter in die Kühlräume von Schlachthäusern verfrachtet…
Die janusköpfige Regierung, das gierige Kapital und die eingebetteten Medien
Die Ausrufung einer dreitägigen Staatstrauer, die Absage der Albanienreise des Ministerpräsidenten, die Beileidsbekundungen, die Anwesenheit des Energieministers, Taner Yildiz, vor Ort; das alles dient nur zum Verbergen der Geschehnisse. Die Tränen, die seitens der Regierung vergossen werden, sind in Wahrheit nichts anderes als Krokodilstränen!
Noch vor kurzer Zeit kommentierte Ministerpräsident Erdogan die bisherigen Morde in Bergwerken und Gruben mit: „Zu sterben gehört zum Schicksal von Bergarbeitern“. Das haben wir und die Bevölkerung nicht vergessen!
Vor 20 Tagen hatten Abgeordnete der CHP, MHP und BDP vorgeschlagen einen Untersuchungsausschuss diesbezüglich zu gründen. Dieser Vorschlag wurde von den Abgeordneten der AKP, die die alleinige Mehrheit im türkischen Parlament besitzt, abgelehnt. Eine Anfrage des Istanbuler HDP-Abgeordneten Levent Tüzel wurde vom zuständigen Ministerium umgegangen, indem gesagt wurde, dass die Unternehmen und Sicherheitsvorkehrungen regelmäßig geprüft würden. Das Werk, in dem das Massaker passiert ist, wurde vor einiger Zeit privatisiert und von Energieminister Yildiz eingeweiht. Damals nannte es Yildiz: „die sicherste Mine Europas“. In der „sichersten Mine Europas“ sind seit gestern hunderte Menschen gestorben. Das zeigt wieder einmal die heuchlerische Politik der Regierung.
Wir haben auch nicht vergessen, dass die Führungskräfte der Soma Holding AG, der die Grube gehört, vor kurzem bekannt gegeben hatte, die laufenden Kosten um 60 % zu senken. Die Profitgier der Soma Holding AG- Bosse führte zur Reduzierung der Arbeiterzahl, der Kündigung von erfahrenen Arbeitern und zur Einstellung von Leiharbeitern, die keine Erfahrung in Bergarbeit haben. Mit alldem wurde das Massaker Stück für Stück vorbereitet! Dass einer der toten Arbeiter erst 15 Jahre alt war, zeigt das Ausmaß, mit dem die Arbeiter ausgebeutet wurden, noch vehementer. Dass, trotz alledem, die Inhaber heute von einem „tragischen Unfall“ reden, zeigt, dass sie auch in Zukunft bereit sind hunderte oder sogar tausende Arbeiter für den Profit zu opfern! Die eingebetteten Medien berichten, dass die Sicherheitsmaßnahmen der Mine auf dem höchsten Stand gewesen seien und sprechen ebenfalls von einem „tragischen Unfall“. Professor Dr. Orhan Kural, ein „Experte“ für die Soma-Grube, äußerte sich auf einem Fernsehkanal wie folgt: „Der Tod durch Karbonmonoxid ist ein süßer Tod. Sie würden keinen Schmerz spüren. Zu Verbrennen ist ein qualvoller Tod. Ich würde mir, für mich, auch einen schmerzlosen Tod wünschen“. Solche Worte zeigen, als wie wertlos das Leben der Arbeiter gesehen wird!
Protestieren wir gegen die AKP-Regierung und das Kapital!
Wir, als Föderation der Demokratischen Arbeitervereine DIDF, sprechen der Arbeiterklasse der Türkei und den Angehörigen der Opfer unser Beileid aus und wünschen den Verwundeten einen schnellen Heilungsprozess. Und wir versprechen, dass wir hier in Europa das Kapital und die Regierung als das bloßstellen werden, was sie sind: die Feinde der Arbeiter und Beschäftigten! In der 12-jährigen Regierungszeit der AKP wurden über 14.000 Arbeiter bei Arbeitsunfällen ermordet. Wir haben keinen unserer arbeitenden Brüder oder Schwestern vergessen und werden sie nie vergessen!
Wir rufen, als DIDF, alle demokratischen Organisationen, egal ob hiesig oder mit Migrationshintergrund, dazu auf mit unseren Ortsvereinen Stellung zu beziehen und gegen die AKP-Regierung und das Kapital zu protestieren!