aus UZ, 11.4.14
Leider gibt es unter den linken, revolutionären Kräften viele, die sich reflexartig auf Seiten Russlands stellen und die Interessen Russlands verstehen, ohne darauf einzugehen, dass es sich um ein kapitalistisches Land handelt, dass zwar Verlierer im Kampf um Macht ist, aber eben Machtpolitik betreibt. Daher bringen wir einen Ausschnitt aus einem Beitrag von Georg Füllberth, DKP, mit dem wir zwar in einer Reihe Fragen Differenzen haben, ihm hier jedoch mit voller Überzeugung zustimmen:
„Was hätte Lenin dazu gesagt? Denken wir an seine Haltung 1914.
Der Erste Weltkrieg war für ihn ein Konflikt imperialistischer Mächte, in alphabetischer Reihenfolge: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland, 1917 kamen die USA dazu. Für die revolutionäre Arbeiterbewegung verbot es sich, für eine von ihnen Partei zu ergreifen. Deutschland war nach Lenin der zu spät gekommene und deshalb der aggressivste Räuber, aber das setzte seine Feinde nicht ins Recht. Alle waren sie Imperialisten. Aus dieser Sicht fehlt auf dem oben erwähnten Plakat (der DKP, Anmerkung der Redaktion) eine Hand: die Russlands. Es ist ein kapitalistischer Staat. Dass es in Ukraine-Fragen eigene Sicherheitsinteressen wahrnimmt, trifft zu, ist aber kein Grund für irgendwelche Parteinahme.
Das ist die eine Seite der Sache. Auch über die andere kann man etwas bei Lenin lernen. Er kämpfte gegen den Krieg, indem er die Revolution in Russland vorbereitete. So entsprach dies auch der Entschließung des Internationalen Sozialistenkongresses in Stuttgart 1907: Jede Arbeiterpartei sollte im eigenen Land den herrschenden Klassen in den Arm fallen. Lenins Feinde im allgemeinen Sinn waren alle Imperialisten, operativ aber wandte er sich gegen den Zaren. Karl Liebknechts Maxime war: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land!““