Machtunternehmen und Funktionsparteienspezialist FDP kurz vor der Übernahme?
Traditionspartei der deutschen Monopole droht offenbar das Aus!
Am Abend des 22. September 2013 erschütterte eine Horrornachricht die deutsche Wirtschaft und die politischen Dienstleistungsunternehmen des BRD-Kapitals: Dem auf die lukrative Klientel-Sparte „Besserverdienende“ spezialisierten Traditionsunternehmen „FDP“, seit 1949 den deutschen Industrie- und Finanzmonopolen mit Parteibuch und so mancher Spendenquittung für das Finanzamt freundschaftlich und pekuniär verpflichtet, droht nach der Bundestagswahl die Abwicklung. Auch die feste Verankerung der Partei, die Einbindung ihrer Führungsriege und der meisten ihrer Mitglieder in die Schnittstellen der Macht zwischen Politik und Geld scheint das vorläufige Ende des Lobby-Unternehmens auf Bundesebene nicht abwenden zu können.
Die schleichende Erosion des an sich gut geschmierten und von erfahrenen Managern geführten Unternehmens – geschickt im Umgang mit halbseidenen Parteispende-Projekten und zuletzt besonders dem deutschen Hotel-Gewerbe verpflichtet – zeichnete sich schon vor Jahren ab. Dabei hatte sich die Partei als „Funktionspartei“ zur Beschaffung von politischen Mehrheiten zum Zwecke der nachhaltigen Beeinflussung von Gesetzesinitiativen zur Verbesserung der Ausbeutungsbedingungen zu Lasten der Arbeiterklasse einen in Unternehmerkreisen über Jahre hinweg guten Namen gemacht; das Prädikat „Wertvoll für Besserverdienende“ hatte sich die Partei redlich verdient. Das bestätigten immer wieder auch die Mitbewerber der Partei um Macht und Einfluss.
Der Sinkflug des ausgewiesenen Mehrheitenbeschaffers deutete sich indes schon vor Jahren zaghaft an, als eine der charismatischsten Führungspersönlichkeiten in der Geschichte der Partei, Jürgen W. Möllemann, plötzlich und unerwartet vom Himmel fiel. „Nihil facere“ für ihn – doch die Partei bäumte sich auf (zeitweise unter tätiger Mithilfe des progressiven Alibi-Liberalen Gerhard Baum, Kampfname: „Heiner Geissler der FDP“). Es gab tatsächlich in der Folge immer wieder Zwischenhochs, die allerdings nie von der Nachhaltigkeit des Tuns eines Gelbwagen-Scheels oder Wendelin-Genschers waren.
Westerwelle-Guido, hyperaktiver Spaßgenerator und vorübergehendes Verkaufsgenie, galt einige Monate als Hoffnungsträger der Partei – zumal er es verstand, vor den Augen und Ohren der staunenden Bürgerschaft sozial Benachteiligte, Arbeitslose und kritische Zeitgenossen ungestraft anzupöbeln und verächtlich zu machen. Aus bisher nicht wirklich geklärten Gründen trat er dann aber den Rückzug aus dem operativen Geschäft des Unternehmens an und konzentrierte sich auf seinen Zweitjob als Wasserträger des außenpolitischen Interessenflügels des deutschen Imperialismus.
Seinem Funktionsnachfolger Philip Rösler gelang es nicht, trotz ausgewiesener Kompetenz als stabsärztlicher Augenarzt mit angemessener Weitsicht für die Partei neue Marktsegmente zu entdecken; zu sehr hatte er zu kämpfen mit seinem Image als „Zappelphilipp“ und „Abhack-Rhetoriker“ – manche unternehmensinterne Kritiker sollen ihm sogar das eher irritierende als seriöse Charisma von „Lukas, dem Lokomotivführer“ (bekannt aus der „Augsburger Puppenkiste“) vorgeworfen haben.
Hilfreich war, wie sich jetzt schmerzlich herausstellte, auch die Wahl von Rainer Brüderle als Unternehmensvorstand für „Marketing und Stimmenfang“ nicht: Brüderle, von Freunden scherzhaft „Oechsle-Rainer“ genannt, hatte sich zwar besonders durch charmante Bemerkungen der Damenwelt gegenüber der Unterstützung durch sein weiblichen Publikums nachhaltig versichert. Die umstrittene Zweitstimmen-Kampagne kurz vor der Übernahmeschlacht im Machtgeschäft anlässlich der Bundestagswahl erschien kritischen Beobachtern (im Nachhinein, wohlgemerkt!) aber denn doch als zu nass-forsch. Ein Eingeweihter sprach davon, das offene Buhlen um die Stimmen der CDU habe gerade innerhalb der Sperrbezirke in den Großstädten ein wenig wie der Aufruf zur offenen Straßenprostitution gewirkt und die eher traditionsverhafteten Sympathisanten abgestoßen. Daran kann es aber nicht wirklich gelegen haben, denn die FDP selbst ist ja im Kern liberal bis zum Abwinken …
Wie auch immer: Tragisch scheint es, dass das Traditionsunternehmen nun das Schicksal erfährt, das es eigentlich nur für die Arbeiterklasse und die abhängig Beschäftigten geplant hatte. Die Zeitarbeitsverträge der Mitarbeiter der Bundespartei laufen aus, für rund 600 Beschäftigte der FDP-Bundestagsfraktion in Berlin ist Ende Oktober Schluss. Man wolle sich bemühen zu prüfen, so Cornelia Pieper (ehem. FDP-Bundestagsfraktion), ob man für die Beschäftigten „eine Anschlussverwendung finden“ könne (diese Formulierung ist nicht gefälscht; vgl. ARD-Morgenmagazin vom 24.9.2013). Unbestätigten Berichten zufolge haben sich der amerikanische Großinvestor Berggruen und der abgehalfterte Milliardär Schlecker angeboten, im KARSTADT- bzw. „Schlecker-Frauen-Pool“ nach adäquaten Verwendungsmöglichkeiten zu suchen.
Viel Verantwortung lastet jetzt auf den Schultern des jungen Insolvenzverwalters Christian Lindner aus NRW. Er wird die ganze Kraft seiner Persönlichkeit investieren müssen, um die endgültige Übernahme der Klientel seines Restunternehmens durch DIE GRÜNEN zu verhindern und durch verstärktes Outsourcing der Netzwerkkontakte seiner Firma auf die ihm verbliebenen Landesverbände zu retten, was zu retten ist. DIE GRÜNEN sind ja bekanntermaßen schon seit einigen Jahren die schärfste Konkurrenz der FDP im Buhlen um die Gunst der Besserverdienenden gewesen; wenn es DEN GRÜNEN nun noch gelingt, Altlasten ihrer Parteiengeschichte zu entsorgen (etwa Pädophiliepositionen und die missglückte Kampagne „Veggie-Day statt Biofleisch“), dann könnte dies der endgültige Sargnagel für die FDP sein – zumal ja die Annäherungsversuche zu einer schwarz-grünen Koalitionsregierung unübersehbar sind. Damit wäre dann auch das Alleinstellungsmerkmal des erfolgreichen Mehrheitenbeschaffers FDP enggültig an die Konkurrenz verloren. Nichts ist so schlecht zu reparieren wie ein zerstörter Markenname, das sollte der Insolvenzverwalter wissen.
Dr. Frank Beckmann