Unter diesem Motto fand in Günzburg (Bayern), das in der Nähe des AKW Gundremmingen liegt, am 2. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima eine Demonstration von etwa 3.500 Atomkraftgegnern statt.
Deutschlandweit gingen an diesem Tag, dem 9. März, 28.000 Menschen gegen die weitere Nutzung der Atomenergie und für das sofortige Abschalten der noch in Betrieb befindlichen deutschen AKWs auf die Straße, und zwar in Grohnde, Gronau, Neckarwestheim und eben Gundremmingen.
Dabei fand die größte Aktion zweifelsfrei in Grohnde (Niedersachsen) statt. Dort wurde eine 380km lange Menschenkette mit 20.000 Demonstranten gebildet, die das AKW in etwa 40 bis 60 km Abstand umzingelten, um so die Auswirkungen einer Sperrzone rund um das AKW im Falle eines GAU anschaulich zu machen. Die Demonstrantinnen und Demonstranten ließen sich dazu Einiges einfallen. So wurden Straßensperren errichtet, an denen Passanten Merkblätter für das Verhalten im Falle eines atomaren Unfalls ausgehändigt wurden. Auch Strahlenmessungen mit Geigerzähler-Attrappen wurden simuliert.
Das Besondere an Gundremmingen ist, dass dort von der RWE noch zwei Reaktorblöcke vom Fukushima-Typ betrieben werden, sogenannte Siedewasser-Reaktoren. Bei diesem Typ wird der Wasserdampf ohne einen sekundären Kreislauf direkt vom Reaktorbehälter zu den Turbinen geleitet, was im Störfall erhöhte Gefahr von Austritt radioaktiver Substanzen bedeutet.
Das Zweite ist, dass auf dem Gelände des AKW das derzeit größte “Zwischen“lager für radioaktiven Müll besteht. Dort können bis zu 250 CASTOR-Behälter unter freiem Himmel (!!) gelagert werden; und eine gesicherte Endlagerung des Atommülls liegt noch in weiter Ferne, wie wir wissen. Im 100 km-Umkreis des AKW Gundremmingen liegen drei Großstädte: Augsburg, Ulm und Stuttgart und einige dicht besiedelte Regionen wie das Gebiet Donau-Iller, das Neckar- und Vilstal von Geislingen bis Stuttgart, die Region Giengen-Heidenheim-Aalen, das dicht besiedelte Gebiet an der Donau und am unteren Lech, Kempten im Allgäu mit ca. 60.000 Einwohnern.
Mit dieser ständigen Bedrohung für Gesundheit und Leben setzen sich viele Anwohner des AKW zunehmend auseinander. So findet schon seit 1989 jeden Sonntag eine Mahnwache vor dem Tor des AKW-Geländes in Gundremmingen statt. Im Raum Ulm-Günzburg-Heidenheim hat sich ein Verein „Forum gemeinsam gegen Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik“ gegründet, der ständig Informationen über das Zwischenlager veröffentlicht. Selbst im Allgäu, das nun schon fast 100 km entfernt liegt (von wo aus man aber bei gutem Wetter und erhöhtem Standort die zwei Wasserdampfsäulen der Kühltürme sehen kann) gibt es eine Antiatom-Initiative.
Noch einmal fanden am 11.03. an 201 Orten Mahnwachen mit insgesamt über 9.000 Teilnehmern im ganzen Bundesgebiet statt. Nachzulesen und zu sehen ist das auf der Homepage von „ausgestrahlt.de“ unter www.ausgestrahlt.de/mitmachen/fukushima2013.html.
Aufgefallen ist mir, zumindest in Günzburg, dass sogenannte „linke“ Organisationen sehr spärlich vertreten waren. Lediglich die MLPD hatte ein eigenes Transparent, von den „Linken“, DKP usw. war praktisch nichts zu sehen. Offensichtlich nehmen sie die Bewegung gegen die atomare Bedrohung unserer Lebensgrundlagen nicht besonders wichtig. Diese Bewegung ist aber Teil des sehr bedeutsamen zunehmenden Kampfs gegen die Zerstörung unserer Umwelt, der direkten Bedrohung unseres Lebens durch das Profitstreben des Kapitalismus und Imperialismus. Gerade auch an der Umweltpolitik der Regierung und ihrem leichtsinnigen Umgang mit den fundamentalen Lebensinteressen der Bevölkerung lässt sich der reaktionäre und menschenverachtende Charakter der kapitalistischen Produktionsweise ausgezeichnet erklären. Ohne Beseitigung des Profitsystems gibt es keinen Ausweg aus der globalen Umweltkatastrophe.
S.N.