„Es handelt sich bei den in Deutschland gefundenen Artikeln um qualitativ hochwertige und nicht gesundheitsgefährdende Lebensmittel“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete und „Entwicklungsexperte“ Hartwig Fischer zu dem Skandal um Pferdefleisch-Lasagne, -Tortellini, -Ravioli usw. Das Zeug ist ihm zu schade, um es wegzuwerfen. Entwicklungshilfeminister Niebel hat sich begeistert dem Vorschlag angeschlossen.
Da wollen wir als „Arbeit Zukunft“ nicht abseits stehen und zu den Zauderern, Bremsern und Bedenkenträgern gehören! Wir finden es auch schade, geradezu verbrecherisch, wenn all das schöne Gammelfleisch weg geschmissen wird. Wir unterstützen daher aus ganzem Herzen diesen Vorschlag! Das Zeug muss gegessen werden.
Allerdings halten wir die Idee, es an Hartz-IV-Bedürftige zu verteilen aus Gründen der Sparsamkeit und wegen des dafür notwendigen bürokratischen Kontroll- und Verteilsystem für viel zu aufwändig, ineffizient und teuer.
Kostenbewusst, wie wir sind, schlagen wir vor, die Bundestagskantine zur zentralen Sammelstelle für sämtliche Produkte aus den regelmäßig auftretenden Lebensmittelskandalen zu machen und diese dort zu verwerten. Die Kantine des Bundestages könnte daraus für die Abgeordneten leckere Menüs zubereiten. Die Kantine des Entwicklungshilfeministeriums könnte kostengünstig mit beliefert werden. Feinschmecker wie die Herren Fischer und Niebel werden es zu schätzen wissen, endlich einmal nicht langweiliges Rindfleisch essen zu müssen, sondern genüsslich das aromatische und etwas kräftigere Pferdefleisch zu genießen. Vielleicht haben die darin enthaltenen Dopingmittel ja auch eine positive Wirkung auf das Denkvermögen und beleben die Kreativität dieser Herren noch mehr.
Wir jedenfalls können uns, allein wenn wir an die zahllosen Lebensmittelskandale der vergangenen Jahre zurückdenken, wo immer angeblich „unschädliche“ Lebensmittel tonnenweise auf Müllkippen entsorgt wurden, vorstellen, wie vielfältig, reichhaltig und abwechslungsreich das Speisenangebot in der Bundestagskantine wird, wenn die genialen Ideen der beiden tatkräftig und zum Wohle des gesamten Volkes umgesetzt werden.
Da gäbe es dann die berühmten Birkel-Nudeln mit toten Küken, etwas Hühnerkot und Blut (1985, die Nudeln waren nicht „gesundheitsgefährdend“, weil die Schei.e abgekocht und sterilisiert war.)
Dazu würde leckerer Wein mit Frostschutzmittel (1985) kredenzt: Zum Wohl, Herr Schröder und Herr Minister Niebel!
Für die Gourmets gäbe es Fisch mit Würmern, die ja als besonders Eiweißreich und leicht verdaulich gelten (Skandale 1987, 1994, 1997).
Ein paar Wachstumshormone (Glenbuterol-Skandal 1992 europaweit) im Fleisch würden auch nicht schaden und das Angebot der Bundestagskantine bereichern. Sportler geben viel Geld aus, um sich solche Hormone zu beschaffen. Für die „Leistungsträger“ im Bundestag ist das sicher ein sinnvolles Nahrungsergänzungsmittel.
Überlagertes Obst, Gemüse und andere Lebensmittel als Frischware (1993) auf dem Tisch der Bundestagskantine würden zu einer ausgeglichenen, vitaminreichen Kost führen.
Ein wenig radioaktiv verseuchte Milch (1994) würde geistige Leuchten wie Fischer und Niebel sicher noch mehr zum Strahlen bringen. Etwas Dioxin-verseuchte Milch aus Süddeutschland (1998) hätte bestimmt eine besondere geschmackliche Note.
Mit pestizidhaltiger Babynahrung (1994) könnte man die Parlamentarier aufpäppeln.
Leckerer gepanschter künstlicher Apfelsaft aus Konzentrat (1996) würde solche Leute erfrischen, wenn sie in ihrer geistigen Schaffenskraft erlahmen.
Schweinefleisch mit Hormonen und Antibiotika (2001) würden die Kosten für Arzneimittel für „Volksvertreter“ vom Schlage der Herren Fischer und Niebel drastisch senken. Da die beiden ja ausgesprochen kostenbewusst sind, werden sie einem solchen Vorschlag begeistert zustimmen.
Dioxin und andere Umweltgifte in Lebensmitteln und im Tierfutter (europaweite Skandale 1999, 2000, 2002) führen ebenfalls zu einer geschmacklichen Note, die unsere zwei Leckermäulchen zu schätzen wissen.
Auch Gammelfleisch und -wurst (2003, 2005, 2006) sind abgekocht und sterilisiert nicht gesundheitsschädlich, bieten dafür aber eine besondere geschmackliche Note, die sie von dem Einerlei unseres normalen Essens abhebt – ideal für Gourmets wie Fischer und Niebel.
Allein dieser kleine Auszug aus den Lebensmittelskandalen der letzten Jahre und den damit verbundenen ungeheuren Mengen an weggeworfenen kostbaren Lebensmitteln zeigt, wie kreativ der Vorschlag ist. Mit diesen Nahrungsmitteln könnte man die Bundestagskantine zu einem international berühmten 3-Sterne-Restaurant ausbauen. Da die Herren Fischer und Niebel nicht zu den Meckerern und Bedenkenträgern gehören, sondern mutig vorangehen, wird es sie bestimmt auch nicht stören, dass die 3 Sterne Minussterne sind.