Metalltarifrunde 2012: Urabstimmung – der logische Schritt!

Am 28. April 2012 endet in der Metallindustrie die Friedenspflicht. Dann ist die Gewerkschaft frei für Aktionen.

Die von Gesamtmetall in den Tarifverhandlungen der letzten Woche vorgelegten „Angebote“ sind provokativ: 3 % für 14 Monate! Die IG Metall rechnet ganz offiziell vor, das seien, bezogen auf 12 Monate, gerade mal knapp 2,6 %. Das wiegt noch nicht mal die Inflation auf!

Einen Anteil an der rasanten Produktivitätsentwicklung in der Metallindustrie – das kann man vergessen! So etwas sieht ein Kapitalist wie Verhandlungsführer Kannegießer gar nicht ein.

Keinerlei Entgegenkommen auch bei der geforderten unbefristeten Übernahme der Ausgebildeten. Dagegen wird auf allen Kanälen gehetzt! Angeblich fordere die IG Metall einen „Beamtenstatus“ für die Ausgelernten. Dumm, aber dreist!

Auch nichts für die Leiharbeitnehmer, lediglich ein Hinweis auf die dort laufenden Tarifverhandlungen mit den Leiharbeitsverbänden. Die IG Metall könnte doch mit den Verleihern Branchenzuschläge vereinbaren. Laue, unverbindliche Worte von Kannegießer, der auch noch verbreitet, equal pay (Gleicher Lohn für gleiche Arbeit bei den Leihkolleg/innen!), sei eigentlich ganz ok, aber doch bitte nicht richtig, sondern bitte deutlich unter den Tariflöhnen.

Des Weiteren steht auf dem Wunschzettel des Kapitals, dass immer mehr Kolleg/innen wieder 40 Stunden arbeiten sollten! Auch finden die Jungs vom Kapital, dass „Befristungen ohne sachlichen Grund“ ruhig länger als 2 Jahre dauern dürften, nämlich drei Jahre. Befristungen reduzieren? I wo, im Gegenteil: weiter ausbauen. In der Praxis heißt so etwas für die Betroffenen: Ein Jahr länger Ungewissheit, ob man vielleicht mal übernommen wird.

Das sind Provokationen gegen die 6,5 %-Forderung, gegen die Forderung nach unbefristeter Übernahme der Ausgebildeten und nach mehr Mitbestimmungsrechten für Betriebsräte bei der Einstellung von Leih-Arbeiter/innen.

Jörg Hofmann, der Bezirksleiter der IG Metall Baden Württemberg klagt nun, dass die Kapitalseite auf Krawall gebürstet sei. Dies zeige sich daran, „dass ein nächster Verhandlungstermin erst nach Ende der Friedenspflicht am 8. Mai vereinbart wurde. Ich kann“, so Hofmann, „hier nur nochmals die Bereitschaft der IG Metall erklären, jederzeit auch im Vorfeld zu weiteren Verhandlungsterminen zu kommen.“ Für uns zeigt sich in dieser Stellungnahme der Wunsch, es bitte ohne Streik abgehen zu lassen. Hier wird gebeten und gebettelt.

Kannegießer dagegen höhnt öffentlich, dass die Forderung von 6,5% doch durch keinerlei Zahlen belegt sei: Wirklich nicht? Es ist immerhin das ausformulierte Interesse der Kolleg/innen und Kollegen. Je schlechter die Kollegen bezahlt sind, desto dringlicher die 6,5% !

Keine Zahlen, Herr Kanegießer? Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) haben die Beschäftigten in Deutschland ein regelrecht verlorenes Jahrzehnt hinter sich: Die Löhne fielen gegenüber dem Jahr 2000 – um den Preisanstieg bereinigt – um 4,5 Prozent! Wir verdienen im Durchschnitt also weniger als vor zehn Jahren – trotz massiven Anstiegs der Produktivität. Deutschland ist Schlusslicht unter 26 entwickelten Industrienationen. Nur Israel und Japan hatten ebenfalls Reallohnverluste, aber sie fallen geringer aus als in Deutschland. Grund genug für sofortigen Streik!

Das Kapital zeigt seinen Beschäftigten dreist die kalte Schulter und fordert von den „lieben Mitarbeiter/innen, unserem wertvollsten Kapital“ (original Arbeitgeber-Sprech), sich mit ein paar Krümeln vom Tische der Herren abzufinden.

Deshalb rufen wir alle kämpferischen Kolleg/innen auf, sofort die Urabstimmung zu fordern. Man kann Bezirksleiter Hofmann, seine Mitstreiter in anderen Bezirken und die IG-Metall Vorstände ruhig an die eigenen starken Worte vom Februar erinnern: Unsere Tarif-Forderungen seien „für die IG Metall drei gleichwertige Forderungen. Im Zweifel werden wir einen Konflikt um alle drei Themen führen“. Wenn die Gegenseite sich uneinsichtig zeige, werde es eben scheppern!

Die Auftragsbücher der Metallindustrie sind voll! Händeringend suchen die Unternehmen Hunderte und Tausende Ferienarbeiter für die Urlaubszeit, eben weil so viele Aufträge da sind! Die Kolleg/innen haben damit eine große Macht. Gegen die von Jörg Hofmann bejammerte Verzögerungstaktik hilft nur eines: Schnell in die Vollen gehen, die Urabstimmung vorbereiten und gleich nach dem Ersten Mai durchführen!

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