6,3% hört sich toll an. Stolz präsentierte Verdi-Chef Bsirske diesen Abschluss:
6,3 % – allerdings für 2 Jahre und mit einigen Zugeständnissen.
Was auf den ersten Blick toll scheint, schmilzt erbärmlich zusammen, wenn man einfach nachrechnet.
6,3% auf zwei Jahre sind 3,15% im Jahresdurchschnitt – allerdings brutto. Aufgrund der Steuerprogression kommen dabei effektiv nur ca. 2,5 – 2,6% netto heraus. Das ist knapp über der gegenwärtigen offiziellen Inflation. Da die Inflation in den unteren Einkommensgruppen überdurchschnittlich hoch ist, bedeutet dies dort sogar schon ein kleines Reallohn-Minus.
Gerade hier hat die Verdi-Führung auf die Forderung nach mindestens 200 Euro verzichtet. Diese Forderung war von der Tarifkommission nach heftiger Diskussion unter den Mitgliedern bewusst erhoben worden. Denn gerade in den unteren Lohngruppen war der Reallohnverlust in den zurückliegenden Jahren besonders hoch.
Vor den Tarifverhandlungen hatte Verdi-Chef Bsirske noch beklagt, dass die Beschäftigten im öffentlichen Dienst in den letzten Jahren 8,7% Reallohnverlust hätten hinnehmen müssen! Seit 1990 haben Arbeiter und Angestellte real bis zu 50% Lohnverlust hinnehmen müssen (siehe dazu http://hartzkritik.bplaced.net/Topic/2010/01/07/reallohnverlust-seit-1990-bei-50-prozent/)
Nun spielt das alles keine Rolle mehr! Die Beschäftigten sollen sich mit einer Null-Lösung zufrieden geben und damit den ungeheuren Reallohnverlust der letzten Jahre akzeptieren.
Hinzu kommt: Das Bundesarbeitsgericht hatte allen Beschäftigten im öffentlichen Dienst 30 Tage Urlaub zugesprochen. Die Verdi-Führung hat dies nun per Tarifvertrag auf 29 Tage gekürzt! Das ist faktisch eine Lohnkürzung und vergrößert damit den Reallohnverlust verdeckt.
Die Kampfkraft ist groß!
Dabei hatten die Warnstreiks gezeigt: Die Empörung aller Beschäftigten im öffentlichen Dienst ist riesig. Die Beteiligung war groß. Die Kolleginnen und Kollegen waren aktiv, um es den Arbeitgebern zu zeigen. Sie waren und sind bereit zu mehr! Aus gewerkschaftlicher Sicht gibt es keinerlei Grund, kampflos ein so schlechtes Ergebnis zu unterschreiben!
Selbst in der großen Tarifkommission hatte Bsirske Mühe, eine Mehrheit für diesen Abschluss zu finden. Es gab stundenlange, heftige Diskussionen, bis eine knappe Mehrheit zustimmte.
Nein zu Null-Lösung!
Vom 11. bis 24. April findet bei Verdi eine Mitgliederbefragung statt. Nur wenn eine Mehrheit zustimmt, will der Vorstand die ausgehandelte Null-Lösung unterschreiben. Es ist daher noch möglich, die vorhandene Kampfkraft zu nutzen! Wir rufen daher auf:
Stimmt mit NEIN!
Hier als Flugblatt im PDF-Format zum Ausdrucken erhältlich!