Chile-Veranstaltung im DGB- Haus: „Diese Bewegung wird bleiben“

7. Februar 2012, München, Chile-SolidaritätKorrespondenz: Eine dreiköpfige Delegation aus Chile hat auf ihrer Reise durch Deutschland am 7. Februar auch Station in München gemacht, um über die kürzlich in ihrem Land stattgefundenen Ereignisse zu berichten.

 

Camila Vallejo (23), Studentin und Vizepräsidentin der Federation de la Estudiantes de la Universidad de Chile (FECh), Karol Olivia (24), Studentin und Generalsekretärin der Juventudes Comunistas de Chile und Jorge Murua Saavedra, Vorstandsmitglied der Metallgewerkschaft Constramet und des chilenischen Gewerkschaftsbundes CUT berichteten im DGB-Haus über die sozialen Proteste in ihrem Land. Zuvor waren sie an diesem Tag schon von Bürgermeister Hep Monatzeder empfangen worden und hatten auch schon an der LMU in einem überfüllten Hörsaal berichtet. Die Bestuhlung im großen Saal des Münchner Gewerkschaftshauses war nicht ausreichend für den Andrang an interessierten Zuhörern. Über 300 Besucher hatten die Veranstalter an diesen Abend gezählt. Weltweit bekannt geworden als Aktivistin der Studentenbewegung ist vor allem Camila Vallejo. Ihr hoher Bekanntheitsgrad war ein wichtiger Faktor, dass die bisherigen Veranstaltungen in Deutschland allesamt sehr gut besucht waren. Dies ist sicherlich ungewöhnlich, zieht man in Betracht, dass alle drei Aktivisten Mitglied des kommunistischen Jugendverbandes Chiles oder der KP Chiles sind. Die bürgerlichen Medien haben Camila Vallejo zwar bekannt gemacht, jedoch auch zur Verklärung beigetragen, indem diese sich sehr auf ihr äußerliches Erscheinungsbild konzentrierten. In Chile selbst ist Camila Vallejo bei konservativen Kräften und ihren Medien verhasst. Die internationale Berichterstattung der bürgerlichen Massenmedien war dann auch wichtiger Beweggrund für die Drei, dieses Meinungsbild zu berichtigen. Alle Drei betonten, dass es sich in Chile nicht nur um einen Protest der Studenten und Schüler handle, wie in den bürgerlichen Medien zumeist dargestellt. Zwar hätten die Forderungen der Schüler und Studenten nach einem kostenlosen und qualitativ hochwertigen Bildungssystem am Anfang der Proteste in Chile gestanden. Doch fanden diese Studentendemonstrationen nicht nur die passive Zustimmung der Bevölkerung, sondern immer mehr Unterstützer aus anderen gesellschaftlichen Schichten, immer mehr Verbände, Gewerkschaften und andere Organisationen, die sich aktiv anschlossen und rasch zu einer breiten Bewegung gegen die Regierungspolitik führten. Mit der breiten Bewegung nahmen die konkreten Forderungen zu. Nicht nur die Schul- und Studiengebühren, die Privatisierung des Bildungssystems wurde nun angeprangert, auch die Privatisierung in anderen Bereichen wie Gesundheitssystem, Wasserversorgung und Kupferindustrie konnten nun effektiver angegriffen werden. Ebenso wurde die hohe private Verschuldung in Chile angeprangert. Die Forderungen nach Nationalisierung und Verfassungsänderung wurden immer lauter. Die Referenten wollten viel lieber den Begriff Klassenkampf anstelle von Schlagzeilen sehen, die nur von Studentenprotesten berichten! Karol Oliva wies in ihrer Rede darauf hin, dass die Ungleichheit und die Ungerechtigkeiten von der Bevölkerung lange als natürlich hingenommen wurden. Resignation und Gewöhnung haben sich ausgebreitet. Camila Vallejo wies ebenso in diese Richtung. Zwar hätte es in den letzten Jahren schon große Demonstrationen und Kongresse gegen die reaktionäre Politik gegeben, die jedoch wieder abflachten. Zwei große Medienkonzerne, der „Duopolismus“ bei den Medien, so Camila Vallejo bestimme die öffentliche Meinung. Die herrschende Wirtschaftsideologie wird von den regierenden Politikern und von politischen Institutionen vertreten, so Camila Vallejo. Als Hauptziel gab Camila Vallejo die Wiedergewinnung der Macht des Volkes aus, worauf sie viel Applaus beim Publikum erntete. Jorge Murua Saavedra berichtete als letzter Hauptredner von der Entwicklung der Proteste aus Sicht der CUT und konnte mit Hilfe von eingeblendeten Bildern seinen Vortrag visuell untermalen und interessant gestalten.

ro

 

Anmerkungen

Arbeit Zukunft berichtete in der Ausgabe Nr.6, November 2011 bereits von den Protesten in Chile (http://www.arbeit-zukunft.de/index.php?itemid=1758)