Stuttgart 21: Der Pyrrhussieg!

Aber es gibt Niederlagen, die Siege sind; und Siege, verhängnisvoller als Niederlagen.“ Karl Liebknecht, 15.1.1918

Zur Volksabstimmung haben die Befürworter von Stuttgart 21 mit allen ihren Mitteln geklotzt. Als erstes hatten sie viel Geld. So griff OB Schuster in die Stadtkasse für seine Pro-Propaganda. Sonntag aktuell veröffentlichte am Wahltag 2 Anzeigen für „Nein“ auf S.1, ohne dass diese als Anzeigen gekennzeichnet waren. In allen Zeitungen gab es tagelang große Neinsager-Anzeigen. Dazu kamen Drohungen und Erpressung mit immer neuen, immer phantastischeren Schadenersatzforderungen. Neben den angeblichen 1,5 Milliarden für die Bahn, wollte auch OB Schuster auf einmal „Schadenersatz“, obwohl ja die Stadt beim Scheitern von S21 fast eine Milliarde zurückerhalten würde und sinnvoller anlegen könnte. Ramsauer drohte, dass dann halt gar nichts gebaut werde, auch nicht die Schnelltrasse nach Ulm.

So wurde das Wahlvolk „demokratisch“ eingeschüchtert.

Auch die Volksabstimmung zeigt: Das Geld regiert. Wir leben in einer Diktatur des Kapitals und seiner willfährigen Politiker.

So lassen sich leicht „Siege“ erringen.

 

Bald kommt der Katzenjammer!

Schon bald werden die ersten Hiobsbotschaften eintreffen:

– Milliarden Kostensteigerungen!

Wer soll das bezahlen? Jahrelanger Rechtsstreit darum? Lahmgelegte Stuttgarter Innenstadt.

– Riesenstaus in der Innenstadt durch die Baustelle, durch tausende LKWs, durch ständig neue Umleitungen. Die Innenstadt wird im Verkehr ersticken.

– Lärmbelästigung ohne Ende durch Riesenrammen, die den Untergrund abstützen sollen.

– Chaos bei der S-Bahn und bei den Zügen durch die Baustelle. Verspätungen für Berufspendler – Stress und Abhetzerei.

– Bei den ersten Häusern entstehen Schäden durch zusammenbrechende Hohlräume. Werden die Besitzer dann auch monatelang wie in Leonberg-Eltingen in ihren mehr als zwanzig kaputten Häusern ausharren müssen, bis Gutachter, Anwälte, Versicherungen, Bahn, Landeregierung usw. entschieden haben, ob das überhaupt ein Schaden durch S21 sei? In Leonberg-Eltingen werden die Familien Weihnachten und Neujahr in ihren kaputten Häusern verbringen, da die Entschädigung nach rund 6 Monaten noch nicht geklärt ist.

– Zerstörung des Schloßgarten – vielleicht sogar ohne jeden Sinn, wenn kurz darauf das Projekt wegen explodierender Kosten gestoppt wird?

– Zerstörung des Südflügels und Amputation des denkmalgeschützten Bahnhofes – vielleicht ebenfalls kurz vor dem „Aus“ für das Wahnsinnsprojekt?

Und irgendwann werden die, die heute jubeln, eingestehen müssen, dass es nicht weitergeht. Sie werden dann ihre Hände in Unschuld zu waschen versuchen. „Das haben wir nicht gewußt!“, „Das konnte man nicht vorhersehen!“

Wollen wir solchen verantwortungslosen Gesellen das Schicksal Stuttgarts überlassen?

Deshalb:

Der Widerstand muss weitergehen, indem wir ihnen auf die Finger schauen, indem wir ihre Machenschaften aufdecken, indem wir einen neuen Anlauf suchen, um das Projekt zu Fall zu bringen.

Wenn nicht heute, so morgen: Stuttgart 21 wird scheitern!

Dafür kämpfen wir alle gemeinsam weiter!

 

Dieser Text kann als Flugblatt gestaltet bei uns bestellt und weiter verteilt werden: 90 Stück 2,20 Euro inkl. Porto

 

Leserbrief:

Hallo Redaktion,

 

Eure Stellungnahme ist meiner Meinung nach falsch!

Wir haben gekämpft aber offensichtlich nicht die richtigen Argumente gehabt.

Wie war das bei Berthold Brecht: „Erst kommt das Fressen, dann die Moral!“

Genau so hat das Volk abgestimmt.

Es waren die Leute im Land also die Bauern die Kleinstädter die so gewählt haben.

Ich bin der Meinung, wir sollten es zur Kenntnis nehmen, dass die Mehrheit für das Fressen ist.

Es kommt jetzt darauf an, die Rechte der Arbeiter zu schützen die jetzt für Billiglöhne arbeiten müssen. Sie werden jetzt alle Register ziehen um Geld einzusparen.

Für mich, der ich mit meinem Genossen mit Freuden Flugis verteilt habe, um die Sch…ße zu verhindern ist das natürlich ein Sch…ßgefühl. Aber es war klar: sie werden gewinnen.

Solange die Linke, also die ml-Bewegung, keine Alternative aufzeigen kann, werden sie – die Menschen, die Arbeiter – so wählen wie sie es getan haben. Denn es waren die Arbeiter und die Bauern die für diesen Wahnsinn gestimmt haben.

Erst kommt das Fressen, dann die Moral!

Also, vorwärts, verteidigen wir die Menschen, die die Sch…ße umsetzten müssen. Das ist jetzt unsere Aufgabe.

Für die Einheit aller ml-Kräfte.

Lange lebe Arbeit-Zukunft.

 

Wolfgang