Am 25.11.2009 sandte der US-Botschafter in Deutschland,Murphy, einen Geheimbericht nach Washington über ein Gespräch, das er auf Wunsch von Gregor Gysi mit diesem geführt hatte.
In dem Dokument, das bis zum 24.11.2019 geheim (inzwischen wurde es von Wikileaks veröffentlicht) bleiben sollte, bezeichnet er Gysi gleich zu Beginn als „pied piper on the left“, also als „linken Rattenfänger“.
Angeberisch verbreitet sich Gysi, dass er allein dafür verantwortlich sei, dass die LINKE bundesweit aufgebaut werde. Gysi prahlte weiter, der westliche und der östliche Teil der Partei DIE LINKE verhielten sich wie Öl und Wasser zueinander und seien nur durch die Alchemie Gysis zu verbinden gewesen. Forsch verkündet er, dass er die „Außenpolitik“ der LINKEN mache.
Im Original heißt es u. a.: „Gysi pries die Wahl Obamas als das Jahrhundertereignis. Er sagte, seine Partei stimme nur bei einem Problem nicht mit den USA überein – bei Afghanistan, und mit militärischer Gewalt würde man dort nicht siegen. Er wies darauf hin, dass die Forderung seiner Partei nach einer Auflösung der NATO notwendig war, um die in der Partei erhobene radikalere Forderung nach einem Austritt Deutschlands aus der NATO entgleisen zu lassen…
Als er nach Differenzen mit den USA gefragt wurde, sagt Gysi der einzige wirkliche Streitpunkt sei Afghanistan. Er vertrat die Auffassung, das Militär könne in Afghanistan niemals gewinnen, und hielt dagegen, dass Offenheit und Engagement die einzigen Instrumente seien, die etwas bewirken könnten. Als Beispiel führte er die Taktiken an, die Westdeutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs angewandt habe, um die DDR aufzuweichen. Gysi zeigte keine Differenzen in Bezug auf die Politik der NATO auf. (DIE LINKE fordert eine Auflösung der NATO zugunsten eines breiteren Sicherheitsbündnisses – wie es auch Russland vorschlug.); er versuchte aber die Forderung seiner Partei nach einer Auflösung der NATO als Ausweg darzustellen, um die gefährlichere Forderung nach einem Austritt Deutschlands aus der NATO abzuwenden. Er erklärte, die USA, Frankreich und Großbritannien müssten ja einer Auflösung der NATO zustimmen, und das sei unrealistisch. Gysi versuchte die US-Politik gegenüber Kuba zu kritisieren und betonte, die Isolierung von Feinden wirke nicht. Nach der Erwähnung der neuen Bemühungen des Präsidenten Obama um Kuba trat er jedoch den Rückzug an.“
Also: Gysi ist für den Erhalt der NATO. Mit der aggressiven, imperialistischen Politik der USA im Irak, in Kosova gemeinsam mit Deutschland und der EU, im Nahen Osten bei der Unterstützung der blutrünstigen Regimes, die gerade fallen oder ins Wanken geraten hat Gysi keine Probleme. Er will dem US-Imperialismus sogar kluge Ratschläge geben, wie man ein Land unterwandert und seine Regierung stürzen kann. Er empfiehlt die geduldige Taktik des deutschen Imperialismus als Vorbild.
Gysi hat erklären lassen, dass das Gespräch nicht so verlaufen sei. Es handele sich aber um die Aufzeichnungen des US-Botschafters. Allerdings schweigt er zum Inhalt. Doch aller halbherzigen Dementi Gysis zum Trotz: Das Dokument wirkt glaubwürdig und entspricht durchaus der halbseidenen, schwankenden und völlig inkonsequenten Politik der LINKEN. Die LINKE redet über den Imperialismus, aber sie will ihn nicht stürzen. Sie redet über den Kapitalismus, aber sie will ihn in reformierter Form als „soziale Marktwirtschaft“ weiterleben lassen. Gysi, der sich selbst anpreist und lobt, ist tatsächlich ein würdevoller Repräsentant dieser reformistischen, opportunistischen Partei.
Den gesamten Text in Englisch und Deutsch findet man bei:
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_11/LP01111_180111.pdf