Korrespondenz
Die Hotelbetreiber haben sich sicherlich über den neuen, niedrigeren Mehrwertsteuersatz gefreut. Die großzügigen Spenden von Hotelbesitzern an die FDP haben sich prompt ausgezahlt. Für ein Münchner Hotel (Hotelname im Pressebericht nicht genannt) dürfte die Freude über das Steuergeschenk jedoch mittlerweile gedämpft worden sein. Im Februar erreichte ein E-Mail vom Großkonzern Siemens, die in der Vergangenheit regelmäßig in jenem Hotel Zimmer gebucht haben, den Rechner des Hotels. Der Weltkonzern sprach darin unmissverständlich sein Anliegen an. Man erwarte vom Hotelbetreiber „die Angabe eines um die Mehrwertsteuersenkung reduzierten Inklusivpreises.“
(Vgl. SZ vom 12.02.2010, Die Wahl zwischen Pleite und Aufgabe)
Das Hotel sollte also die Preisrate für von Siemens gebuchte Zimmer um 12 Prozent senken, andernfalls, so ist dies nun mal in der „freien“ Marktwirtschaft, werde der Konzern keine Zimmer mehr buchen! Da mit der Mehrwertsenkung für Hotelbetriebe, Firmen, die Übernachtungen buchen, seit Januar nur noch sieben anstatt 19 Prozent zurückerstattet bekommen, will Siemens den Ausfall einfach durch die eingeforderte Preisanpassung an den Gastronom ausgleichen. Für ein kleines oder mittelgroßes Hotel kann ein Preisnachlass die betriebswirtschaftliche Rentabilität gefährden. Der unbekannte Hotelbesitzer jedenfalls meinte zum eingeforderten Preisnachlass: „Gebe ich der Forderung nach, werde ich bald vor dem Aus stehen, tue ich es nicht, bin ich jetzt schon pleite.“ (ebenda) Das Beispiel zeigt jedenfalls die Machtverhältnisse zwischen Monopolkonzernen und kleinen und mittleren Unternehmen sehr anschaulich auf.
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