Als das Buch „Vaticano S.p.A.“ 2009 in Italien erschien, wurde es zunächst von allen wichtigen Medien boykottiert. Nirgendwo fand man eine Besprechung. Im Fernsehen wurde es nicht erwähnt. Trotzdem erreichte es binnen kurzer Zeit eine verkaufte Auflage von 250.000. Denn das Buch ist explosiv und passt zu den Skandalen um Gewalt und Missbrauch von Kindern, die derzeit die katholische Kirche weltweit erschüttern.
Der italienische Journalist hatte nach dem Tode von Monsignor Renato Dardozzi, der langjähriger hochrangiger Mitarbeiter der Vatikanbank IOR war, dessen Unterlagen erhalten. Dardozzi hatte über viele Jahre wichtige Dokumente, die über seinen Schreibtisch gingen fotokopiert und heimlich gesammelt. Diese Dokumente decken auf, dass auch nach dem Skandal um Erzbischof Marcinkus, der die Vatikanbank zu einem Zentrum von mafiösen Machenschaften gemacht hatte, nicht etwa aufgeräumt wurde, sondern weiter gemacht wurde. Die Vatikanbank war ein Ort zur Wäsche illegaler Gelder aus verschiedensten dunklen Kanälen. Das ist zwar nicht neu. Aber es ist krass zu sehen, wie diese Herren, auch wenn sie erwischt werden, einfach weiter machen. Insofern ist das Buch ausgesprochen lesenswert.
Leider ist es an einigen Stellen sehr langatmig und etwas umständlich, sodass man manchmal einige Zeit braucht, um zum Kern der Sache zu kommen. Eine Straffung hätte das spannende Thema sicher besser zur Geltung gebracht.
Befremdlich ist auch wie im Vorwort zur deutschen Ausgabe die Kirche als Institution in Schutz genommen wird. Die Fälle werden in der Regel als das Wirken von Einzelpersonen hingestellt. Die Institution wird aus der Schusslinie genommen. Und es wird als positiv hervorgehoben: „Nach Unterzeichnung einer Währungsvereinbarung mit der Europäischen Währungsunion unterliegt der Vatikan nunmehr den in der EU geltenden Gesetzen zur Verhinderung von Geldwäsche.“ Das hört sich gut an. Doch jeder weiß, wie die Banken in der EU handeln. Haben sie nicht selbst höchst kriminelle Machenschaften betrieben, die mit zu der jetzigen Krise geführt haben. Den Optimismus, dass der Vatikan sich mit diesem Abkommen geläutert hat, teilen wir also nicht. Wir betrachten ein solches Abkommen eher als gute Tarnung.
Trotz diese Mängel aber empfehlen wir das Buch als wichtige Lektüre über die Machenschaften der Institution Kirche.
Gianluigi Nuzzi, Vatikan AG, ecowin-Verlag, ISBN 9783902404893, 22,50 Euro