Proteste in Schleswig-Holstein, Hamburg, NRW und Hessen
Der Konflikt um den Atomausstieg spitzt sich zu: In Kürze wird darüber entschieden, ob die Pannenreaktoren Krümmel und Brunsbüttel vor den Toren Hamburgs wieder ans Netz gehen – oder für immer abgeschaltet bleiben. Nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen werden Bundesregierung und die profitsüchtigen Atomkonzerne erneut über längere Laufzeiten für Atomreaktoren verhandeln. Das richtige Energiekonzept heißt: Abschalten und Umsteuern. Dafür demonstrierten am Samstag, 25. April in Schleswig-Holstein und Hammburg über 120-tausend AKW-Gegner/innen mit einer 120 km langen Menschenkette. Zur gleichen Zeit hatten 20.000 Atomkraftgegner das hessische AKW Biblis umzingelt und 7.000 Menschen demonstrierten am Atommüll-Zwischenlager im nordrhein-westfälischen Ahaus.
Vom AKW- Brunsbüttel bis zum AKW Krümmel, entlang der Elbe und quer durch Hamburg stand die Kette gegen Atomkraft. Dies zeigt, dass die Mehrheit der Bevölkerung aus der gefährlichen Atomenergie aussteigen will. „Die Pannenmeiler Krümmel und Brunsbüttel müssen endgültig stillgelegt werden. Und auch der Betrieb der anderen Atomkraftwerke ist nicht länger zu verantworten. Der Tag des Ketten-Protestestes wird eine bundesweite Kettenreaktion des Protests und Widerstands auslösen, sollte die Bundesregierung in der Atompolitik nicht einlenken“, erklärten die Veranstalter, ein breites Bündnis von Umweltverbänden, Bürgerinitiativen, Erneuerbare-Energien-Verbänden, kirchlichen Organisationen, Jugendverbänden, Gewerkschaften und Parteien.
"Wenn die Atommanager alte Reaktoren länger am Netz lassen wollen, um damit pro Jahr und Meiler 300 Millionen Euro zusätzlich zu verdienen, so ist das aus deren Sicht vielleicht profitabel. Aber der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke blockieren Investitionen in erneuerbare Energien und damit den Umwelt- und Klimaschutz. Für die Bevölkerung bedeutet dies immer neue Gefahren durch den Betrieb der Altmeiler, noch mehr Atommüll, noch mehr Atomtransporte und weitere Risiken wie im Fall des abgesoffenen Atommülllagers Asse. Allein die ungelöste Atommüllentsorgung muss Bundesumweltminister Norbert Röttgen und Kanzlerin Angela Merkel dazu bewegen, den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke abzulehnen“, so die Organisatoren der Aktion.
Der Zeitpunkt der Demonstrationen war anlässlich des Jahrestags der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl gewählt worden. Die Explosion am 26. April 1986 im damals zur Sowjetunion gehörenden ukrainischen Tschernobyl war der bislang folgenschwerste Unfall in einem Atomkraftwerk. Nach Angaben der UN-Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben rund 9300 Menschen an den Folgen der Strahlung.
Menschenketten sind eine sehr effektive Art des Protestes. Kein Fernsehsender berichtete nicht über die Proteste und deren Hintergründe – kaum ein Mensch hat sich am Protestwochenende nicht mit dem Thema befassen müssen. Die letzte Menschenkette ähnlichen Ausmaßes war 1983 zwischen Stuttgart und Neu-Ulm gebildet worden. Sie hatte eine Länge von 108 Kilometern, die 200.000 Teilnehmer protestierten gegen erfolgreich die Nachrüstung in den Nato-Mitgliedsstaaten.
Die "Ehrenwerte Gesellschaft"