Vor 90 Jahren: Rote Ruhrarmee zerschlägt faschistischen „Kapp-Putsch“

 Vor 90 Jahren, im März 1920, verhinderten die bewaffneten Kämpfer der geschätzten 100.000 Menschen umfassenden „Roten Ruhrarmee" und eine breite antifaschistische Aktionseinheit der deutschen Arbeiterklasse die Errichtung einer faschistischen Diktatur in Deutschland. Sie vertrieben die Putschisten um Reichswehrgeneral Walther von Lüttwitz und Wolfgang Kapp, ostpreußischer Generallandschaftsdirektor und Vorstandsmitglied der Deutschen Bank. Teile der herrschenden Klasse und des Militärs wollten mit diesem faschistischen Putsch den immer wieder sich entwickelnden akut revolutionären Situationen in Deutschland entgegenwirken.

Nach der Schwächung des deutschen Imperialismus durch die Niederlage im I. Weltkrieg und durch die Ausstrahlung der siegreichen sozialistischen Revolution in der Sowjetunion stand der Kampf für eine sozialistische Revolution unter Führung der im Januar 1919 gegründeten KPD in Deutschland auf der Tagesordnung. Die Putschisten besetzten am 13. März 1920 die Berliner Regierungsgebäude und ernannten Kapp zum Reichskanzler. Die noch unter Waffen stehende Reichswehr unter dem sozialdemokratischen Reichswehrminister Gustav Noske weigerte sich, gegen die Putschisten vorzugehen.
Die Arbeiter traten sofort am 13. März in einen Generalstreik. Alleine im Ruhrgebiet streikten 300.000 Bergleute. Hier bildete sich die „Rote Ruhrarmee", militärisch gegliedert, mit gewählten Führern. In ihr kämpften Mitglieder der SPD, der USPD und der KPD, aber auch christliche und unorganisierte Arbeiter. Sie besiegten rasch die "Ordnungskräfte" aus Reichswehr und so genannter Sicherungspolizei (SiPo).

In den größeren Städten des Ruhrgebiets und im Bergischen Land übernahmen gewählte „Vollzugsräte" die Macht. Mit heldenhaftem Einsatz und vielen Opfern wurden die Truppen der Putschisten in die Flucht geschlagen. Nach etwa einwöchigem Kampf hatte die "Rote Ruhrarmee" das gesamte Gebiet zwischen Solingen, dem rechten Rheinufer bis zur

Lippe im Norden von den militaristischen Verbänden befreit. Kapp flüchtete am 17. März 1920 nach Schweden.
Unmittelbar nach Niederschlagung des faschistischen Putsches verlangten die wieder zurückgekehrten Führer der SPD und Reichswehrminister Noske den Abbruch des Generalstreiks und die Entwaffnung der „Roten Ruhrarmee". Doch die Arbeiter hatten nicht für eine Fortsetzung des Noske-Regimes gekämpft, ihr Ziel war die Errichtung der Diktatur des Proletariats, die Befreiung der Arbeiterklasse von Ausbeutung und Unterdrückung.

Für ein Neun-Punkte-Programm und das leere Versprechen, keine Militäraktionen gegen die „Rote Ruhrarmee" durchzuführen, stimmten der ADGB (Gewerkschaftsbund) und die USPD-Führung am 22. März dem Abbruch des Generalstreiks zu. Am 1. April ging die Reichswehr mit massiven Truppenverbänden gegen die „Rote Ruhrarmee" vor, unterstützt von Verbänden der Putschisten. Massenerschießungen und unzählige Todesurteile von Standgerichten zeichneten den Rachefeldzug der Soldateska in den Städten des Ruhrgebiets. Genaue Zahlen der Opfer gab es nie.
Im ganzen Ruhrgebiet ist nur eine einzige Straße nach einem ermordeten Kämpfer benannt. Der Kampf der „Roten Ruhrarmee" konnte 13 Jahre vor dem Antritt des Hitlerregimes die faschistische Diktatur 1920 verhindern. Das ist bis heute ein Signal, dass die Arbeiterklasse sehr wohl in der Lage ist, die Herrschaft des Kapitals zu stürzen.

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Quelle:
rote-fahne-news