Erklärung von 17 linken, revolutionären dominikanischen Organisationen: Alle solidarisch mit dem haitianischen Volk!

Als sich die Katastrophe in Haiti
ereignet hat, am Dienstag, dem 12. Januar, haben wir, Dominikaner und
Dominikanerinnen im Schock, wir, die linken Organisationen, die
diesen Aufruf unterzeichnet haben, sofort mit Solidaritätsaktionen
begonnen. Wir hielten es für notwendig, diesen Aufruf aus folgenden
Gründen zu verfassen:

  1. Die zerstörerischen Wirkungen des
    Erdbebens hängen mit der großen Armut zusammen, die durch die
    Jahrhunderte der kolonialen und neokolonialen Politik hervorgerufen
    wurden, die diese von den Mächten, welche die Welt und insbesondere
    dieses Volk beherrschen, aufgedrückt bekamen. Dies rief so große
    Notsituationen hervor, dass der Staat selbst nicht in der Lage ist,
    einer so großen Natur- und sozialen Katastrophe zu begegnen.

  2. Dieses Beben wird die Notlage, die
    das haitianische Brudervolk heimsucht, noch verstärken. Deshalb
    muss die Solidarität mit den Opfern mit Weitsicht, die über den
    Notfall und die Emotion, die von der aktuellen Lage erzeugt wird,
    hinausgeht, angelegt sein und in einen strukturellen strategischen
    Plan eingebettet sein.

  3. Haiti ist das ärmste Land des
    Kontinents; deswegen fordern wir die Annullierung seiner externen
    und internen Schulden; dass alle Gelder, welche die militärische
    Besetzung verschlingt, dass die historische Schuld von mehreren
    Millionen, welche die Großmächte gegenüber dem Volk haben,
    bezahlt werden und für die Solidarität und den Wiederaufbau der
    Infrastruktur verwendet wird.

  4. Man muss die Tatsache des
    offensichtlichen Scheiterns der MINUSTAH (Mission der Vereinten
    Nationen zur Stabilisierung in Haiti) anprangern, die in den letzten
    5 Jahren nur dazu gedient hat, zig Millionen Dollar zu verschlingen,
    die Bevölkerung zu unterdrücken und die haitianische Souveränität
    einzuschränken. Die nordamerikanische Regierung ist dabei, die
    Militarisierung dieses Landes zu verstärken und nimmt das Erdbeben
    dafür zum Vorwand, während Rettungstrupps, Ärzte, Psychologen,
    Ingenieure, Spezialtrupps für diese Art von Katastrophen, für den
    Transport von Nahrung und Medikamenten dringend benötigt werden
    und nicht Waffen zur Einschüchterung der Bevölkerung.

  5. Wir appellieren an die
    Mitgliedsländer der ALBA (bolivarische Allianz für Amerika,
    politischer und wirtschaftlicher Zusammenschluss der von linken
    Regimes regierten Länder), dass sie gemeinsam eine ständige Hilfe
    leisten, bis das Land aus dem Chaos entrinnt, in dem es mitten in
    der Armut dämmerte, in der es die imperialistischen Länder
    gehalten, sein Territorium verwüstet und seine Reichtümer und
    Einwohner ausgebeutet haben.

  6. Wir fordern von der
    dominikanischen Regierung zur Aufrechterhaltung der Hilfe und
    Grenz-Erleichterungen auf, die notwendig sind, um Hilfe nach Haiti
    schicken zu können und für die Haitianer, die in unserem Land
    leben, damit sie mit ihren Familien in Kontakt treten und
    ungehindert ein- und ausreisen können.

  7. Die linken Organisationen, die
    diesen Aufruf unterschreiben, beglückwünschen das dominikanische
    Volk für das große Mitgefühl und die Solidarität, die es
    bewiesen hat und wir fordern es auf, fortzufahren, in diesen
    schwierigen Augenblicken mit dem haitischen Volk solidarisch zu
    sein, bis es aufstehen und selbst voranschreiten kann.

  8. Wir rufen auf, die
    „Volkskoordination der Solidarität“, die vom Centre Bono
    geleitet wird, zu stärken, weil sich dort die breiteste Teilnahme
    der verschiedenen sozialen Sektoren unseres Landes ausdrückt und
    weil dort die gemeinsame Arbeit für die Solidarität mit unseren
    haitianischen Brüdern und Schwestern weitergeht.

  9. In diesem Geist unterstützen wir
    die Eröffnung der Versorgungszentren unter der Leitung von
    Institutionen, welche die größte Glaubwürdigkeit in der
    Gesellschaft genießen, in einer möglichst großen Zahl von
    Städten.

  10. Wir schlagen vor, dass die
    Verteilung der Hilfen in Haiti durch die Volksorganisationen, der
    sozialen Institutionen wie Kirchen und anerkannten
    Nichtregierungs-Organisationen geschieht, um die größtmögliche
    Effektivität und Transparenz bei der Zuteilung dieser Hilfe zu
    garantieren.

  11. Wir lehnen die Entsendung von
    dominikanischen Truppen im Rahmen der MINUSTAH kategorisch ab.

  12. Wir fordern, dass die Solidarität
    mit dem haitianischen Volk seine Souveränität und Selbstbestimmung
    respektiert.

  13. Wir richten unseren Appell an alle
    unsere Mitglieder, Freunde und Mitkämpfer, damit sie die Arbeit der
    Solidarität mit Haiti kämpferisch weiterführen und dass sie im
    Kopf behalten, dass die Solidaritätsarbeit langfristig, bis zum
    vollständigen Wiederaufbau, ausgerichtet werden muss.

Haitianer und Dominikaner, wir sind
Brüder in guten wie in schlechten Zeiten, im Schmerz und in der
Freude: seien wir solidarisch.

(Unterzeichnet von 17 linken,
revolutionären dominikanischen Organisationen)

Übersetzung aus „La Forge“,
Zeitung der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs, Februar 2010