Als sich die Katastrophe in Haiti
ereignet hat, am Dienstag, dem 12. Januar, haben wir, Dominikaner und
Dominikanerinnen im Schock, wir, die linken Organisationen, die
diesen Aufruf unterzeichnet haben, sofort mit Solidaritätsaktionen
begonnen. Wir hielten es für notwendig, diesen Aufruf aus folgenden
Gründen zu verfassen:
-
Die zerstörerischen Wirkungen des
Erdbebens hängen mit der großen Armut zusammen, die durch die
Jahrhunderte der kolonialen und neokolonialen Politik hervorgerufen
wurden, die diese von den Mächten, welche die Welt und insbesondere
dieses Volk beherrschen, aufgedrückt bekamen. Dies rief so große
Notsituationen hervor, dass der Staat selbst nicht in der Lage ist,
einer so großen Natur- und sozialen Katastrophe zu begegnen. -
Dieses Beben wird die Notlage, die
das haitianische Brudervolk heimsucht, noch verstärken. Deshalb
muss die Solidarität mit den Opfern mit Weitsicht, die über den
Notfall und die Emotion, die von der aktuellen Lage erzeugt wird,
hinausgeht, angelegt sein und in einen strukturellen strategischen
Plan eingebettet sein. -
Haiti ist das ärmste Land des
Kontinents; deswegen fordern wir die Annullierung seiner externen
und internen Schulden; dass alle Gelder, welche die militärische
Besetzung verschlingt, dass die historische Schuld von mehreren
Millionen, welche die Großmächte gegenüber dem Volk haben,
bezahlt werden und für die Solidarität und den Wiederaufbau der
Infrastruktur verwendet wird. -
Man muss die Tatsache des
offensichtlichen Scheiterns der MINUSTAH (Mission der Vereinten
Nationen zur Stabilisierung in Haiti) anprangern, die in den letzten
5 Jahren nur dazu gedient hat, zig Millionen Dollar zu verschlingen,
die Bevölkerung zu unterdrücken und die haitianische Souveränität
einzuschränken. Die nordamerikanische Regierung ist dabei, die
Militarisierung dieses Landes zu verstärken und nimmt das Erdbeben
dafür zum Vorwand, während Rettungstrupps, Ärzte, Psychologen,
Ingenieure, Spezialtrupps für diese Art von Katastrophen, für den
Transport von Nahrung und Medikamenten dringend benötigt werden
und nicht Waffen zur Einschüchterung der Bevölkerung. -
Wir appellieren an die
Mitgliedsländer der ALBA (bolivarische Allianz für Amerika,
politischer und wirtschaftlicher Zusammenschluss der von linken
Regimes regierten Länder), dass sie gemeinsam eine ständige Hilfe
leisten, bis das Land aus dem Chaos entrinnt, in dem es mitten in
der Armut dämmerte, in der es die imperialistischen Länder
gehalten, sein Territorium verwüstet und seine Reichtümer und
Einwohner ausgebeutet haben. -
Wir fordern von der
dominikanischen Regierung zur Aufrechterhaltung der Hilfe und
Grenz-Erleichterungen auf, die notwendig sind, um Hilfe nach Haiti
schicken zu können und für die Haitianer, die in unserem Land
leben, damit sie mit ihren Familien in Kontakt treten und
ungehindert ein- und ausreisen können. -
Die linken Organisationen, die
diesen Aufruf unterschreiben, beglückwünschen das dominikanische
Volk für das große Mitgefühl und die Solidarität, die es
bewiesen hat und wir fordern es auf, fortzufahren, in diesen
schwierigen Augenblicken mit dem haitischen Volk solidarisch zu
sein, bis es aufstehen und selbst voranschreiten kann. -
Wir rufen auf, die
„Volkskoordination der Solidarität“, die vom Centre Bono
geleitet wird, zu stärken, weil sich dort die breiteste Teilnahme
der verschiedenen sozialen Sektoren unseres Landes ausdrückt und
weil dort die gemeinsame Arbeit für die Solidarität mit unseren
haitianischen Brüdern und Schwestern weitergeht. -
In diesem Geist unterstützen wir
die Eröffnung der Versorgungszentren unter der Leitung von
Institutionen, welche die größte Glaubwürdigkeit in der
Gesellschaft genießen, in einer möglichst großen Zahl von
Städten. -
Wir schlagen vor, dass die
Verteilung der Hilfen in Haiti durch die Volksorganisationen, der
sozialen Institutionen wie Kirchen und anerkannten
Nichtregierungs-Organisationen geschieht, um die größtmögliche
Effektivität und Transparenz bei der Zuteilung dieser Hilfe zu
garantieren. -
Wir lehnen die Entsendung von
dominikanischen Truppen im Rahmen der MINUSTAH kategorisch ab. -
Wir fordern, dass die Solidarität
mit dem haitianischen Volk seine Souveränität und Selbstbestimmung
respektiert. -
Wir richten unseren Appell an alle
unsere Mitglieder, Freunde und Mitkämpfer, damit sie die Arbeit der
Solidarität mit Haiti kämpferisch weiterführen und dass sie im
Kopf behalten, dass die Solidaritätsarbeit langfristig, bis zum
vollständigen Wiederaufbau, ausgerichtet werden muss.
Haitianer und Dominikaner, wir sind
Brüder in guten wie in schlechten Zeiten, im Schmerz und in der
Freude: seien wir solidarisch.
(Unterzeichnet von 17 linken,
revolutionären dominikanischen Organisationen)
Übersetzung aus „La Forge“,
Zeitung der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs, Februar 2010