Filmbesprechung: Michael Moore, Kapitalismus eine Liebeserklärung

Am Anfang sieht man ein paar Bankräuber, frei nach dem Motto von Bertolt Brecht: „Was ist ein Bankraub gegen die Gründung einer Bank?“

Eindrucksvoll vergleicht Michael Moore den US-Imperialismus mit dem untergehenden Römischen Reich. Er montiert einen alten Hollywood-Schinken, der diesen Untergang zeigt mit Szenen aus dem realen kapitalistischen Alltag der USA zusammen. Wenn in dem Hollywood-Schinken von Sklavenarbeit gesprochen wird, sind auf der Leinwand Szenen aus einer modernen Fabrik zu sehen.

Krass geht es dann los, wenn eine Zwangsräumung in den USA gezeigt wird, krass geht es weiter, wenn verwüstete Landschaften vor der Kamera „aufblühen“ und krass endet dieser Film, wenn am Ende Michael Moore versucht, die Milliarden Dollar bei den Wall-Street-Banken wieder einsammeln und die Manager als Kriminelle verhaften will.

Der Film von Michael Moore entlarvt den Kapitalismus als das, was er ist: Menschenfeindlich, brutal, zerstörerisch. Erstaunlich, dass in Meinungsumfragen in den USA bereits ein Drittel der Menschen den Sozialismus für das bessere System halten und nur noch 3-4% mehr den Kapitalismus vorziehen, während der Rest keine Meinung äußerte oder hatte. Michael Moore und einige der Menschen, die in dem Film auftreten, meinen klar und deutlich: Der Kapitalismus muss abgeschafft werden.

So weit, so gut!

Dann jedoch beginnen die Schwierigkeiten des Filmes. Was soll dann kommen? Sozialismus! Aber wie muss der aussehen?

Michael Moore bietet hier ein sozialdemokratisches Konzept an. Er propagiert Roosevelt, der während des 2. Weltkrieges Präsident war. Roosevelt machte sich unter dem Druck der Erfolge der sozialistischen Sowjetunion für einen Kapitalismus mit sozialen Zügeln stark. Er forderte einen freien Markt ohne Monopole, mit dem Recht auf Arbeit für alle, angemessene Löhne usw. Allerdings wies bereits Karl Marx wissenschaftlich nach, dass ein freier Markt aufgrund der Konkurrenz zwangsläufig zu Konzentration der Kapitalien und langfristig zur Herausbildung von Monopolen führen muss. Die Forderungen Roosevelts waren in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts bereits eine schöne Illusion und vor allem ein propagandistischer Versuch, das Vordringen des Sozialismus abzuwehren. Und natürlich fielen, wie auch Michael Moore offen darlegt, die Forderungen Roosevelts nach dem Sieg über Nazi-Deutschland und dem Aufstieg der USA zur imperialistischen Weltmacht Nr.1 still und leise wieder unter den Tisch. Für kurze Zeit konnte der Kapitalismus in einem rauschhaften Aufstieg und durch ungeheure Expansion viele Bedürfnisse der Menschen zumindest in den Industrieländern mehr oder weniger erfüllen. Doch diese Epoche hat nicht lange gewährt und nun zeigt der Kapitalismus wieder sein wahres Gesicht. Michael Moore ist es hoch anzurechnen, dass er dieses Gesicht trotz aller sozialdemokratischer Illusionen ungeschminkt zeigt.

Der Film ist daher zu empfehlen und bietet bestimmt nach einem gemeinsamen Besuch mit Kolleginnen und Kollegen Anlass für heftige Diskussionen.

dm

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Infos und Fotos zum Film unter:
http://www.capitalismalovestory.com/