„Der Kapitalismus ist Amok gelaufen“

suddeutsche.de, 02.09.2009

Oliver Stone hat wieder zugeschlagen, der unruhige Geist, der
trouble-maker des amerikanischen Kinos. In Venedig stellt er seinen
neuen Dokumentarfilm „South of the Border“ vor, über Hugo Chávez, den
Präsidenten von Venezuela. Gleich danach wird er sich an „Money Never
Sleeps“ machen, den Fortsetzungsfilm seines Banker-Welterfolgs „Wall
Street“.

SZ: Nach „Comandante“, Ihrer Dokumentation über Castro, widmen Sie wieder einer Caudillo-Gestalt einen Film.

Oliver Stone: Hugo Chávez ist kein Caudillo, kein Diktator. Er ist ein demokratisch gewählter Präsident, der viermal in seinem Amt bestätigt wurde und ein Referendum gegen seine Amtsenthebung gewann . . . „South of the Border“ war auch nicht als Film über Chávez an sich geplant, eher als ein Angriff auf die amerikanischen Medien, die diesen Mann dämonisieren. Chávez hat enorm viel für sein Land erreicht. Er hat das Wohlstandsniveau gehoben, das Bildungs- und Gesundheitssystem verbessert – also beschloss ich, die positiven Seiten seiner Amtszeit zu zeigen, anstatt nur die US-Berichterstatter bloßzustellen. Und dann erweiterte ich das Spektrum und sprach mit sieben Präsidenten Lateinamerikas, unter ihnen Lula, Cristina und Nestor Kirchner, Evo Morales, Raúl Castro . . . Mein Herz gehört nun mal den Underdogs. Sie alle verkörpern die moderne Revolution, die sich gegen die wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA richtet. Fidel Castro war letztlich ein Großvater dieser Bewegung.

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