Arbeiterbewegung und die kapitalistische Krise: Allein machen sie dich ein!

Die weltweite Wirtschaftskrise zieht immer weitere Kreise.
Täglich, stündlich werden Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Angestellte weltweit
entlassen, zu niedrigeren Löhnen bzw. längeren Arbeitszeiten erpresst. Die
Lebensbedingungen der Menschen verschlechtern sich rapide. Der Hunger auf der
Welt nimmt zu. Obdachlosigkeit hat selbst in reichen Ländern wie den USA
ungeheure Ausmaße erreicht.

Auch in der BRD greift die Krise rasend schnell um sich.
Zuallererst hat es Leiharbeiter, Arbeiter mit befristeten Verträgen erwischt.
Sie sind bereits zu hunderttausenden auf die Straße geflogen. Sie hatten die
niedrigsten Löhne, die miesesten Arbeitsbedingungen. Sie lebten in unsicheren
Verhältnissen. Sie tragen nun die Last der kapitalistischen Krise. Aber auch
die Stammbelegschaften hat die Krise erreicht.

Immer bedrohlicher werden die Ankündigungen aus den
Konzernvorständen. Die Chefs der von der Krise betroffenen Unternehmen drohen,
dass Kurzarbeit nicht mehr ausreichen werde und die ersten gefeuert werden
müssten, wenn sich keine grundlegende Wandlung in der Krise vollzöge. Die
Daimler-Chefs kündigen die Möglichkeit von Massenentlassungen an. Ein Korrespondenten-Bericht
unserer Zeitung dokumentiert dies anhand der Lage bei Daimler in Rastatt,
Gaggenau und Wörth in dieser Nummer. Er zeigt das volle Angriffsprogramm des
Kapitals, mit dem Arbeiter/innen und Angestellte derzeit überall in der einen
oder anderen Form konfrontiert werden.

* Massenentlassungen,

* Kurzarbeit,

* Arbeitszeitkürzungen auf Kosten der Kollegen bis zu 14 %
(auf Grund des Baden – Württembergischen
Beschäftigungssicherungs-Tarifvertrages),

* Einschnitte bei der Entlohnung,

* Nichtauszahlung bereits vereinbarter Prämien,

* Verschiebung der 2. Lohnerhöhung gemäß
Metall-Tarifvertrag,

* Nichtübernahme von ausgelernten Azubis.

Eine unvollständige Auswahl von weiteren Fällen deutet einen
Überblick an:

Drohende Entlassungen bei Karstadt- und Quelle-Warenhäusern
(Arcandor-Konzern); Billigkaufhauskette Woolworth in Insolvenz, tausende
Arbeitsplätze in Gefahr; Logistik Konzern Kühne und Nagel entlässt weltweit
mehr als 4.000 Mitarbeiter/innen; Aluminiumhersteller Alcan streicht in Singen
230 Stellen, Micronas in Freiburg feuert jetzt tatsächlich über 500
Mitarbeiter/innen!

Die Zukunft von Opel ist weiterhin ungewiss, Große Unruhe
löste die jüngste Meldung aus, FIAT habe Interesse an einer Opel-Übernahme, was
zu Massenentlassungen führen dürfte.

Autozulieferer Bosch kündigt ebenfalls Entlassungen an.

Automobilzulieferer Mahle will die Fabrik in Alzenau
schließen.

So verschärft sich die Krise für die Angehörigen der
Arbeiterklasse täglich.

Mal werden die Maßnahmen angekündigt, gnädigerweise mit den
Betriebsräten verhandelt, mal kurzerhand vollzogen. Die betroffenen
Kolleg/innen zeigen ihre Wut und Frustration, ihre Ängste, aber klar wird auch
das Co-Management der Betriebsräte, die Verlogenheit eines Berthold Huber, der
einen Tarifvertrag abschließen lässt, der die Verschiebung von Lohnerhöhungen
ausdrücklich zulässt, aber den schwarzen Peter den Betriebsräten und Kollegen
zuschiebt, wenn das Kapital diese Option tatsächlich zieht.

Und das Kapital zieht diese Option gern und oft.
Betriebsräte, egal wie kämpferisch oder wie kooperativ sie sind – sie werden
erpresst. Und mit ihnen die Belegschaften.

Aber es gibt auch den offenen, wenn auch defensiven
Klassenkampf:

* Mehr als 10.000
Beschäftigte von Thyssen-Krupp haben Anfang April in Duisburg gegen den
drohenden Jobabbau protestiert. Thyssen Krupp, größter deutscher
Stahlproduzent, plant bis zu 3.000 Entlassungen, nutzt die Absatzkrise
gleichzeitig zu einem Konzernumbau, natürlich auf Kosten der Kolleg/innen. Er
beruft sich auf massive Umsatzrückgänge auf Grund der Krise. Belegschaft und IG
Metall forderten dagegen auf einer Kundgebung während der Arbeitszeit, auf der
auch der Zweite Vorsitzende der IG Metall Detlev Wetzel sprach, einen Verzicht
auf Kündigungen, als Minimum Kurzarbeit.

* In Alzenau (Unterfranken) wehren sich mehr als 400 Kolleg/innen
des Stuttgarter Automobilzulieferers Mahle mit Demonstrationen (u. A. beim
Ostermarsch 2009!) und Mahnwachen vor den Werkstoren gegen ihre Kündigungen und
gegen die komplette Schließung ihrer Fabrik. Im ganzen Konzern gibt es
Solidarität.

* Beim Werkzeugmaschinenhersteller Index in Esslingen kämpft
die Belegschaft gegen Entlassungspläne gegen die Hälfte der Belegschaft.

 

Auf der anderen Seite darf sich das Kapital schadlos halten.
Seine Verluste bekommt es aus der Staatskasse ersetzt. Das Schlimmste, was
diesen Herren passieren kann, ist, dass sie als Steuerbetrüger wie Ex-Postchef
Zumwinkel in ihrer Millionen-Villa von ihren vielen Millionen Euro Abfindung
leben müssen. Die vielen Milliarden, die der Staat dem Kapital in den Rachen
schiebt, hat er gar nicht. Er pumpt sie – bei den Banken zu hohen Zinsen, um
sie dann zu niedrigen Zinsen an dieselben Banken zu verleihen. Und da der Staat
das Geld nicht hat, das er da so großzügig ausgibt, muss und wird er es sich
holen! In den kommenden Jahren werden die Arbeiter, Angestellten, Rentner und
ihre Familien, insbesondere die Jugend dafür zahlen müssen! Es drohen weitere
Angriffe auf die Bildung, das Gesundheitswesen, Sozialleistungen, Renten usw.
Und natürlich wird das Kapital die Krise nutzen, um die Konzentration
voranzutreiben, um weiter Arbeitskraft überflüssig zu machen und mit noch
weniger Beschäftigten noch mehr zu produzieren – bis alles in der nächsten
Krise noch grandioser zusammenkracht.

 

Die Arbeiterbewegung muss sich auf diese schweren Angriffe vorbereiten
und dabei eigene Mängel und Schwächen überwinden, nur dann kann sie sich
wirksam und erfolgreich wehren und voranschreiten.

Es ist offensichtlich, wenn man die gegenwärtige
Arbeiterbewegung anschaut, dass sie sich weitgehend in der Defensive befindet.
Sie ist nur mit Mühe in der Lage, Angriffe des Kapitals aufzuhalten und muss
immer wieder unter dem Druck des Kapitals und der eigenen Schwäche
zurückweichen, Entlassungen, Lohnkürzungen, soziale Verschlechterungen
hinnehmen. Das hat vielschichtige Ursachen.

 

Zum einen ist die Arbeiterbewegung in Deutschland über
Jahrzehnte im Geiste der Sozialpartnerschaft erzogen worden. Dies bedeutete,
dass man ohne viel Kampf immer noch kleinere Fortschritte erreichen konnte. Das
bedeutete auch, dass sich viele es bequem machten und sich auf die
Verhandlungskünste der Gewerkschaftsführung verließen. In der
Gewerkschaftsführung hat dies dazu geführt, dass immer mehr kämpferische
Kolleg/innen, die wenigstens noch im Rahmen des Kapitalismus etwas erreichen
wollten, durch Managertypen ersetzt wurden, die die Gewerkschaften zu
„Dienstleistungsorganisationen“ entwickeln wollten und dies auch teilweise
erreicht haben.

Viele dieser Führer sind mittlerweile eng mit dem Kapital
verschmolzen. Sie haben gut bezahlte Aufsichtsratsposten. Sie arbeiten mit an
der Strategie des Kapitals. Sie wechseln problemlos – wie beispielsweise
Riester, ehemaliger zweiter Vorsitzender der IGM – in die Regierung und helfen
dort mit, die Privatisierung (Riester über seine berüchtigte Riesterrente)
voranzutreiben. Riester tritt derzeit bei verschiedensten Unternehmen der
Finanzdienstleistungsbranche als Referent in Erscheinung und ist
Aufsichtsratsmitglied von ArcelorMittal Bremen. So lässt er sich seinen Einsatz
für das Finanzkapital bezahlen. Oder Steinkühler, ehemaliger Vorsitzender der
IGM, der in Aktienspekulationen verwickelt war. Er hatte Millionen angehäuft,
um damit an der Börse zu spekulieren. Er sitzt wie Klaus Zwickel im
Mannesmann-Aufsichtsrat und unternimmt nichts gegen üppigste Abfindungen für
Manager. Mit solchen Führern verkommt die Gewerkschaft zu einem Anhängsel des
Kapitals.

Andererseits hat diese jahrelange Politik der
Klassenzusammenarbeit auch Auswirkungen auf die Arbeiter und Angestellten
selbst. Viele haben verlernt, eigenständig zu kämpfen. Viele verlassen sich auf
den Gewerkschaftsapparat. Andere wiederum sind resigniert und schimpfen nur.

Hier besteht eine große Aufgabe aller fortschrittlichen
Kräfte, insbesondere der Kommunisten darin, in den Gewerkschaften den Geist der
Klassenzusammenarbeit, der Sozialpartnerschaft zu bekämpfen. Der Masse der
Kolleginnen muss wieder klar werden, dass sie ihr Schicksal selber in die Hände
nehmen müssen, dass sie die Gewerkschaft sind. Sie müssen wieder lernen, die
Entscheidung darüber wieder in die eigenen Hände zu bekommen, wer die
Gewerkschaften führt und wie das geschieht. Lässt man Managertypen zu oder
wählt man kämpferische Kolleg/innen, die sich selbstlos für die Interessen der
Arbeiter und der Angestellten einsetzen.

 

Zum anderen ist die Arbeiterbewegung durch die Entartung des
Sozialismus geschwächt. Alles, was in den revisionistisch (Revisionismus:
Abweichung vom Marxismus, Tarnung als Marxisten, um den Sozialismus auszuhöhlen
und zu beseitigen) entarteten Staaten Osteuropas und in China gemacht wurde
bzw. noch gemacht wird, wird von der herrschenden Klasse als „Sozialismus“
dargestellt. Alles wird genutzt, um den Antikommunismus zu schüren. So haben
weite Teile der Arbeiter und Angestellten keine Alternative zum
kapitalistischen System vor Augen. Da große Teile keine Alternative mehr sahen
bzw. sehen und es ihnen zudem im Kapitalismus noch einigermaßen gut ging, haben
sie sich damit arrangiert und weitgehend auf Kampf verzichtet.

Damit fehlen der Arbeiterbewegung auch wichtige Kampferfahrungen
und eine Perspektive, die über Abwehrmaßnahmen hinausgeht.

 

Die Krise zwingt die gesamte Arbeiterbewegung zu einer
Neubestimmung ihres Kurses. Entweder weiter so, d.h. sich immer weiter
zurückdrängen lassen, oder wieder zu einer aktiven kämpferischen Kraft werden,
die ihre Interessen selbstbewusst vertritt.

 

Mit dem Selbstbewusstsein fängt es an. Vielen Menschen bis
in die Reihen der Arbeiter und unteren Angestellten ist nicht mehr klar, dass
sie und die Bauern es sind, die die gesamte Gesellschaft auf ihrem Rücken
tragen. Sie stellen die materiellen Werte her, sie produzieren den Reichtum,
von dem die gesamte Gesellschaft lebt. Merkel, Steinmeier, Politiker aller
Couleur, aber auch hoch bezahlte Manager können Reden halten so viel sie
wollen, das schafft nicht einen Cent Wert. All die Milliarden Staatshilfe, die
jetzt an die Banken fließen, müssen hart erarbeitet werden. Von wem? Von den
Arbeitern, den unteren Angestellten, von den Bauern. Alle anderen Teile der
Gesellschaft leben von der Verteilung dieser Werte.

Die Arbeiterklasse ist die Hauptproduktivkraft. Ohne sie
gäbe es nichts zu verteilen oder Merkel, Steinmeier und Co. sowie die Manager
müssten selbst etwas arbeiten, wenn sie etwas zu Essen oder zum Konsumieren
haben wollten.

Nicht umsonst lautet eine alte Parole der Arbeiterbewegung:

 

Alle Räder stehen
still, wenn Dein starker Arm es will!

 

Hier besteht eine große Aufgabe, wieder allen Arbeitern,
unteren Angestellten klar zu machen, dass sie die Hauptstütze dieser
Gesellschaft sind, und dass sie zugleich das unterste Glied dieser Gesellschaft
sind, das keinen Einfluss auf die Geschicke dieses Landes hat. Die
Arbeiterklasse muss sich ihrer Kraft bewusst sein und diese Kraft auch nutzen.
Ohne sie geht nichts in dieser Gesellschaft, während man auf Merkel,
Steinmeier, diverse Manager und dergleichen gut verzichten könnte. Die
Entwicklung der Produktivkräfte ist heute so, dass Arbeiter, untere
Angestellte, Bauern aufgrund ihrer Ausbildung, ihrer Fähigkeiten zusammen mit
den fortschrittlichen Teilen der Intelligenz die Gesellschaft ohne das gesamte
Pack von Schmarotzern und Betrügern führen kann.

Wer sich klein sieht und duckt, der ist auch dem Treiben des
Kapitals und seiner Regierung ausgeliefert. Wer hingegen seine Kraft erkennt,
der kann sie nutzen.

 

Um die eigene Kraft zu nutzen ist jedoch eine Grundvoraussetzung
die Einigkeit
, der Zusammenhalt. Zersplittert ist die Arbeiterklasse
schwach. Das kann man derzeit im Metallbereich sehen, wo Betriebsräte in
einzelnen Betrieben mit dem Rücken zur Wand um die vereinbarte Lohnerhöhung
kämpfen. Jeder Betrieb für sich ist schwach. Da hat das Kapital leichtes Spiel
mit dem Hinweis auf die Krise und die Konkurrenz sowie die Gefahr des
Arbeitsplatzverlustes zu erpressen. Mit solchen Tarifverträgen, wie sie in den
letzten Jahren abgeschlossen wurden, gibt es keinen Zusammenhalt mehr, sondern
Konkurrenz unter der Arbeiterklasse. Leider gibt es in den Gewerkschaften
führende Kräfte, die dies immer weiter treiben.

Besonders schädlich ist dabei eine seit Jahren geübte
Politik, den eigenen Betrieb zu „retten“. Immer wieder werden Lohnsenkungen,
Kürzungen von Zulagen, Mehrarbeit, Flexibilisierung von führenden
Gewerkschaftsfunktionären akzeptiert. Ihr Argument: So rettet man die
Arbeitsplätze. Beschäftigungssicherung, Pakt für Arbeit oder wie auch immer
wird so was dann getauft. Kurzfristig stimmt das. Der „eigene“ Arbeitsplatz
wird um den Preis von Lohnverzicht und/oder Mehrarbeit für einige Zeit
„gerettet“. Doch mit welchen Konsequenzen?

Da es einen Arbeitsmarkt gibt, auf dem die Ware
Arbeitskraft verkauft und gekauft wird, wirkt sich der niedrigere Preis der
Ware Arbeitskraft in einem Unternehmen rasch auf die gesamte Arbeiterklasse
aus. Warum soll beispielsweise BMW „seinen“ Arbeitern höhere Löhne zahlen als
Daimler? Wenn Daimler seine Kosten senkt, dann ist BMW ebenfalls dazu gezwungen
und fordert von „seinen“ Arbeitern ebenfalls Lohnverzicht mit derselben
Begründung „Rettung der Arbeitsplätze“. Da Daimler in diesem Beispiel bereits
günstiger produziert, sind die Arbeitsplätze beim Konkurrenten BMW dadurch
tatsächlich in Gefahr. Unter diesem Druck sind die Kolleginnen und Kollegen
dann gezwungen, auf diese Erpressung einzugehen und ebenfalls auf Lohn zu
verzichten und/oder mehr zu arbeiten. Und um ihre Arbeitsplätze zu retten,
müssen sie sogar noch schlechtere Bedingungen als bei Daimler akzeptieren. BMW
muss ja wieder Boden gut machen. Der Markt, auch der Arbeitsmarkt ist knallhart
und setzt sich durch. Und die Runde ist nicht beendet. Denn nun ist Daimler
wieder gezwungen, die „Wettbewerbsnachteile“ zu beseitigen, d.h. seinen
Beschäftigten erneut Lohnkürzungen, Mehrarbeit usw. abzuverlangen.

Wer sich also auf dieses Spiel einlässt, der setzt eine
Abwärtsspirale in Gang und verspielt zugleich die Stärke und Einheit der
Arbeiterklasse. Er schürt sogar die Konkurrenz.

Natürlich kann auch eine solidarische, einige Arbeiterklasse
in der Krise zu Lohnverzicht gezwungen sein. Je einiger sie jedoch ist, umso
besser kann sie Rückschritte aufhalten und abmildern. Und je einiger die
Arbeiterklasse ist, umso eher kann sie dann, wenn die Marktbedingungen es
erlauben, auch wieder mehr für sich erkämpfen.

Betriebliche Sonderregelungen, Öffnungsklauseln in
Tarifverträgen, Standortegoismus sind Gift für die Einheit und die Stärke der
Arbeiterbewegung! Sie müssen daher innerhalb der Gewerkschaften mit aller Macht
bekämpft werden.

 

Eine alte Parole der Arbeiterbewegung lautete:

 

Einen Finger kann man
brechen! Fünf Finger sind eine Faust!

 

Wie richtig das ist! Gerade in der Krise werden immer mehr
lernen, dass es sehr weh tut, wenn man denkt, man könnte das Kapital mit dem
kleinen Finger bekämpfen, statt die geballte Faust, die geballte Macht der
Arbeiterklasse auszunutzen. Der kleine Finger wird ausgesprochen schmerzhaft
gebrochen werden.

 

Doch nicht nur größtmögliche Einigkeit ist eine
Grundvoraussetzung für die Arbeiterbewegung. Ohne Solidarität geht es
ebenso wenig. Tarifverträge, gewerkschaftliche Kämpfe sind ein wichtiger Schutz
gegen die Angriffe des Kapitals und die Abwälzung der Krisenlasten auf die
Beschäftigten. Doch immer wieder versucht das Kapital die verschiedenen Teile
der Bevölkerung gegeneinander auszuspielen. Mal wird gegen streikende Arbeiter
gehetzt, die „faulen“ Studenten mit Studiengebühren „beglückt“, die „reichen“ Rentner,
die angeblich auf Kosten der Jungen leben, zur Zielscheibe von Neid gemacht und
ihnen die Rente gekürzt, die „faulen“ Arbeitslosen zu 1-Euro-Zwangsarbeit
geknechtet. Immer hat das Kapital „gute“ Gründe. Immer hat es schlimme
Beispiele zur Hand. Natürlich wird mit keinem Wort davon geredet, dass da
hunderte Milliarden an die Banken durchgereicht werden. Und das Ziel der
Kampagnen wird verschleiert – Spaltung, Teilung, Entsolidarisierung!

Wer zuschaut wie den Rentnern die Rente gekürzt wird, weil
er selber noch nicht in Rente ist, wer zusieht wie den Studenten immer höhere
Gebühren bei steigendem Leistungsdruck aufgehalst werden, weil er ja selber
nicht in der Ausbildung ist oder kein Kind auf der Uni hat, der darf sich auch
nicht wundern, wenn ihm keiner hilft, wenn er um seinen Arbeitsplatz kämpfen
muss.

Dem Kapital kann es nur recht sein, wenn deutsche und
ausländische Kolleginnen sich misstrauisch beäugen und sich nicht vertrauen.
Für das Kapital ist es von Vorteil, wenn die Jungen auf die Rentner schimpfen
und die Rentner auf die Jungen. Dem Kapital ist es angenehm, wenn die
Kolleginnen und Kollegen in den neuen Bundesländern weniger verdienen als in
den alten und diese sich nicht gegenseitig helfen.

Klar ist auch, dass sich die Krise noch viel schlimmer als
bei uns in zahlreichen Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens auswirkt. Wo
Menschen bisher für eine Schüssel Reis arbeiten mussten, sind sie in der Krise
gezwungen auch für eine halbe Schüssel Reis ihre Ware Arbeitskraft zu
verkaufen, um wenigstens hungrig zu überleben. Da aber auch diese Länder
inzwischen für den Weltmarkt produzieren, wird so die Konkurrenz im Weltmaßstab
angeheizt und die Abwärtsspirale in Gang gesetzt.

Wem es also egal ist, wie seine Kolleginnen und Kollegen in
Bombay, Singapur, Mombasa, Buenos Aires, Quito oder wo immer auch leben, der
darf sich nicht wundern, wenn sein Lohn gekürzt wird mit dem Argument: Sonst
gehen wir ins Ausland, da ist es billiger!

Gleichgültigkeit, Egoismus (Hauptsache „mein“ Arbeitsplatz
ist sicher) zerfressen und schwächen die Arbeiterbewegung. Sie müssen bekämpft
werden. Solidarität ist ein Grundgebot für eine starke Arbeiterbewegung!

 

Solidarität ist eine
Waffe!

 

Einigkeit und Solidarität erfordern jedoch ebenso eine
starke Organisierung. Natürlich kann man auch spontan kämpfen und
Erfolge erzielen. Je schwächer jedoch die Organisierung ist, umso kleiner,
schwächer, vereinzelter und isolierter ist der Kampf. Deshalb brauchen wir
gerade in der Krise starke Gewerkschaften.

Es gibt sicher viele Gründe, aus den Gewerkschaften
auszutreten oder gar nicht erst einzutreten. Die Gewerkschaftsführer arbeiten,
wie auch in diesem Artikel aufgezeigt, vertrauensvoll mit dem Kapital zusammen.
Daher ist oft wenig in der Gewerkschaft und in den betrieblichen Untergliederungen
der Gewerkschaft nicht viel los.

Das ist gerade der Zustand, den das Kapital sich aus
tiefstem Herzen wünscht. Dann hat es seine Ruhe. Dann steht es nur einzelnen
Kolleginnen und Kollegen gegenüber oder höchstens einer kleinen Gruppe. Da kann
man aggressiv die Interessen des Kapitals durchsetzen.

Das ist gerade ein wichtiger Grund, sich und alle
Kolleginnen und Kollegen in den Gewerkschaften zu organisieren. Die
Verhältnisse in den Gewerkschaften müssen gerade angesichts der tiefen Krise
dringend geändert werden. Jede/r kämpferische Kollegin/Kollege, der außerhalb
steht, fehlt in diesem wichtigen Kampf innerhalb der Gewerkschaften.

Und der Kampf findet bereits – in unterschiedlicher
Intensität – statt. So gab es heftige Auseinandersetzungen innerhalb der
Gewerkschaften, ob man an den Demonstrationen am 28.März in Frankfurt und
Berlin teilnimmt. Die Führungen hatten eine Nichtteilnahme beschlossen. In
zahlreichen Ortsgruppen und Bezirken der IGM, ver.di, BAU usw. wurden jedoch
Busse bereitgestellt und für die Teilnahme mobilisiert. Das war Ergebnis zum
Teil scharfer Auseinandersetzungen. Genauso geht es bei den Tarifverträgen mit
Öffnungsklauseln. In den Gewerkschaften gibt es bereits seit Jahren einen
heftigen Kampf gegen diesen Kurs der Entsolidarisierung. Wo sollen Kommunisten
und fortschrittliche Kräfte da stehen? Außerhalb der Gewerkschaften und
zuschauen, bis die fortschrittlichen Kräfte innerhalb der Gewerkschaft verloren
haben? Und dann sagen: „Ich hab’s ja schon immer gewusst?“ Oder in den Gewerkschaften
am Kampf teilnehmen und mithelfen, dass die fortschrittlichen Kräfte möglichst
gewinnen?

 

Wir brauchen starke,
kämpferische Gewerkschaften!

 

Es ist völlig klar, dass die Krise jede Gewerkschaft, die
gesamte Arbeiterbewegung aber auch jede einzelne Kollegin und jeden einzelnen
Kollegen zwingen wird, Position zu beziehen. Wenn die Grundlagen der
Arbeiterbewegung Einheit, Solidarität und starke, kämpferische Organisierung
wieder gestärkt werden, dann wird die tiefe Krise des Kapitalismus zu einem
neuen Aufschwung der Arbeiterbewegung verhelfen. Es ist eine große Aufgabe,
daran mitzuwirken!

Und nur wenn diese Aufgabe erfüllt wird, wird es auch
möglich sein, ernsthaft die Systemfrage zu stellen und den Kapitalismus
abzuschaffen und durch den Sozialismus zu ersetzen.

 

Alle gemeinsam gegen
das Kapital!