Hier wieder eine interessante Auswahl aus dem Angebot des
Deutschlandfunks (DLF 101.9 UKW) und des Deutschlandradio Kultur (DLR-K 104.7
UKW).
Quelle www.dradio.de
Zusammengestellt und zur Verfügung gestellt von Wiebke
(attac Kiel)
DLF
Sa. 07.03.2009 · 11:05 Uhr
Bye-bye Square Mile
Der Niedergang des Londoner Finanzviertels
Gesetzte Gentlemen mit Schirm, Charme und Melone? In der
Londoner City sind sie längst verdrängt worden. Von jungen dreisten Bankern ist
die
Rede, die das Finanzviertel als Großkasino betrachteten.
„Für uns Cityboys war der Markt wie ein wildes Pferd,
das man reiten musste, bis es einen abwirft. Eigentlich kannten wir nur zwei
Emotionen: Angst
und Gier.“ Das sind die Worte eines jungen
Cityanalysten, der im Alter von 35 Jahren in den Ruhestand ging und all die
Finessen seiner
Exkollegen in einem Schlüsselroman bloßstellte. Nun ist die
Spekulationsblase geplatzt; und mit der britischen Wirtschaft geht es bergab.
Dabei
war die Krise absehbar. Zumindest ein alter Banker hatte das
Debakel vorausgesagt. Der Niedergang des Londoner Finanzviertels – drei
Generationen erzählen ihre Geschichte.
DLR-K
fast noch Sonntag – Mo. 09.03.2009 · 00:05 Uhr
Haben & Sein
Der neue Kulturkapitalismus
Feature von Elke Buhr und Thomas Groß
Das Kind aus Afrika, das Obst aus dem Bioladen, das
Hybrid-Auto in der Garage – Stars wie Brad Pitt, Madonna und George Clooney
praktizieren
längst den ‚Lifestyle of Health and Sustainability‘. Shoppen
ist identitätstiftend – wenn Waren den Status von Kultobjekten erhalten, wird
jede
Kaufentscheidung zum Ausdruck der Persönlichkeit.
Ein Lifestyle, der bisweilen pathologische Züge annimmt.
Selbsthilfegruppen kümmern sich um Menschen, die nur zu sich finden, wenn sie
an ihrem
Stil arbeiten. Unterstützt von professionellen Beobachtern
der Kommerzkultur wie Robert Misik, Holm Friebel und Neil Boorman berichten die
Autoren von der zunehmenden Verflechtung von Kunst, Werbung
und Ökonomie.
DLR-K
Mo 09.03.2009 · 19:30 Uhr
Abfallhalden als Rohstoffquellen
Was ist dran am Recyclingtraum?
Von Susanne HarmsenAlte Zeitungen zu neuen, leere Flaschen
zu vollen, Schrott zu neuen Teilen – das sind Recyclingwege, die seit Jahren
funktionieren. Doch inzwischen haben wir andere Materialien,
die neue Sorgen bereiten: Altkunststoffe, Verbundmaterialien wie
Flüssigkeitskartons und immer mehr Elektronikschrott.
Nichts davon taugt für die Deponie, weil der Zahn der Zeit
es nicht zersetzt oder giftige Stoffe in die Umwelt gelangen. Was passiert mit
Monitor
und Akkus, die beim Recyclingbetrieb landen? Werden Sie
wirklich unschädlich verwertet? Immer wieder gehen Bilder von Müllkippen in
Afrika oder
Asien um die Welt, wo Kinder sich an kaputten Geräten aus
den reichen Ländern Schwermetallvergiftungen holen. Welche Auswege gibt es? Was
bringt die Rücknahmeverpflichtung der Hersteller? Und wo
liegen die Grenzen einer sauberen und wirtschaftlichen Abfallverwertung?
DLF
Di. 10.03.2009 · 19:15 Uhr
Eurogeneration „Allein gelassen“
Die einsamen Kinder der rumänischen Arbeitsemigranten
Von Keno Verseck
Sie wachsen bei ihren Großeltern auf oder bei entfernten
Verwandten. Ihre Eltern sehen sie oft jahrelang nicht. Meistens leiden sie
still, manche
geraten in ein kriminelles Milieu, manche bringen sich um.
„Eurogeneration ‚Allein gelassen'“ – so heißt Rumäniens neues
Kinderproblem: Rund
350.000 Minderjährige wachsen ohne ihre Eltern auf, weil
diese in Westeuropa arbeiten.
Die zwei Millionen rumänische Arbeitsemigranten tragen mit
ihren Milliardentransfers zwar zum Wirtschaftsboom in Rumänien bei. Doch dass
dafür
eine ganze Kindergeneration mit dem Lebensgefühl der
Einsamkeit zahlt, hat die rumänische Politik bisher ignoriert. Eine
Gleichgültigkeit, die
manche Menschen im Land wachrüttelt – zum Beispiel in
Topoloveni, einem südrumänischen Städtchen. Dort haben sich Freiwillige –
Lehrer,
Psychologen und Studenten – zusammengetan, um allein
gelassenen Kindern zu helfen. Unter dem Namen „Die Kinder kümmert es“
entstand eine
der ersten Tagesstätten im Land, in der Kinder von
Arbeitsemigranten gezielt betreut werden.
DLR-K
Di. 10.03.2009 · 19:30 Uhr
Bedrohung Buch?
Zur Publikationssituation in der arabischen Welt
Von Mona Naggar
Der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini sprach
vor 20 Jahren eine Fatwa gegen Salman Rushdie aus und rief alle Muslime dazu
auf,
den britisch-indischen Schriftsteller zu töten. Rushdies
Roman „Die satanischen Verse“ hatte islamische Autoritäten
mobilisiert und Eiferer auf den
Plan gerufen, die sogar gegen seine Verleger vorgingen und
seinen japanischen Übersetzer töteten.
Das Mittel des „Rechtsgutachtens“ wird bis heute
eingesetzt, um Schriftsteller, Philosophen oder Wissenschaftler mundtot zu
machen und ihre
Werke aus dem Bewusstsein zu tilgen.
Mit dem explosionsartigen Wachstum der Satellitensender sind
in den islamisch geprägten Gesellschaften zwar Tabus gefallen – jedenfalls in
Fragen der Politik und der Sexualität. Aber von Redefreiheit
kann in vielen Bereichen des Geisteslebens immer noch keine Rede sein.
Die Sendung geht der Entwicklung der Zensur seit dem
„Fall“ Rushdie nach, sowie den Begründungen für die Indizierung von
Büchern. Sie fragt
nach der Rolle der Literatur in den arabischen
Gesellschaften und nach den Tabus, von denen sie umstellt ist.
DLF
Sa. 14.03 – 11:05 Uhr
Gesichter Europas
Geldgber auf der Bremse – Das Projekt Illisu-Staudamm in der
Türkei
Reportagen von Susanne Güsten
DLR-K
Mo. 16.03. – 19:30 Uhr
– Das politische Feature
– „Rückgrat gegen Rechts“
– Wie Bürger Demokratie stärken
– Von Anja Schrum und Ernst-Ludwig von Aster
DLF
Di. 17.03 – 19.15 Uhr
Mediale Kreuzzüge
Lateinamerikas Medienkonzerne
Von Karl-Ludolf Hübener
Nach der neoliberalen Ausplünderung am Ende des letzten
Jahrhunderts versuchen linke Reformregierungen in Lateinamerika, soziale und
wirtschaftliche Alternativen durchzusetzen. Der Widerstand
dagegen wird von mächtigen Medienkonzernen intoniert. Selbst Unterhaltungs- und
Kochsendungen werden zur Agitation gegen Reformpolitik
genutzt. Beim Putschversuch gegen Venezuelas Präsidenten Hugo Chavez stärkten
die Kommerzkanäle den Putschisten den Rücken.
Auf dem Subkontinent sind die Medien zu 80 bis 90 Prozent in
Händen mächtiger Familien und Wirtschaftsgruppen. Einige Medienkonzerne
konnten ihre marktbeherrschende Stellung im Schutze von
Militärdiktaturen auf- und ausbauen. Die einstigen Propagandisten autoritärer
Macht
erteilen nun Lektionen in Demokratie. Jeder Versuch, die
Medien zu demokratisieren, stößt auf ihren Widerstand. Öffentliche Lizenzen
werden
von medialen Großgrundbesitzern wie ewiges feudales Erbrecht
verstanden, Lizenzentzug als Attentat gegen die Pressefreiheit denunziert.
DLF
Do. 19.03 – 10:10 Uhr
Journal am Vormittag – Marktplatz
Risiken und Nebenwirkungen – Die elektronische Gesundheitskarte
Am Mikrofon: Ursula Mense
Nach vielem Hin und Her soll sie nun 2009 endlich kommen:
die elektronische Gesundheitskarte, unser „persönlicher Datentresor“.
Die neue
Gesundheitskarte soll alle persönlichen Gesundheitsdaten
eines Menschen enthalten, Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser miteinander
vernetzen, sogar im Notfall Leben retten können. Und das
alles verschlüsselt, gesichert und vor dem „Zugriff von Unbefugten“
geschützt. Ärzte
und Verbraucher sind kritisch, befürchten Datenmissbrauch
und bezweifeln den Nutzen der Karte ebenso heftig wie die IT-Branche ihn
verteidigt.
Viel Geld ist im Spiel. Wem hilft die Transparenz? Und
wollen wir den gläsernen Patienten? Wie sicher kann eine Chipkarte sein, auf
die viele Zugriff
haben werden? Und wer muss das bezahlen? Diese und andere
Fragen rund um das Thema „Gesundheitskarte“ diskutiert Ursula Mense
mit ihren
Gästen im heutigen „Marktplatz“.
Hörerfragen sind wie immer willkommen.
Hörertel.: 00800.44644464
Hörerfax: 00800.44644465
marktplatz@dradio.de
DLF
Sa. 21.03. – 11:05 Uhr
Gesichter Europas
Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen – Island und die
Finanzkrise
Mit Beiträgen von Marc-Christoph Wagner
Am Mikrofon: Henning von Löwis
DLR-K
Mo. 23.03. – 19:30 Uhr
Das politische Feature
„Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den
Produzenten!“
Patienten im Visier der Pharmawerbung
Von Barbara Zillmann
DLR-K
Di. 24.03 – 13:07 Uhr
„Bürger als Fragesteller“
Das Informationsfreiheitsgesetz soll die Ämter öffnen
Von Christina Selzer u.a.
DLR-K
28.03.2009 · 18:05 Uhr
My Lai
Das Massaker in Vietnam
Von Michael Marek
Am 16. März 1968 stürmen US-Soldaten das Dorf My Lai – auf
der Suche nach Angehörigen des Vietcong. Drei Stunden später sind 500
Dorfbewohner tot. Der Armeefotograf Ron Haeberle begleitet
die US-Soldaten unter der Führung des damals 24-jährigen Leutnants William
Calley
und hält fest, wie sie Kinder, Frauen und Männer töten,
Brunnen vergiften, Häuser und Vorräte in Brand stecken.
Trotzdem gelingt es der US-Regierung und Armeeführung mehr
als ein Jahr lang, das Geschehene zu vertuschen. 40 Jahre später hat der Autor
Überlebende und Beteiligte getroffen – auch Seymour Hersh,
der das Massaker publik machte und 1970 den Pulitzer-Preis für internationale
Berichterstattung erhielt.
DLR-K
Mo. 30.03 – 19:30 Uhr
„No future?“
Das Leben in deutschen Trabantenstädten
Von Joachim Schulte und Andreas Ulrich
DLF
Di. 31.03.2009 · 19:15 Uhr
Gazprom – Weltmacht aus der Pipeline
Von Ulli Wendelmann
Für die Fans von Schalke 04 ist der Energiekonzern aus dem
Osten ein Hoffnungsträger, für Fachleute ein mafiöses Gebilde. Ohne dessen
Einnahmen würde der russische Staatshaushalt
zusammenbrechen. Gazprom kontrolliert zudem die wichtigsten Medien des Landes
und agiert als
Großbank. Der Konzern soll – nach dem Willen des Kreml –
Russland als neue Weltmacht etablieren.
Um Lagerstätten und Pipelinerouten für Gazprom zu sichern,
führt Russland Krieg: in Tschetschenien und im Kaukasus. Deutschland bezieht 40
Prozent seines Energiebedarfs durch Gazprom und ist wie
andere europäische Staaten von seinen Lieferungen abhängig. EON, vormals
Ruhrgas,
und BASF arbeiten seit Jahrzehnten mit dem Energiegiganten
zusammen. EU-Politiker und die Bundesregierung versuchen die Übernahme von
nationalen Energieversorgern durch Gazprom – und damit
dessen Kontrolle über die Endkunden – zu verhindern.
Das Feature beleuchtet einen Konzern, der die Geschicke
Russlands, den Wohlstand Europas und die Energierechnungen bestimmt – auch die
der Fans von Schalke.