Filmbesprechung: Let’s make money

INFO 04 – 2009

Filmbesprechung Let's make moneyDer Film kam passen zur Wirtschafts- und Finanzkrise in die
Kinos. Leider wird er nur in kleinen Programmkinos in großen Städten gezeigt.
Es ist ein Dokumentarfilm über die Verbrechen des globalisierten Kapitalismus,
über die mörderischen Konsequenzen der so genannten neoliberalen Politik.

Nicht immer neu sind die Fakten, die dem Zuschauer allerdings
im Film geballt vorgesetzt werden:

– Dass z.B. von dem teilweise mühsam gewonnen Gold im Süden
Afrikas nur 3% in Afrika bleiben (und dort fast nur bei der Oberschicht),
während 97% des damit geschaffenen Wertes in den Westen wandern.

– Dass in Spanien an der Costa del Sol eine Siedlung
(zumeist in der Größe von Kleinstädten) nach der anderen hochgezogen wird, die
nur als Geldanlage für große Investmentfirmen dienen und in der Regel leer
stehen.

– Dass dort Golfplätze zu hunderten gebaut werden, die nie
benutzt werden und pro Platz einen Wasserverbrauch wie eine Stadt mit 20.000
Einwohnern haben.

– Dass in Burkina Faso Baumwollbauern und Tagelöhner im
Elend leben, weil sie von der US-Baumwollindustrie, die mit hohen Subventionen
gefüttert wird, mit Dumpingpreisen kaputt konkurriert werden.

Interessant ist ein Interview mit John Perkins, ehemaliger
Wirtschaftskiller. Perkins berichtet, dass er im Auftrag des US-Staates daran
arbeitete, andere Staaten ökonomisch zu ruinieren und abhängig zu machen.
Aufgabe dieser „Wirtschaftskiller“ sei es, anderen Staaten beispielsweise so
hohe Kredite zu gewähren, dass man von vorne herein wisse, dass diese sie
niemals zurückzahlen könnten. Wenn der entsprechende Staat dann hoch
verschuldet und ruiniert sei, könne man ihn zwingen, seinen ganzen Besitz zu
privatisieren, Sozialausgaben zu kürzen und den US-Monopolen freie Bahn zu
gewähren. Lasse ein Staat sich auf so etwas nicht ein, dann kämen so genannte
„Schakale“ zum Einsatz. Deren Aufgabe bestehe darin, unwillige Staatsführer zu
ermorden, zu beseitigen und zu stürzen. So habe sich Saddam Hussein im Irak
geweigert, US-Kredite zu nehmen. Die danach eingesetzten „Schakale“ hätten ihr
Ziel ebenfalls nicht erreicht, da Saddam gut geschützt wurde. Deshalb sei der
Krieg gegen den Irak die letzte Lösung gewesen, um das Land in die Hand der USA
zu bringen.

Das ist für viele sicher nicht brandneu. Aber es ist doch
interessant, so etwas aus dem Mund eines Mannes zu hören, der selbst an solchen
Verbrechen beteiligt war und heute öffentlich dagegen auftritt.

Leider hat der Film viele Längen. Zudem häuft er nur
Material an, ohne es wirklich zu verarbeiten oder gar zu analysieren. Wer etwas
über die Zusammenhänge des kapitalistischen und imperialistischen Systems
wissen will, wird enttäuscht werden. Man bekommt Puzzleteile in die Hand, mehr
nicht. Die Arbeit des Zusammensetzens muss man selber machen.

Da wo der Film über Konsequenzen spricht, wird er falsch.
Viel Platz erhält der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Hermann Scheer, der sich in
den Bereichen Umweltschutz und Entwicklungshilfe engagiert. Das ist sicher
ehrenhaft. Doch er will den Kapitalismus in seinen Grundzügen erhalten, nicht
abschaffen. Er will regulieren und bändigen. Das sind alt bekannte Rezepte, die
nun auch Merkel und Steinbrück, selbst Deutsche-Bank-Chef Ackermann in der
Krise wieder hervorholen. Das kapitalistische System mit seinem inneren Zwang,
aus Geld mehr Geld zu machen, lässt sich sicher in Grenzen „regulieren“. Doch
seine wesentlichen Mechanismen bleiben dabei immer in Kraft und die führen eben
durch Konkurrenz, Zwang zu mehr Profit etc. immer wieder zu
Überproduktionskrisen und mit zunehmender Anhäufung von Kapital und
Herausbildung immer größerer Monopole werden diese Krisen immer heftiger und
katastrophaler. Hier ist der Film schwach. Er verweigert eine ernsthafte
Auseinandersetzung mit dem kapitalistischen System, das er zuvor so schonungslos
entlarvt hat, und propagiert oberflächliche Reparaturen, damit der Karren
irgendwie „menschlicher“ weiter läuft.

Trotz dieser Schwächen ist der Film sehenswert und kann als
gute Grundlage für eine Diskussion über das System und Alternativen dazu genutzt
werden.

Let’s make money, 107 min., ohne Altersbeschränkung,
Allegro-Film, Regisseur Erwin Wagenhofer (von ihm stammt auch der Film “We feed
the world”)

Internetseite: http://letsmakemoney.de