Unweit von München, in der Nähe des
oberbayerischen Ammersees liegt idyllisch die Erzabtei der
Benediktiner St. Ottilien. Früher, zu Zeiten des deutschen
Kolonialismus in Polynesien und Neuguinea, befassten sich die
Misionare von St. Ottilien mit der Missionierung der dortigen
Eingeborenen, wovon ein ganzes Museum mit Beutestücken aus dem
Kulturgut der Völker Polynesiens zeugt.
Nun verspüren die Benediktiner von St.
Ottilien offenbar den Drang, ihren Missionseifer anderswo auszutoben
und sie haben schon ein durchaus lohnendes Ziel gefunden: das
„sozialistische“ Kuba. Sie werden, so schreibt die „Augsburger
Allgemeine“ in einer ihrer Wochenendbeilagen, „schon bald ein
Kloster auf der sozialistischen Karibikhalbinsel gründen“. Der
Bericht besteht im Wesentlichen aus einem Interview mit dem Erzabt
Jeremias, das unterhalb eines Bilds von einem ziemlich beleibten
Mönch mit schwarzer Kutte und großem silbernen Kreuz an einer
Halskette abgedruckt ist. Es würde sich fast lohnen, das ganze
Interview (und natürlich auch das Abbild des wohlbeleibten Mönchs)
wiederzugeben, aber aus Platzgründen belasse ich es bei zwei
Kostproben:
„Wie sind Sie eigentlich auf die
Kuba-Idee gekommen?
Erzabt Jeremias: Das ist eigentlich
andersherum, Kuba ist sozusagen auf uns zugekommen. Eines Tages
schrieb der Erzbischof von Havanna, er wolle gern Benediktiner nach
Kuba holen und habe dazu auch schon die Erlaubnis vom Staat…“
„Haben die Benediktiner direkten
Kontakt zur politischen Führung?
Erzabt Jeremias: Der Erzbischof ist
sozusagen das Scharnier, das den Kontakt herstellt. Ich habe aber
auch schon persönlich mit der Chefin der kubanischen
Religionsbehörde gesprochen. Sie hat sich sehr wohlwollend gegenüber
unserer Klostergründung geäußert.“
Ja, so ist das im „sozialistischen“
Kuba. Da nimmt man also nicht nur die weltlichen Segnungen der
westlichen Währungen (Dollar und Euro), die mit den Touristen ins
Land strömen, gerne entgegen, sondern auch die geistlichen der
heiligen Katholika, die schon einmal die Karibik mit ihrem
Missionseifer beglückt hat. Bekanntlich war das im Schlepptau der
spanischen Eroberer. Und während die katholischen Priester und
Mönche die „Seelen“ der Indios bearbeiteten, bearbeiteten die
Konquistatoren deren Leiber, benutzten sie als Sklaven und schindeten
sie zu Tote.
Den Pfaffen gefällt so ein
„Sozialismus“ natürlich, wo man ein Herz für die Kirche hat.
Für Marxisten-Leninisten ist das ein Graus!
Nicht, dass wir etwas gegen religiöse
Menschen hätten. Sollen sie an Gott, Allah, das Nirwana oder die
Wiedergeburt als Tier oder Pflanze glauben! Aber wir haben etwas
dagegen, dass sich die Institution Kirche in alle Lebensfragen
einmischt und den Menschen Vorschriften macht, wie sie zu leben und
was sie zu glauben haben.
Die Trennung von Staat und Religion war
eine wichtige Forderung der französischen Revolution im 18.
Jahrhundert und darunter tun’s auch wir nicht. Religion soll
Privatsache sein und die Priester und Pfaffen sollen arbeiten gehen
wie jeder andere Mensch auch.
S.N.