Vatikan selbst hat vor kurzem bekannt gegeben, dass es weltweit dreitausend
Teufelsaustreiber, so genannte Exorzisten, gibt, die im Dienste der
katholischen Kirche in mittelalterlichen Riten den Teufel austreiben. Jede
Diözese hat mindestens einen Teufelsaustreiber. Und damit alles nach der
„einzig wahren Heilslehre“ durchgeführt wird, hat der Vatikan 1999 unter dem
damaligen Leiter der Inquisition (heute so genannte Glaubenskongegration)
Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt, im Rituale Romanum festgeschrieben, wie
der Teufel ausgetrieben werden muss. Darin heißt es unter anderem:
„Der Exorzist bilde
sich nach einer sorgfältigen Untersuchung ein kluges Urteil über die
Notwendigkeit, den Großen Exorzismus anzuwenden, wobei er sich unter Wahrung
des Beichtgeheimnisses mit Experten in geistlichen Dingen berät, und, soweit es
notwendig ist, mit Experten der Medizin und Psychiatrie, die einen Sinn haben
für geistliche Dinge.“
Dabei gibt es den so genannten Kleinen Exorzismus. Dabei
wird der Teufel nicht direkt ausgetrieben, sondern versucht, ihn mit einem „heilenden Befreiungsgebet“ sozusagen
freiwillig zum Aufgeben und Davonschleichen zu bringen. Warum manche Teufel
sich von so etwas einschüchtern lassen und davonziehen, kann der Vatikan wohl
kaum erklären. Für die hartnäckigeren Teufel gibt es dann noch die härtere
Stufe des Großen Exorzismus, wo der Teufel im mittelalterlichen Ritual direkt
angerufen und dann vertrieben wird.
Allerdings ist der Große Exorzismus für Betroffenen
gläubigen Opfer der Austreibung in der Regel härter als für den Teufel. 1976
starb in Deutschland die 23-jährige Studentin Anneliese Michel aus Klingenberg
in Unterfranken bei einer vom Bischof angeordneten Teufelsaustreibung. Seither
gibt es Deutschland keine offiziell genehmigten großen Teufelsaustreibungen
mehr. Offiziell wird in Deutschland nur noch der Kleine Exorzismus praktiziert.
In zweijähriger Recherche hat der Hörfunkjournalist Marcus Wegner nun heraus
bekommen, dass es „täglich Teufelsaustreibungen in Deutschland“ gibt. Der Große
Exorzismus wird heimlich, unter der Hand weiter ausgeübt. Wegner kennt unter
anderem Fälle aus Würzburg, dem Umkreis von Ingolstadt und von Regensburg.
Der Freisinger Pallotinerpater Jörg Müller ist zutiefst
überzeugt, dass Menschen verflucht werden können und dann vom Teufel besessen
sind. Besessen ist nach seiner Überzeugung z.B. jemand, der eine Aversion gegen
alles Geweihte und Religiöse hat. Auch, wer Schatten sehe oder nachts
Berührungen verspüre, wer übermenschliche Kräfte habe, könne vom Teufel
besessen sein, der ihm dann ausgetrieben werden müsse. Der fromme Pater: „Aber
wenn ein Segen heilt, dann kann ein Fluch auch schaden.“
Die Teufelsaustreiberei der katholischen Kirche entlarvt
einiges:
Die Institution Kirche ist ein Chamäleon, das sich möglichst
an die Umgebung anpasst. In Deutschland ist man bemüht, die real durchgeführten
Teufelsaustreibungen vor der Öffentlichkeit zu verstecken, um nicht völlig in
Verruf zu geraten. In anderen Ländern, wo die Kirche in Konkurrenz zu Schamanen
und Wunderheilern steht, betreibt man offen dieses Geschäft. Man zeigt sich
immer so, wie man die meisten Menschen an sich binden kann. Innen drin aber
bleibt die Institution Kirche eine zutiefst reaktionäre, mittelalterliche
Macht, die nicht nur gegen jeden Fortschritt arbeitet, sondern aktiv
rückständige Ideologie verbreitet und Volksverdummung betreibt.
Zu Recht meinte Professor Hans Förstl, Direktor der Klinik
für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München:
„Ich finde es einen absoluten Skandal, dass in einer
modernen Zivilisation solche unaufgeklärten, primitiven Maßnahmen noch
ergriffen werden dürfen, ohne sich dabei strafbar zu machen… Ich halte es für
absolut verwegen, heute noch mit einer so grotesken Ausformung der Religiosität
daherzukommen.“ (Interview in Oberbayrisches Volksblatt vom 20.5.08)
Wir können uns dem nur anschließen. Setzt man die Aussagen
des Professors um, so bedeutet dies:
Verbot von Teufelsaustreibungen und Bestrafung der
Verantwortlichen!
Dann müsste allerdings so mancher Bischof inhaftiert werden
und Papst Benedikt bei seinem nächsten Deutschlandbesuch ebenfalls bzw. ein
internationaler Haftbefehl gegen ihn ausgestellt werden. Wir halten das auch
für richtig und konsequent! Wer so mit dem Leben von Menschen umgeht, gehört
hinter Gitter!
dm