Linken, in der „ML-Bewegung“ und ihr nahe stehenden Gruppierungen die Frage auf
der Tagesordnung: „Wie arbeiten die Genossinnen und Genossen in Betrieben und
Gewerkschaften, nach welchen Grundsätzen sollen wir diese Arbeit ausrichten?“
Wie steht’s in der
Praxis um die Frage?
Viele in revolutionären Zirkeln organisierten Genoss/innen
haben keinen Draht zur Arbeit in der Wirklichkeit und den Konflikten
kapitalistischer Unternehmen und Betrieben. Daneben gibt es auch – leider viel
zu wenige – Genossinnen und Genossen, Sympathisant/innen und klassenkämpferisch
eingestellte Kolleg/innen, die aktiv in den Betrieben sowie in den Gewerkschaften
– in den DGB-Gewerkschaften – arbeiten.
Es kommt auch vor, und das ist sehr, sehr wichtig, dass aus Kreisen der
gewerkschaftlich aktiven Kolleg/innen Menschen zu uns, zu den zahllosen
revolutionären Zirkeln und Kräften stoßen, Menschen, die bereits aktiv und
erfahren sind, die in Vertrauensleutekörpern oder Betriebsräten arbeiten, die
die Schärfe und Grundsätzlichkeit der innerkapitalistischen Widersprüche, die
Perspektivlosigkeit der kapitalistischen Gesellschaft erkennen und sich dem
organisierten Kampf gegen den Kapitalismus anschließen wollen.
Aber anstatt dass Revolutionäre und Kommunisten alles daran setzen,
diesen mühsamen Kampf einiger weniger Genossen und Kollegen in Betrieb und
Gewerkschaft systematisch auszubauen und zu unterstützen – wozu auch die
kritische Auseinandersetzung gehört! – wird die Arbeit in den Gewerkschaften
entweder nur mit ganz „spitzen Fingern“ angefasst bzw. mehr oder weniger offen
abgelehnt. Begründung: Die Gewerkschaftsführung sei reaktionär und
verräterisch, sie sei mit dem Kapital, der Regierung, dem Staatsapparat
verbunden. Der von ihnen beherrschte Gewerkschaftsapparat sei ebenso
reaktionär, ein Organ zu Steuerung und Entwaffnung der Arbeiterklasse. Er sei
im Übrigen grundsätzlich nicht zu erobern, sich auf die Arbeit in Gremien des
Apparats zu verlegen deshalb falsch. Somit seien die Gewerkschaften reaktionär.
An der Basis der Gewerkschaften mitzuarbeiten, sei richtig, aber nur um
die Mitglieder dem Gewerkschaftsapparat zu entziehen. Wenn möglich sollten
eigene, revolutionäre Verbände aufgebaut werden, spätestens bei einer
potenziell revolutionären Zuspitzung des Klassenkampfes sei das aber
unerlässlich, und darauf müssten wir uns ausrichten. Verwiesen wird dabei
manchmal auch auf die Versuche, in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts in
Deutschland eine „Revolutionäre Gewerkschaftsopposition“ (RGO) aufzubauen.
Unsere Organisation kann sich mit solchen und ähnlichen Standpunkten
nicht einverstanden erklären. Sie hat sich für zwei eng verbundene
Zielrichtungen entschieden:
·
sich „auf die Arbeiterklasse zu orientieren und
auszurichten“ und
·
sich „in der Arbeiterklasse zu verankern.“
Unsere Grundsatzerklärung legt fest: „Dies erfordert eine kommunistische Partei, die mit ihrer
wissenschaftlich-theoretischen Grundlage des Marxismus-Leninismus fest in der
Klasse verankert ist, zu ihr feste Beziehungen unterhält, zugleich aber kühn
und entschlossen in die gesamte Gesellschaft hineinwirkt..“(Erklärung der
Organisation für den Aufbau einer kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands
S.17)
Der komplexe Inhalt der politischen Ausrichtung auf die
Arbeiter/innenklasse wird von vielen Linken nicht in seiner ganzen
Tragweite erkannt. Dieses Problem berührt die gesamte Strategie
revolutionär-kommunistischer Arbeit in dieser Gesellschaft. Es geht darum, die
Stellung der Kommunistischen Partei in der Gesellschaft richtig zu bestimmen.
Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, dass es unerlässlich ist, dazu in den
Gewerkschaften zu arbeiten, diesen zwar reaktionär geführten, aber breiten
Massenorganisationen im echten Sinne, die sich für Interessen der
Arbeiterklasse einsetzen.
Sich in der Arbeiterklasse verankern heißt, dass wir, die wir uns die Aufgabe
stellen, wieder eine Partei dieser Klasse zu schaffen, feste Beziehungen in
diese Klasse aufbauen, damit wir überhaupt im Wortsinne wissen, wovon wir
reden. Wie kann das gehen ohne die Arbeit in den vorhandenen Gewerkschaften,
der einzigen Kraft die – wie schlecht auch immer! – Streiks, elementare
Klassenauseinandersetzungen um Löhne, Arbeitsbedingungen oder Arbeitszeit
führt? Diese Verankerung muss unverzüglich angepackt werden, unabhängig davon,
ob wir schon alle programmatischen und strategischen Fragen geklärt haben. Wir
müssen bei, unter, zwischen den Angehörigen der Arbeiterklasse sein.
Es geht hier um unerlässliche operative Fähigkeiten der Kommunisten und
Revolutionäre, die wir einfach entwickeln und ausbilden müssen, um uns in der
Klasse zu bewegen. Es geht um Handwerkszeug, Kenntnisse und Erfahrungen. Es
geht um die Fähigkeit, agitierend, organisierend und kämpfend tätig zu sein.
Wir müssen lernen, ebenso „den Kampf um das Teewasser“ zu führen, wie auch den
Kampf um
·
den Arbeitsplatz,
·
die Arbeitszeit,
·
die Maidemo,
·
die internationale Solidarität
in die Hand zu nehmen. Dieses sind für uns keine Schlagwörter, sondern
reale Aufgaben.
Deshalb ist es unerlässlich, dass alle Kommunist/innen Gewerkschafter/innen
werden.
Klassenkämpferische Kräfte – unsere Basis!
Die Alltagspraxis in Betrieb und Gewerkschaft ist hartes Brot! Sie
stellt uns vor absolut reale Aufgaben, denen wir nur um den Preis des Kneifens
ausweichen können.
Wer von seinen Kollegen auf ein Problem angesprochen wird, ist eben
kein kommunistischer Kämpfer, wenn er achselzuckend zur Tagesordnung übergeht
und nix macht. Das wäre eine übliche, vom ganz realen, allgegenwärtigen
Einfluss bürgerlicher Einstellungen geprägte Haltung. Er sollte sich vielmehr
dadurch auszeichnen, dass er mit seinen Kolleg/innen zusammen das Problem
angeht, das er es mit ihnen kritisch diskutiert und sich aktiv für die Lösung
einsetzt.
Wenn dem gegenüber von bestimmten Genossen geäußert wird, dass die
Genossen im Betrieb „vom Kapital ständig mit Dingen beschäftigt werden, die
nicht wirklich wichtig seien“, dann zeigt dies nicht nur eine erschreckende
Ahnungslosigkeit, einen schlimmen Mangel an Sensibilität gegen über der Lage
der Arbeiter/innen und Angestellten in einem Betrieb. Sie wissen offenbar
nicht, dass wir unseren Kolleg/innen rechenschaftspflichtig sind und von
ihnen mit tausend Problemen konfrontiert werden, mit dem „ganzen Programm“,
das das Kapital üblicherweise für die Lohnabhängigen parat hält: von Schikanen
und „Mobbing“ über Leistungsverdichtung, Lohnraub und Arbeitszeitverlängerung
bis hin zu massiver Erpressung per Entlassungsdrohungen und Massenentlassungen.
Natürlich ist die Ursache solcher „Beschäftigung“ das Kapital, aber das sind
keine „unwichtigen Dinge“! So zeigt sich im Betrieb der Kapitalismus, auf dessen Bekämpfung wir uns
eingelassen haben. Unseren heutigen Stützpunkt in diesen Kämpfen bilden
logischerweise die „klassenkämpferischen Kolleg/innen“. Das bedeutet:
1.
Wir stoßen in den Betrieben auf den ganz realen
Klassenkampf, er ist dort allgegenwärtig. Oft wird eingewandt, dass erst der
Kampf der gesamten Klasse (landesweit, gesellschaftsweit) als Klassenkampf
bezeichnet werden könne. Mit anderen Worten: Das, was heute abgehe, verdiene
die Bezeichnung Klassenkampf gar nicht. Wir halten dies für eine Einseitigkeit
und eine schematische Verkürzung. „…Wenn
es sich um keinen bewussten Klassenkampf der ausgebeuteten und unterdrückten
Menschen handelt, so handelt es sich heute in jedem Fall um einen aktiven
Klassenkampf der herrschenden Klassen der Kapitalisten.“ („Die Lage der
Arbeiterklasse in Deutschland“, Erklärung der Organisation für den Aufbau einer
kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands, Dezember 2006, S.5)
2.
Vom realen Gang des kapitalistischen Alltags zwangsweise in
das Gemenge zwischen den Klassen geworfen, reagiert die Masse Kolleg/innen ganz
unterschiedlich. Nicht wenige reagieren – im Gegensatz zu vielen anderen –
„klassenkämpferisch“. Es sind die, die – beileibe keine Kommunisten – mehr oder
weniger bewusst, reflexartig oder überlegt, für einen Kampf gegen die Maßnahmen
der Unternehmer eintreten, die in der Gewerkschaft wie im Betrieb für Kampf
eintreten, die nicht (immer gleich) Kompromisse suchen. Sie sind bereit, mal
ein Flugblatt zu machen oder zu verteilen. Oder sie fordern von den
Gewerkschaften den Kampf, den vollen Einsatz für die Kolleg/innen. Sie sind
nicht zwangsläufig in der Gewerkschaft, aber stets einem wirklichen
gewerkschaftlichen Kampf verbunden. Diese Gruppe gibt es real. Von ihr werden
wir gefordert, im Kampf gegen das Kapital!
Wir haben hier mindestens eine dreifache Aufgabe:
1.
Den Kampf zusammen mit diesen Kolleg/innen zu gestalten!
Selbstverständlich versuchen wir, sie zu organisieren, in der Gewerkschaft, als
Vertrauensleute, in Betriebsgruppen.
2.
Diesen Kampf müssen wir auf immer weitere, nicht so
kämpferische Teile der Arbeiter- und Angestelltenmassen ausweiten. Auch unter
diesen Kolleg/innen sind viele in den Gewerkschaften organisiert. Hier finden
wir eben alle Ansichten, Parteistandpunkte und Weltanschauungen.
Selbstverständlich haben die reaktionären Gewerkschaftsführungen auch ihre
Basis in der Mitgliedschaft.
Uns aber geht es um die weitreichende Einheit der Arbeitenden im Klassenkampf.
Wie wollen keine Spaltung zwischen den „klassenkämpferischen“ Kollegen und
denen, die dies noch nicht so sehen.
3.
Wir verallgemeinern in möglichst wissenschaftlicher Weise
die in diesen Auseinandersetzungen gesammelten Erfahrungen und stellen diese
theoretischen Erkenntnisse der Verbesserung des Kampfes zur Verfügung! Wir
kennen von Marx die Kategorien der Arbeiterklasse und des Kapitals, des
Klassenkampfes, und wir nutzen sie zur Untersuchung der Realität.
In der Gewerkschaft oder nicht – das ist keine taktische Frage!
Wir haben versucht, hier einen Abriss der komplexen Lage in den
Betrieben zu geben, wie sie sich aus unserer Sicht und Erfahrung darstellt. Wer
sich auf die Arbeiterklasse politisch ausrichten und in ihr verankern will, für
den stellt diese Arbeit ein grundsätzliches Erfordernis dar. Wir lehnen
es ab, diesen Kampf als eine taktische Frage zu betrachten.
Gibt es heute einen realen Klassenkampf der Arbeiter und Angestellten,
dann besteht dieser zu über 90% aus Gewerkschaft!! Wer vom Klassenkampf der
Arbeiter ernsthaft spricht, spricht heute von Gewerkschaft! Klassenkampf, das
ist keine abstrakte Idee, die wir analysierend und sortierend (hier tolle Kämpfe,
dort rückständige inkonsequente jämmerliche Auseinandersetzungen, um die wir
uns nicht kümmern o.ä.) auf die Realität aufpfropfen. Nein er ist eine
virulente Realität, die täglich vonstatten geht, vielleicht in Formen, die noch
inkonsequent und unterentwickelt sind. „Die
Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist eine Geschichte von Klassenkämpfen.“ (Kommunistisches
Manifest). Das ist für uns keine leere Floskel, sondern revolutionäre
wissenschaftliche Erkenntnis, die für uns im Mittelpunkt steht, und deren
revisionistische Leugnung auf dem 10. Parteitag der KPD etliche unserer
Genossen aus dieser Organisation trieb.
In die Gewerkschaften!
1925 sprach Stalin über die „Gewerkschaften im Westen“ und die Haltung
der Kommunisten zu ihnen in einer Weise, die uns auch heute noch aktuell
erscheint, gerade weil auch wir heute mit reaktionär geführten Gewerkschaften
zu tun haben und der unabweisbaren Aufgabe, wieder eine ernsthafte
kommunistische Partei aufzubauen, eben weil wir als Kommunisten schwach und kaum
verankert sind. Stalin 1925:
„… gerade weil die
Gewerkschaften lange vor den Parteien geschaffen wurden und eigentlich auch die
Hauptfestungen des Proletariats in seinem Kampf gegen das Kapital darstellten –
gerade deshalb sahen sich die Parteien, die sich nicht auf die Gewerkschaften
stützten, als selbständige Kraft in den Hintergrund gedrängt.
Hieraus folgt
aber, dass die kommunistischen Parteien, wenn sie zu einer wirklichen
Massenkraft werden wollen, die fähig ist, die Revolution voranzutreiben, eine
enge Verbindung mit den Gewerkschaften herstellen und sich auf sie stützen
müssen. …
Dort im Westen
gibt es heute noch immer ´Kommunisten´, die …nach wie vor für die
antiproletarische und antirevolutionäre Losung ´Heraus aus den Gewerkschaften!´
Reklame machen. Es muss gesagt werden, dass niemand der kommunistischen
Bewegung im Westen so viel Schaden zufügen kann als diese und ähnliche
´Kommunisten´. Diese Leute gedenken, die Gewerkschaften von außen her ´zu
attackieren´, da sie diese für ein feindliches Lager halten. Sie begreifen
nicht, dass bei einer solchen Politik die Arbeiter diese Leute eben als Feinde
betrachten werden. Sie begreifen nicht, dass die Arbeiter in ihrer Masse die
Gewerkschaften – ob sie nun gut oder schlecht seien – dennoch als ihre
Festungen betrachten, die ihnen helfen, den Arbeitslohn, den Arbeitstag usw. zu
wahren. Sie begreifen nicht, dass eine solche Politik das Eindringen der
Kommunisten in die Millionenmassen der Arbeiterklasse nicht erleichtert,
sondern ihm Abbruch tut…“ (Josef W. Stalin: Werke, Band 7, S. 88 ff., auch zitiert in
„Die Welt verändern und begreifen“ (Graue Reihe), Verlag Roter Morgen,
Stuttgart 1998, Bd. 16/17 S. 38 ff)
Und Stalin spitzt die Argumentation noch zu:
„…Worin liegt die
Schwäche unserer kommunistischen Parteien im Westen?
Darin, dass
sie noch keine enge Verbindung mit den Gewerkschaften hergestellt haben und
dass gewisse Elemente dieser kommunistischen Parteien gar keine enge Verbindung
mit den Gewerkschaften herstellen wollen.
Deshalb besteht
die Hauptaufgabe der kommunistischen Parteien … darin, … ausnahmslos allen
Kommunisten zur Pflicht zu machen, in die Gewerkschaften einzutreten, dort eine
geduldige, systematische Arbeit im Interesse des Zusammenschlusses der
Arbeiterklasse gegen das Kapital zu leisten und dadurch zu erreichen, dass die
kommunistischen Parteien sich auf die Gewerkschaften stützen können.“ (ebenda!)
Wir halten das nach wie vor für eine realistische Beschreibung des
Problems! Freilich unterscheidet sich die Lage damals, 1925, von der heutigen.
In unserer Erklärung „Die Lage der Arbeiterklasse“ weisen wir darauf hin: „Nach wie vor gibt es sehr große Einheitsgewerkschaften.
Diese sind aber in ihrer Substanz geschwächt und bedroht. Sie sind in eine
krisenhafte Entwicklung eingetreten. Dramatische Mitgliederverluste machen das
deutlich…“ (
S.8.) Wir zeigen auf, dass dafür gerade der Kompromisslerkurs der
Gewerkschaftsführung verantwortlich ist, nicht eine vom Kapital den
Gewerkschaften vorgeworfene „betonköpfige Radikalität“. Diese wird gerade von
vielen Kolleg/innen vermisst. Sie nennen das allerdings nicht „Betonkopf“,
sondern „konsequent, ehrlich und mutig“!
Aber trotzdem beharren wir darauf, dass der Schritt des
Austrittes vieler Mitglieder zwar politische Tat, aber doch resignativ ist.
Alle Genossinnen und Genossen sollen sich ehrlich fragen: Können wir diese
Menschen, die heute außerhalb dieser Gewerkschaften stehen, selber
organisieren, oder treten wir in der Praxis dafür ein, dass sie sich mit den
bereits organisierten Kolleg/innen zusammenschließen und gemeinsam in den
Gewerkschaften kämpfen? Wir versuchen, sie organisiert zu halten! Wir arbeiten
mit Ausgetretenen freundschaftlich zusammen, um sie wieder für den Eintritt in
die Gewerkschaft zu gewinnen, um dort den Kampf für eine klassenkämpferische
Orientierung besser führen zu können. Damit führen wir auch die derzeit
notwendige politische Auseinandersetzung innerhalb der Arbeiterbewegung. Wir
wenden uns damit gegen die Tendenzen zur immer stärkeren Spaltung der Arbeiterbewegung.
Zugleich verankern wir uns durch unsere gewerkschaftliche Arbeit tiefer in der
Klasse.
In seiner Schrift „Der linke Radikalismus, die
Kinderkrankheit im Kommunismus“ weist im Übrigen Lenin, der kategorisch die
gleiche Position wie Stalin bezieht, darauf hin, dass es im direkten Interesse
der reaktionären Gewerkschaftsführer liege, wenn die „linksradikalen
Kommunisten“ die Arbeit in den Gewerkschaften ablehnen: „Kein Zweifel, die
Herren … sind solchen ´linken´Revolutionären sehr dankbar, die wie die
deutsche ´grundsätzliche Opposition´(der Himmel bewahre uns vor solcher
´Grundsätzlichkeit´!) den Austritt aus den reaktionären Gewerkschaften und die
Ablehnung der Arbeit in ihnen predigen.“ (Lenin Werke, Bd 31. S.37 ff).
Verausgaben wir nicht unsere schwachen Kräfte für Projekte,
die die Organisiertheit der Klasse nur noch weiter herabsetzen und sie damit
schwächen. Führen wir die politische Auseinandersetzung um die Stärkung aller
klassenkämpferischen Kräfte und ihre Vereinigung mit möglichst breiten Kreisen
der Werktätigen in den Gewerkschaften!
Funktionen einnehmen? Die Gewerkschaften erobern?
Wir haben das Moment der Verfolgung fortschrittlicher,
klassenkämpferischer und revolutionärer Aktivisten bis hier vernachlässigt.
Dieses ist selbstverständlich ständiger Teil der Auseinandersetzung. Aber er
tritt in dem Maße praktisch zurück – auch wenn er nie verschwindet, (siehe die
aktuellen Auseinandersetzungen um die „Alternative“ innerhalb der IG Metall bei
Daimler Mettingen) – wie Genossen, oft in den etwas kleineren Firmen und
Konzernen, deshalb zu Gewerkschaftsfunktionären werden, weil sie in diese
Verantwortung gegenüber ihren Kolleg/innen hineingewachsen sind, oder weil es
keine anderen gab, die diese Arbeit machen wollten, weil Sozialdemokraten sich
demoralisiert zurückziehen und aus ähnlichen Gründen. Hier sind der
innergewerkschaftlichen Verfolgung Grenzen gesetzt, auch wenn diese nicht
verschwindet. Denn solche Genoss/innen sind zu Träger/innen der betrieblichen
Gewerkschaftsorganisationen geworden, und sie wären es nicht, wenn sie sich
nicht einen gewissen Respekt ihrer organisierten Kolleg/innen erworben hätten,
durch ihre Arbeit, aber auch durch gewissen Führungsfähigkeiten im Gestrüpp der
betrieblichen Konflikte.
Das muss man berücksichtigen bei der Frage, die unter Kommunistinnen
und Revolutionärinnen ebenfalls kontrovers diskutiert wird: Sollen wir
Betriebsräte (keine genuin gewerkschaftliche Funktion!!), Vertrauensleute,
Vertrauenskörperleiter/innen, Delegierte etc, ja Ortvorstände und ähnliches
werden? Wir sollten das tun, wenn unsere Kollegen hinter uns stehen und das Amt
deren kämpferischen Geist transportieren kann.
In diese Frage mischt sich die übergeordnete Einschätzung hinein, dass
„der Gewerkschaftsapparat nicht erobert werden könne“, dass dieser Apparat
prinzipiell reaktionär sei, und dass es deshalb sogar falsch sei, solche
gewerkschaftlichen Funktionen anzustreben.
Wir halten einen solchen Standpunkt für falsch. Wer bekanntermaßen
Kommunist, Revolutionär ist, wird solche Funktionen nicht ohne seine
Kolleg/innen, ohne die erwähnten klassenkämpferischen Kräfte erlangen können.
Aber er wird sie auch nicht erlangen oder halten können ohne die Fähigkeit, zu
den „anderen“ Kolleg/innen in der Gewerkschaft und auch außerhalb zu sprechen,
die sich nicht klassenkämpferisch verstehen, auch in ihren Kreisen wenigstens
Respekt zu erlangen. Zu diesem Kreis sprechen zu können, bei ihnen Gehör zu
finden, das ist eine wichtige Fähigkeit, die für den Aufbau einer
kommunistischen Partei gar nicht hoch genug bewertet werden kann.
Vielleicht ist der Gewerkschaftsapparat real tatsächlich nicht zu
erobern. Vielleicht würden die reaktionären Führungen zuvor die Gewerkschaften
lieber massiv säubern und damit spalten. Das überlassen wir dann aber auch ihnen!
Und natürlich
werden wir gegen solche reaktionären Spaltungsmanöver mit aller Kraft und mit
allen Kolleginnen und Kollegen zusammen kämpfen. Wer deshalb schon vorher den
Kampf aufgibt, der hat ihn bereits verloren. Eine solche Gefahr des Angriffs durch
reaktionäre Gewerkschaftsführer kann uns als kämpferische Kommunisten niemals davon
abhalten, um jeden Punkt reale Macht in der Gewerkschaft – wie auch in der
gesamten Gesellschaft – zu kämpfen, wenn nur unsere Kollegen hinter uns stehen.
Die Position „Der Gewerkschaftsapparat ist nicht zu erobern!“ kommt uns vor,
wie wenn wir sagen würden: „Da oben auf dem Berge, da steht eine Festung, die
kann man prinzipiell nicht stürmen oder erobern!“ Solche Festungen gibt es
nicht! Ob wir es schaffen können, steht auf einem anderen Blatt und hängt auch von unseren
Fähigkeiten ab, die Realität wahrzunehmen, die Kollegen zu mobilisieren und
eine richtige Strategie und Taktik in der Arbeiterbewegung zu entwickeln. Und
eins ist klar: Wer sich schon nicht in der Lage sieht, die Mehrheit in den
Gewerkschaften zu überzeugen und zu erobern, der wird noch viel weniger in der
Lage sein, das ganze kapitalistische System zu beseitigen und den Sozialismus
zu erobern. Eine solche Aussage ist daher eine Bankrotterklärung. Wir werden
eine solchen Weg der Resignation nicht mitgehen, sondern aktiv als Kommunisten
in den Gewerkschaften arbeiten sowie unsere Kolleginnen und Kollegen in den
Gewerkschaften organisieren und für ihre Interessen mobilisieren.
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