Kiel: Nachruf auf Bruno Nelson (12. Mai 1934 – 3. Januar 2008)

Es ist gar nicht so lange her, dass ich Bruno den Lebenslauf
von Jürgen Brammer, „Ein viertel Jahrhundert…“ überbracht habe. Gut kennen
und schätzen gelernt habe ich ihn aber schon vor vielen Jahren als wir
gemeinsam Ordner bei den Maidemonstrationen in Kiel waren. Seinen Namen kannte
ich schon lange und irgendwann waren wir auch einmal gemeinsam in einer
Stadtteilguppe der DKP in unserem Stadtteil Mettenhof.

Brunos größter Kummer waren seine beiden Söhne Thomas und
Michael. Sie zählten zu den gefährlichsten Neonazis in Kiel-Gaarden. Was dem
aufrechten Antifaschisten und Kommunisten Bruno viel Sorgen bereitete.

Bruno wurde 1934 in Königsberg geboren. Im Januar 1944 ist
er mit seiner Familie geflohen und dann in Meimersdorf bei Kiel aufgewachsen.
Im Alter von 17 Jahren ging er, um Arbeit zu finden, ins Ruhrgebiet und
arbeitete unter Tage. Er stand der Freien Deutschen Jugend und der KPD nah. Am 11. Mai 1952 wird der Jungkommunist
Philipp Müller bei einer Demo gegen die Wiederaufrüstung in Essen das erste
Todesopfer des wiedererstarkten Polizeiterrors in der jungen BRD. Auch Bruno
wird verhaftet und muss seinen 18. Geburtstag mit seinen Genossen im Gefängnis
verbringen. Bruno wird zu 1 1/2 Jahren Gefängnis verurteilt und muss davon 10
Monate in Einzelhaft absitzen. Nach dem KPD-Verbot 1956 wird er Mitglied der
Deutschen Friedensunion und 1968 Mitglied der neu gegründeten DKP.

„Bei Lubinus (ein Krankenhaus in Kiel) haben sie mich
operativ verpfuscht!“, erzählte er. Krebs und nicht zuletzt die lange
Qual, mit seinen Söhnen, haben ihn traurig gemacht, aber nie verbittert. Ich
werde den optimistischen und kämpferischen Ostpreußen immer in Erinnerung
behalten.

Bruno stammte aus einfachen Verhältnissen und in der
Nachkriegszeit war nicht mehr als Volksschule drin, aber zum Schluss war seine
2 1/2 Zimmer Wohnung in Mettenhof voller Bücher, hauptsächlich Belletristik und
Geschichte.

ag

Hallo Genossen !

Der Genosse Bruno Nelson, ein ehrlicher Mensch und ein
aufrechter Kommunist.

Kennen gelernt habe ich ihn vor dem Verbot der FDJ in
Schleswig. Dort hatten wir neben den Gewerkschaften ein eigenes Zeltlager. Von
einer Kundgebung dieser Gewerkschaften wurden wir mit Polizeigewalt vertrieben
bzw. verhaftet. Jetzt wurden die Junggewerkschafter auf uns aufmerksam und besuchten uns in unserem Lager. Wir nahmen
diesen Besuch zum Anlass, eine Abstimmung zur Ächtung der Atombomben und
gleichzeitig gegen die Remilitarisierung Westdeutschlands durchzuführen, es gab
keine Gegenstimme. Seit dem Tag wurden Bruno und ich engste Freunde, über seine
Haft hinaus und einen Besuch am 1. Mai in Velbert.

Unsere freundschaftlich enge Verbundenheit schlief erst ein,
als sich unsere jeweilige politische Bindung mit der Gründung der DKP trennte
und jeder von uns seinen eigenen Weg ging. Später trat Bruno wieder aus der DKP
aus. Bruno war ehrlich und aufrecht, ein Kommunist, wie wir sie brauchen.

Rot Front !

EA