Friedrichshafen: Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.

Korrespondenz.

 

Einen Tag vor dem offiziellen Gedenktag für die Opfer des
Nationalsozialismus fand am 26. Januar in Friedrichshafen (Bodensee) eine
Demonstration unter dem Motto „Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg! Kein
Fußbreit den Faschisten!“ mit etwa 220 Teilnehmern statt. Aufgerufen hatte das
Bündnis gegen Rechts – Bodensee, Allgäu, Oberschwaben.

Warum diese Demo gerade in Friedrichshafen stattfand, hat
folgenden Grund: Jedes Jahr in den vergangenen Jahren veranstalteten militante
Neonazis, sowohl Junge Nationaldemokraten (Jugendorganisation der NPD) als auch
so genannte „Autonome Nationalisten“ und Mitglieder „Freier Kameradschaften“
aus dem Bodenseekreis und der Umgegend eine Demo, geschützt von
Polizeihundertschaften und Wasserwerfern. Darüber haben wir mehrmals in „Arbeit
Zukunft“ berichtet. Die jetzige antifaschistische Demo sollte ein Zeichen
dagegen setzen. Die Offiziellen der Stadt Friedrichshafen konnten sich in der
Vergangenheit leider nur zu einem „aktiven Ignorieren“ der Neonazis bequemen,
was von einigen Rednern auf der Kundgebung zu Recht angeprangert wurde.

Nun, diesmal waren nicht gleich mehrere Hundertschaften der
Polizei angerückt, aber es waren schon fast so viele wie es Demo-Teilnehmer
waren, und das vorzugsweise in Kampfausrüstung. Wollten man den Ort der
Auftaktkundgebung, den Fridolin-Endrass-Platz, erreichen, musste  an sich erst einer Gesichts- und
Taschenkontrolle der Polizei unterziehen. Trotz dieses martialischen Auftretens
der Polizei blieb es während der Demo friedlich, nicht zuletzt, weil die
Demo-Teilnehmer vernünftigerweise die polizeilichen Auflagen, z.B. keine
Seitentransparente zu tragen, einhielten. Unschön war für mich, dass aus einem
ziemlich großen Block der so genannten „Antideutschen“ immer wieder Parolen wie
„Deutschland verrecke“ und „Nie wieder Deutschland!“ gerufen wurden. Das trägt
bestimmt nicht dazu bei, mehr Menschen für den Kampf gegen Faschisten und
Faschisierung zu gewinnen. Im Gegenzug wurde dann aber auch die Internationale
mit allen Strophen abgesungen.

Auf der Auftaktkundgebung ging der Redner auf das Leben und
Schicksal des sozialdemokratischen Eisenbahn-Gewerkschafters Fridolin Endrass
ein, von dem der Platz seinen Namen hat. Endrass wurde wegen seines
antifaschistischen Widerstands gegen die NSDAP 1940 in Plötzensee hingerichtet.
Interessant war auch die Schilderung des jahrzehntelangen Kampfs der Demokraten
und Antifaschisten Friedrichshafens dafür, dass überhaupt eine Strasse oder ein
Platz nach diesem Opfer des NS-Regimes benannt wurde.

Auf der Zwischenkundgebung in der Nähe der ehemaligen
Gestapo-Zentrale wurde eine auf Tonband aufgezeichnete Rede des
Sozialwissenschaftlers Robert Andreasch übertragen. Andreasch hatte Tags zuvor
einen Vortrag mit Diskussion zum Thema „Wölfe im Schafspelz – Neonazis in
Süddeutschland“ gehalten.

Schändlich: Obwohl einige Kreisverbände der Linkspartei zur
Teilnahme an der Demo aufgerufen hatten und auch Mitglieder dieser Partei von
fast 100 km Entfernung zu der Demo kamen, weigerte sich der örtliche „Die
Linke“ – Chef, den Aufruf mit zu unterzeichnen. Die „Antifas“ sind ihm wohl zu linksradikal.
Bei den „Linken“ hat das hoffentlich ein Nachspiel.

 

S.N.