Ein offenes Interview über die Lage in Afghanistan

In „Sonntag Aktuell“ vom 14.10.2007 wurde Christoph R.
Hörstel, Mitglied im Beirat der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, interviewt,
der als einer der besten Kenner des Landes vorgestellt wurde. Hörstel ist seit
1985 in Afghanistan aktiv gewesen. Zeitweise war er Berater der afghanischen
Regierung und ist bis heute Trainer für Bundeswehroffiziere für ihren Einsatz in
Afghanistan. Erstaunlich offen spricht Hörstel in diesem Interview über die
Ziele und Gefahren des Afghanistankrieges. Dabei sagt er klar, dass er für den
Afghanistaneinsatz ist.

Zum Beschluss des Bundestages, den Kriegseinsatz in
Afghanistan zu verlängern, sagt er:

„Die Folgen werden
alle Deutschen in Afghanistan zu spüren bekommen: Bundeswehrtruppen,
Hilfsorganisationen, Botschaftspersonal. Die sind jetzt noch stärker in Gefahr als
bisher.“

Hörster kritisiert die deutsche Regierung wegen ihrer Weigerung
mit den Taliban zu verhandeln. Unter diese gebe es vernünftige Kräfte und nur
mit diesen sei die Lage für die westlichen Großmächte noch zu retten. Er sagt
über den afghanischen Präsidenten Karsai, dass dieser um Sicherheit zu
schaffen, „auf die Drogenbarone
angewiesen“
sei. „Zu denen gehört sein
eigener Bruder übrigens auch.“

Auf die Frage, worum es in Afghanistan geht, antwortet
Hörster:

„Es geht um Macht und
Öl. Den USA ging es nie um ein paar bärtige Herren, die Frauen schlecht
behandeln. Denen geht es darum, den Iran einzukreisen, dessen Bindungen zu
China und Indien ihnen schon lange verdächtig sind. Und es geht um die
Doppelpipeline aus Öl und Gas, die so genannte TAP-Route… Diese Öl-Gas-Leitung
soll möglichst von US-Firmen gebaut und die Rohstoffströme in Dollar
abgerechnet werden. Der Traum der Amerikaner ist es, die Energieflüsse in der
Region zu kontrollieren… Das Schlimmste für die Amerikaner wäre eine Gasleitung
aus dem Iran über Pakistan nach Indien. Würde die gebaut, hätten sie keine
Kontrolle mehr über die Rohstoffströme und müssten hinnehmen, dass sich die
Region sozusagen selbständig macht. Das wäre ein Kriegsgrund.“

Auf die Frage des Interviewers, warum dann in Deutschland
über den Bau von Mädchenschulen gesprochen werde statt über diese globalen
Strategien, meint Hörster:

„Das ist pure
Propaganda.“

Hörster fordert, dass offen über die wirklichen Kriegsgründe
geredet wird. Er fordert eine weitere Kriegsbeteiligung aber eben „intelligenter“.
Er meint:

„Die Lage ist
bitterernst: Eine Niederlage der NATO wäre so ziemlich das Schlimmste, was
unserer westlichen Gesellschaft zustoßen könnte.“
Weiter meint er, dass man
Afghanistan „buchstäblich an die Wand
gefahren“
habe.

Zu dem deutschen Kriegseinsatz sagt er: „Mittlerweile stehen wir auf der Liste der größten Taliban-Feinde auf
Platz drei – hinter Amerikanern und Briten.“ Und: „Einer der schlimmsten Fehler
war das ISAF-Tornado-Mandat. Das hat… Stimmung in Afghanistan gegen uns kippen
lassen. Denn nach den Tornados kommen nun mal die Bomber.“

Wenn Hörster auch Befürworter eines „intelligenten“ Krieges
ist, entlarvt er mit diesem Interview die Kriegslügen der Regierung und der
Kriegsparteien im Bundestag SPD, CDU/CSU, FDP und Grüne. Er zeigt unmissverständlich,
deutsche Soldaten sterben und morden für Macht und Öl.

Durch dieses Interview wird auch deutlich, wie gefährlich
der Kriegskurs der deutschen Regierung für die Bevölkerung ist. Der Krieg
kostet nicht nur viel Geld, dass die Massen mit ihren Steuern aufbringen
müssen, damit ein paar Konzerne reich werden. Im Falle eines Terroranschlages
würde auch die Bevölkerung blutig bezahlen.

Das Interview bestätigt alle Argumente der Kriegsgegner, die
von der Regierung und den Kriegsparteien im Bundestag heftig angegriffen werden.

Es ist an der Zeit, Konsequenzen zu ziehen:

  • Keine Stimme für die Kriegsparteien!
  • Bundeswehr raus aus Afghanistan!
  • Sofortige Beendigung aller Auslandseinsätze der Bundeswehr!