Friedrichshafen und Gräfenberg: Widerstand gegen faschistische Aufmärsche am 18. August

Antifa-Demo in Gräfenberg

Am 18. August, dem Todestag des Idols der Neofaschisten, des
Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess, fanden in Friedrichshafen (Bodensee) und in
Gräfenberg bei Nürnberg größere Aufmärsche von Neonazis statt. Die rechten
Aufmärsche waren jeweils von der NPD bzw. deren Jugendorganisation „JN“
angemeldet worden. Im Fall von Friedrichshafen hat die Stadt mit OB Büchelmeier
(SPD) erst gar kein Verbot der Demo versucht, sondern stattdessen zu „aktivem
Ignorieren“ aufgerufen – was das für Folgen hatte, darüber später. In
Gräfenberg hatte ein bayerisches Gericht im Schnellverfahren das Verbot der
Stadt aufgehoben und damit den Neonazis die Straße freigegeben.

In beiden Städten gab es aktiven Widerstand von Antifaschisten
gegen das provokative Auftreten der Faschisten. Allerdings mit recht
unterschiedlichem Erfolg. Wie schon oben erwähnt, setzten die Stadt
Friedrichshafen und die im Stadtrat vertretenen bürgerlichen Parteien samt dem
von ihnen gegründeten „Häfler Bündnis für Toleranz und Demokratie“ auf „aktives
Ignorieren“ und „Rollläden runter“, das heißt nichts anderes, als die
Faschisten gewähren zu lassen .Dazu muss man wissen, dass in Friedrichshafen
nun schon seit drei Jahren die Neonazis durch provokantes Auftreten versuchen,
den Fuß auf den Boden zu bekommen und Friedrichshafen zu ihrer „Frontstadt“ zu
machen. Das ist ihnen bis jetzt dank des beherzten Widerstands der Nazigegner,
vor allem der autonomen Antifa, nicht gelungen.

Doch jetzt hatte die Spaltung seitens der bürgerlichen
Parteien verheerende Folgen. Die Neonazis wussten die Schwäche ihrer Gegner und
die mehr als wohlwollende Duldung durch die bürgerlichen Parteien und vor allem
die Polizei geschickt zu nutzen. Sie liefen mit ca. 200-250 Leuten auf (fast
doppelt so viele wie letztes Jahr) und wurden von ca. 1000 Polizisten,
ausgerüstet mit drei Wasserwerfern, großer Pferdestaffel, Räumfahrzeug und
Hubschrauber vor den Antifaschisten geschützt. Das ist angesichts der (nach
Polizeiangaben) kleinen Anzahl von 330 Nazigegnern (nach Antifa-Angaben waren
es etwa 400) ein immenser Aufwand, ein martialisches Aufgebot! Keine Rede
davon, den Marsch der Neonazis durch die Innenstadt zu stoppen. Hier tut eine
breitere antifaschistische Aktionseinheit not.

Ganz anders sah es im bayerischen Gräfenberg aus, wo es
gelungen ist, in der Tat eine breite Aktionseinheit (und zwar nicht nur auf dem
Papier) zwischen antifaschistischen Gruppen aus Nürnberg und weiten Teilen der
Bevölkerung herzustellen. Dort konnte das Vordringen der Neonazis auf den
Marktplatz, der zu ihrer gerichtlich genehmigten (!!) Demoroute gehörte, durch
körperliche Anwesenheit von etwa 1000 Personen verhindert werden. Eine schwere
Schlappe für die rechten Demagogen und Provokateure. Aber auch eine Schlappe
für die Polizei, die natürlich versucht hat, das Demonstrations“recht“ für die
Faschisten durchzusetzen. Laut Bericht des Antifaschistischen Aktionsbündnisses
Nürnberg (AAB) gab es auch einen üblen Polizeiangriff auf die AntifaschistInnen
während der Blockade einer Straße, die zum Marktplatz führt. Zitat aus dem
Internetbericht: „Von einem Hausdach wurden Steine und Flaschen in die
Nazimenge geworfen. Daraufhin stürmte das USK das Dach und begann auf dem
Hausdach (!) die Leute zu knüppeln und zu schlagen. Dann wurden ca. 30 Leute
festgenommen. Bei dieser Aktion und den Festnahmen wurden laut Augenzeugen
Leute derart zusammengeschlagen, dass sie nicht mehr laufen konnten…“

 

Zu beiden Demonstrationen gibt es ausführlichere Berichte im
Internet:

Zu Friedrichshafen unter http://www.rf-news.de/rfnews/aktuell/Politik/article_html/News_Item.2007-08-20.2905
und zu Gräfenberg unter http://redside.antifa.net/cms/


S.N.