Zu den Skandalen bei Mannesmann und VW: Was haben Millionäre an der Gewerkschaftsspitze zu suchen?

Karikatur zu Mannesmann-ProzessDie skandalöse Einstellung des Mannesmann-Verfahrens gegen
geringe Geldbußen hat nicht nur deutlich gezeigt, dass es in diesem Land eine
Klassenjustiz gibt. Sie hat auch viele Fragen über den Zustand der
Gewerkschaften aufgeworfen.

Unter den Beteiligten, die sich mit Strafzahlungen von einem
Urteil frei kauften waren unter anderem EX-IGM-Chef Klaus Zwickel mit 60.000
Euro und der Ex-Konzernbetriebsratschef Jürgen Ladberg mit 12.500 Euro.

Ausgesprochen übel stößt dabei das Verhalten des Ex-IGM-Vorsitzenden
Zwickel auf, der zunächst immer seine Unschuld betont hatte. Er hatte so getan,
als habe er mit dem Vorgang nichts zu tun. Inzwischen bekennt er sich frech und
offen zu den Zahlungen von 57 Millionen Euro an ehemalige Mannesmann-Manager. Für
ihn ist das völlig „normal“. Dass er nun nicht verurteilt wurde, sah er als
Sieg der Gerechtigkeit! Im jetzt zu Ende gegangenen Prozess behauptete Aufsichtsratschef
Joachim Funk, diese horrenden Prämien seien ein „Stück Unternehmenskultur“ und
Zwickel unterstützte ihn, die Prämien seien berechtigt gewesen. Für ihn habe außer Frage gestanden, dass für
außergewöhnliche Leistungen auch im nachhinein Prämien vereinbart werden
könnten. Dies sei gängige Praxis bei Mannesmann gewesen. Und für die Aktionäre
sei die Übernahme ja
ein „einmaliges Geschäft“ gewesen.

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Der
ehemalige Vorsitzende der IG Metall verteidigt millionenschwere Prämien für
Manager als „Lohn“ für „außergewöhnliche Leistungen“! Er verteidigt die „einmaligen
Geschäfte“ der Aktionäre!

Hat er vergessen, wer dafür bezahlen musste? Gewiss nicht!
Die Arbeiter und Angestellten haben diese Millionen erwirtschaftet. Sie waren
die Opfer der Übernahmeschlacht. Und der ehemalige IGM-Vorsitzende findet es
völlig „normal“, dass die Arbeitsplatzvernichter Kasse machen und für ihre
Entlassungsorgien belohnt werden. Er zeigt deutlich, auf welcher Seite er
steht: Auf der Seite des Kapitals!

Einer wie Zwickel gehört an die Spitze eines
Kapitalistenverbandes, nicht in eine Gewerkschaft! Er ist selber durch seine zahlreichen
Pöstchen zum Millionär geworden und hat das entsprechende Klassen-Bewusstsein.
Das kann man ihm nicht verdenken. Denn als Marxisten wissen wir, dass das Sein
das Bewusstsein bestimmt. Wenn Zwickel Position für das Kapital ergreift, dann
verteidigt er seine ureigensten Klasseninteressen. Denn Millionär wird man
nicht durch eigene Arbeit, sondern durch Ausbeutung anderer oder dadurch dass
man von der Ausbeutung anderer ein paar Brosamen für seine Dienste für das
Kapital abbekommt.

Das Problem ist nicht Zwickel. Das Problem liegt in den Gewerkschaften!
Kein Kapitalistenverband käme auf die verrückte Idee, einen einfachen Arbeiter
zu seinem höchsten Repräsentanten zu machen. In den Gewerkschaften ist es mittlerweile
selbstverständlich, dass die Spitzen dicke Managergehälter wie in
Unternehmerverbänden erhalten und so zu Millionären werden, ihr Geld in Aktien
anlegen, Vermögen anhäufen. Es darf einen dann nicht wundern, wenn das
Bewusstsein solcher Herrschaften entsprechend aussieht. Millionäre gehören
nicht an die Spitze von Gewerkschaften, sondern sollten in Unternehmerverbände
eintreten. Und wer nur für ein Managergehalt arbeiten will, der gehört
ebenfalls nicht in eine Gewerkschaft.

Der Fall des Ex-Betriebsratschef Volkert von VW, der neben
seinem Gehalt Sonderbonuszahlungen in Höhe von rund 2 Millionen Euro erhalten
hat, zeigt mehr als deutlich, die Konsequenzen einer „Manager-Gewerkschaft“,
die sich immer enger an das Kapital bindet und damit auch Tür und Tor für
Korruption und jede Art von Schachereien öffnet. Wer für das Kapital
Verständnis hat, wer mit ihm „Bündnisse“ schmieden will, wer die Kollegen mit
wortradikalem Gebrülle und ständigen faulen Kompromissen abspeisen will, der
schafft den geistigen Boden, auf dem solche Zustände gedeihen können.

In den Gewerkschaften darf nun nicht einfach zur
Tagesordnung übergegangen werden, als ob nichts geschehen wäre. Diese Vorfälle
müssen klare und durchschaubare Konsequenzen haben.

Als erstes müssen Leute wie Zwickel, Ladberg und Volkert endlich
wegen ihres gewerkschaftsfeindlichen Verhaltens ausgeschlossen werden! Die Gewerkschaften
zerstören sich selbst, wenn sie solche Freunde des Kapitals in ihren Reihen
dulden!

Zweitens muss mit der „Managerkultur“ an der Spitze der Gewerkschaften
Schluss sein! Es muss Schluss sein mit aufgeblähten Gehältern.
Gewerkschaftsführer müssen nach dem Tarif bezahlt werden, den sie für Ihre
Kolleginnen und Kollegen durchsetzen! Und an die Spitze von Gewerkschaften gehören
keine Millionäre, sondern Kolleginnen und Kollegen!

Es wird Aufgabe aller Gewerkschaftsmitglieder sein, dafür
einzutreten und zu sorgen, dass die Gewerkschaften ihnen gehören und nicht von irgendwelchen
Millionären ruiniert werden.

dm