Faschismus ging am 5. August 2006 in Isteröd bei Kopenhagen in begeisternder
Atmosphäre zu Ende. Arbeit Zukunft hat bereits mehrere Berichte im Internet vom
Lager veröffentlicht.
Mehr als dreihundert Jugendliche, Gäste und Referenten aus
vielen Ländern der Welt kamen vom 28. Juli bis 5. August 2006 in Isteröd bei
Kopenhagen zusammen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus Dänemark,
Schweden, Finnland, Deutschland, Polen, Frankreich, Spanien, Indien,
Großbritannien, den USA, aus dem Irak, dem Iran, aus Palästina, Mexiko,
Kolumbien, Ecuador und Brasilien.
Wie bereits berichtet, hatten Delegationen aus einer Reihe
afrikanischer und lateinamerikanischer Länder keine Visa erhalten bzw. waren
bei der Einreise üblen Schikanen ausgesetzt.
Das Lager muss als großer Erfolg gewertet werden. Nach
großen Diskussionen im Lagerplenum und in zahlreichen Workshops und
Arbeitsgruppen konnten auf dem Abschlussplenum am Nachmittag des 4. August eine
Reihe von Resolutionen verabschiedet werden, die auf die verschiedenen Kämpfe
und Ziele des antiimperialistischen und antifaschistischen Kampfes der
Jugendbewegungen in aller Welt eingehen.
Die gemeinsame Abschlusserklärung aber liegt vor: Sie ist
ein ungewöhnliches Dokument, das den Erfolg des Lagers deutlich macht. In ihr
ist die große Spannweite der Diskussionen auf dem Lager zusammengefasst und die
Dimension eines gemeinsamen Kampfes einer weltweiten antiimperialistischen
Jugendbewegung wird umrissen:
„Wir unterstützen den Kampf und den Widerstand der Völker
Iraks und Afghanistans, besetzt von den USA und der NATO, und den Kampf des
palästinensischen und des libanesischen Volkes gegen die zionistische
Aggression.
Wir charakterisieren Lateinamerika als das schwächste Glied
in der Kette imperialistischer Herrschaft. Venezuela treibt einen
demokratisch-nationalistischen Prozess voran. In Kolumbien hält der Aufstand
seit 40 Jahren an; in Ecuador verjagte das Volk drei korrupte Präsidenten und
versetzte dem Imperialismus Schläge durch den Rauswurf von OXY und durch die
Nichtunterzeichnung des TLC (Vertrag über die amerikanische Freihandelszone).
Wir sehen den Widerstand der kubanischen Revolution, der
seit über 40 Jahren anhält, und ebenso den demokratischen Prozess des
bolivianischen Volkes, das seine natürlichen Bodenschätze verteidigt, sowie den
Kampf der mexikanischen Öffentlichkeit, um den Volkswillen durchzusetzen.
Mehr noch: In Europa hat der Kampf der deutschen
Öffentlichkeit gegen Hartz IV sowie die erfolgreiche „Nein!“ – Kampagne des
französischen Volkes gegen die EU-Verfassung sowie der Sieg der französischen
Jugend über das CPE-Gesetz (Gesetz über den Neueinstellungsvertrag) alle Teile
der Öffentlichkeit, die gegen neoliberale Politik kämpfen, gestärkt.
Diese Kämpfe der letzten Jahre haben den europäischen
Völkern demonstriert, dass die neoliberale Politik und die militaristischen
Pläne der EU in einem vereinigten und zielgerichteten Kampf der Völker
niedergerungen werden können.
Der Wind der Veränderung weht überall auf der Welt und
verpflichtet die Jugend, ihren Kampf zu verstärken, neue Kampferfolge zu
erringen, so wie es die französischen Jugend gegen den CPE geschafft hat, so
wie auch die Jugend in Chile und Ecuador, unter anderem für ein besseres Schul-
und Ausbildungswesen.
Während der Zeit auf dem Lager haben die Teilnehmer/innen
von der Erfahrung dieser Jugendlichen lernen können, die durch ihre Aktionen
demonstriert haben, dass Einigkeit die Garantie darstellt für den Sieg über den
Imperialismus, unseren gemeinsamen Feind.“
Dieser Teil der Abschlusserklärung fasst genau die Themen
des Lagerprogramms zusammen, das für jeden Tag einen Schwerpunkt festgelegt
hatte, der morgens im Plenum, im großen Zelt, und Nachmittags in Workshops und
Arbeitsgruppen behandelt wurde.
Samstag: Die Strategie des Imperialismus im Nahen und
Mittleren Osten. Im Mittelpunkt der Widerstand im Irak und im Iran. Hier sprach
ein Vertreter des Irakischen Widerstands. Er betonte: „Für die USA ist der Irak
heute das größte Dilemma seit Vietnam. Der Widerstand im Irak stoppte die
anderen Pläne des US Imperialismus [Nord Korea, Venezuela (!) und Iran]. Er
vertieft die Widersprüche zwischen den verschiedenen imperialistischen Mächten,
so dass er sich mit der zunehmenden Krise des Kapitalismus verbindet. Er
ermutigt die anderen Fronten des Widerstands weltweit!“. Dann berichtete ein
Genosse der marxistisch-leninistischen Organisation Toufan aus dem Iran.
Eindrucksvoll und mit vielen kaum bekannten Details erklärte er, wie die
Kriegsdrohungen des US-Imperialismus gegen Iran gerade jede soziale und
demokratische Bewegung erschwere und dem Mullah-Regime helfe jeden Widerstand,
jeden Klassenkampf zu diffamieren. Er verwies auf die brutale Repression des
Regimes und auf den stärker werdenden Klassenkampf im Land, berichtete z.B. vom
Streik der Busfahrer in Teheran 2005, dessen Führer noch heute im Gefängnis
gequält werden. Er wies auf zunehmende Proteste von Frauen und Intellektuellen
hin. Er warnte vor den Plänen des Imperialismus, das Land zu zerstückeln, wofür
auch nationale Minderheiten und reaktionäre Kräfte im Iran ausgenutzt werden:
85 Mio. Dollar habe der US-Imperialismus vergeblich investiert, um wie in
Georgien, im Libanon oder der Ukraine eine „orangene Revolution“ zu fördern…
Sonntag: Der Kampf gegen die zionistische Besatzung in
Palästina und die neuerliche Aggression gegen die Palästinenser und den
Libanon. „Freiheitskampf ist kein Terrorismus!“ Hier sprach ein
palästinensischer Journalist über die brutalen Folgen der Aggression Israels
und charakterisierte die politischen Kräfte des Widerstands. Danach sprach
Patrick McManus, der in Dänemark aktiv in der Solidaritätsbewegung arbeitet und
wegen seiner Solidarisierung mit Befreiungsbewegungen angeklagt ist.
Nachmittags wurde ein Film, den ein dänischer Aktivist in
den besetzten Gebieten gedreht hatte, gezeigt: „Intifada – Road to freedom!“
Der Montag stand ganz im Zeichen des erfolgreichen Kampfes
der französischen Jugend gegen den CPE. Es berichteten Jugendliche, die direkt
beteiligt waren an den weltweit Aufsehen erregenden und siegreichen Aktionen.
Sie zeigten einen selbst gedrehten Film. In lebendigen Beiträgen, mit gut
verteilten Einzelreferaten breiteten sie ihre Erfahrungen bei der erfolgreichen
Organisation der Aktionen aus.
Wie bereits in einem Bericht von Arbeit Zukunft gemeldet,
war am Dienstag einer der Höhepunkte des Lagers: Die Demonstration der
Lagerteilnehmer, gemeinsam mit der Fredsvagt (Friedensmahnwache) und der
demokratischen Massenorganisation „Budskab fra Graesroedderne“ (Botschaft von
unten, „von den Graswurzeln“) in Kopenhagen, die von vielen Passanten spontan
unterstützt wurde. Sie verlief von dem besetzten alternativen Stadtviertel
Christiania, zum Parlament. Hier wurde der gemeinsame Kampf über Ländergrenzen
hinweg praktisch deutlich. Vertreter/innen einzelner Länder sprachen auf der
Abschlusskundgebung kämpferische und militante Beiträge, fortschrittliche
Musiker/innen, darunter mehrere Rapper und Rapperinnen, lieferten kämpferische
Musik. Ein Höhepunkt: Annisette Koppel von Savage Rose brachte die ganze Demo
zum Singen! Sie war von anfangs vielleicht 450 Teilnehmerinnen auf weit über
tausend angeschwollen.
Am Mittwoch stand das letztlich wichtigste Thema im
Mittelpunkt: der Sozialismus. Es wurde aber nicht abstrakt diskutiert, sondern
ausgehend von den Bewegungen in Lateinamerika. Kritisch und mit großer
Anteilnahme wurde über Venezuela, über Hugo Chavez, über Cuba, über die Kämpfe
in Ecuador und Bolivien diskutiert. Die Genossen aus Ecuador kritisierten
Konzeptionen wie den von Chavez postulierten „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“
und beharrten auf dem wissenschaftlichen Sozialismus, wie er von Marx und
Engels begründet wurde. Brasilianische Genossen berichteten nachmittags über
Venezuela. Auch sie betonten, dass die bolivarianischen Kräfte um Chavez keine
Sozialisten seien, forderten aber, dass die Maßnahmen der venezuelanischen
Regierung, die objektiv den Imperialismus schwächen, auch von den
Kommunist/innen weltweit unterstützt werden müssten. Hart gingen sie mit dem
„linken“ Präsidenten Brasiliens, Lula da Silva, ins Gericht. Sie zeigten auf, dass er in keiner Weise seine
Versprechungen umgesetzt habe, sondern inzwischen eine neoliberale Politik
betreibe. Er unterstütze noch nicht einmal die Politik Venezuelas und
Boliviens. Diese wichtige Diskussion fand ihren Niederschlag in der
Abschlusserklärung. In ihr heißt es zum Abschluss: „Die einzige Alternative zum
Kapitalismus ist der wissenschaftliche Sozialismus!“
Am Donnerstag wurde erneut von den Kämpfen und
Auseinandersetzungen in verschiedenen Ländern berichtet, in die die
Jugendbewegung involviert ist. Hier kamen zur Sprache: die Auseinandersetzungen
in Deutschland um das Bildungswesen, um Studiengebühren, aber auch gegen den
drastischen Sozialabbau – Stichwort Hartz IV.
Erregend war der Bericht des mexikanischen Vertreters über
die aufflammende Massenbewegung gegen die rechte neoliberale Regierung,
begleitet von zunehmenden Streiks, gegen die die staatlichen Repressionsorgane
brutal vorgehen. In Oaxaca wurde ein streikender Arbeiter erschossen! Seit Mai
gibt es gerade in Oaxaca permanente Demonstrationen, auf dem Hauptplatz der
Stadt, die auch von der Polizei nicht beendet werden konnten.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass es auf dem Lager auch
einen solidarischen Diskussionsprozess unter den politisch unorganisierten bzw.
aus verschiedenen Organisationen(Young struggle, SoL, RO, KPD, KPD/ML, Arbeit
Zukunft) stammenden deutschen Teilnehmer/innen gab, wie eine bessere
Zusammenarbeit und ein gemeinsamer Kampf zu erreichen wäre. Auch das ist ein
wichtiges Ergebnis dieses kämpferischen Lagers. Auf der Demo am Dienstag gab es
ein gemeinsames Transparent, das auf der Demo auftretende Straßentheater war
gemeinsam organisiert, wobei die Gruppe SoL die Initiative und das Know how
einbrachte.
Diesen Prozess werden wir kritisch und solidarisch
weiterführen.
Nicht vergessen werden darf, dass es jeden Abend im großen
Zelt Musik und Unterhaltung gab. Dass zahlreiche Musikgruppen und Künstler ohne
Gage auftraten und sich auf diese Weise solidarisierten, darunter die populäre
Rockband Rifflesyndikatet, mehrere Rapgruppen, die Kieler Gruppe „Töprü“ (Die
Brücke) und nicht zuletzt auch wieder Annisette Koppel, die am Mittwochabend im
großen Zelt sang. Nicht vergessen werden darf, dass Abende und Nächte lang
diskutiert, Erfahrungen ausgetauscht, gefeiert und getanzt wurde.
Unter großem Beifall wurde Freitag Nachmittag die
Abschlusserklärung verabschiedet. Hier nochmals Auszüge, die die kämpferische
Stimmung verdeutlichen:
„Während die Angriffe des Imperialismus gegen die Völker der
Welt zunehmen und intensiver werden, hat die antifaschistische und
antiimperialistische Jugend ihre kämpferische Stimme erhoben: Auf dem XX.
Internationalen Jugendlager gegen
Imperialismus und Faschismus bei Kopenhagen, Dänemark, wo wir auch eine
Demonstration durchführten, um das dänische Volk im Kampf gegen die Anwesenheit
seiner Truppen in Irak und Afghanistan zu unterstützen, und um gegen den Krieg
im Nahen Osten zu protestieren…
Die Welt liegt unter dem Druck des Imperialismus in der
Krise: Dies drückt sich aus einerseits in der Orientierung auf Faschismus und
Krieg, Militärinterventionen und Aggressionen gegen die Völker, die um ihre
Freiheit kämpfen, andererseits überall in der Einführung einer neoliberaler
Politik, die die Völker weltweit dazu zwingt, in einer Armut zu leben, die
ihnen die Möglichkeiten verweigert, Arbeit, Gesundheitsversorgung und
qualifizierte Ausbildung zu bekommen…
Die Rivalität zwischen den nord-amerikanischen Imperialisten
und den anderen wie z. B. den europäischen Imperialisten hat diese in einen
blutigen Streit um die natürlichen Ressourcen und strategische Zonen zur
Sicherung ihrer Interessen hineingezogen…“
Aber, so die Schlusserklärung:
„Die Grenzen, die uns trennen sollen, spielen keine Rolle:
Für uns gibt es einen gemeinsamen Kampf und eine gemeinsame Verpflichtung:
Machen wir der Jugend in der ganzen Welt bekannt, was das
XX. Internationale Jugendlager beschlossen hat.
Beginnt neue Kämpfe und neuen Widerstand für die Befreiung
der Völker!
Schafft engere Verbindungen internationaler Solidarität
zwischen den Teilnehmern des XX. Internationalen Jugendlagers und zu allen
demokratischen und revolutionären Organisationen auf der Welt!
Bereiten wir das XXI. Internationale Jugendlager gegen
Imperialismus und Faschismus vor, als eine Aufgabe für alle jungen Leute, die
um eine bessere Welt kämpfen!
Setzen wir uns im Geist des gemeinsamen Kampfes und ohne
Furcht das Ziel, für die Einheit der Jugend und der Völker weltweit gegen
Imperialismus und Faschismus zu arbeiten.
Die einzige Alternative zum Kapitalismus ist der
Sozialismus!
Für internationale Solidarität!….“ (aus der
Abschlusserklärung des XX. Jugendlagers)
Mit großem Beifall wurde der Vorschlag begrüßt, das XXI.
Jugendlager 2008 in Brasilien durchzuführen!
Dann erklang die Internationale.
Abends gab es ein tolles Festessen und eine Party, die
erneut unter dem Motto stand: Stoppt die USA. Hier sang u. a. der amerikanische
Folksänger David Rovics.
Ein herzlicher und solidarischer Dank geht an die
Kommunistische Jugend Dänemarks, die das XX. Jugendlager perfekt organisiert
hat. Wir wünschen der revolutionären brasilianischen Jugendorganisation „Uniao
da Juventude Rebelao“ (UJR) Glück und Erfolg für das XXI. Jugendlager.