Isterød: Seit Freitag abend, dem 28.07.2006 findet in
Isterød bei Kopenhagen das 20.
Internationale Jugendlager gegen Faschismus und Imperialismus statt. Rund 250
Jugendliche und Gäste aus zahlreichen Ländern kamen hierher, um sich über ihren
gemeinsamen Kampf auszutauschen: Aus Frankreich, Deutschland, Österreich,
Schweden, Finnland, Mexico, Spanien, Equador, Türkei, Indien, Brasilien,
Palästina, Irak, Iran, Schweden….und natürlich aus dem Gastgeberland
Dänemark.
Nach den erregten Debatten der beiden ersten Tage über die
brisante und gefährliche Lage im Nahen und Mittleren Osten (vgl. den ersten
Bericht) gab es am gestrigen Montag abend einen wunderschönen Ausklang: Die
Gruppe „Töprü“ aus Kiel spielte in der ungewöhnlichen Besetzung
Gitarre, Geige Klarinette, Bass und Trommeln verschiedene Sorten tolle Musik
aus dem Orient und aus anderen Bereichen, ausgespochen internationalistisch. Im
grossen Zelt bebte der Boden, unheimlich viele tanzten, und es kam eine
begeisternde, internatioanlistische Stimmung auf. Immerwieder wurden die
Demoparolen aus den verschiedenen Ländern gerufen und gingen in Beifall und der
nächsten Musik unter.
Am Montag, 31. Juli 2006: Thema „Neoliberalismus und
Widerstand“
Am Morgen des vierten Tages regnete es leicht und es war
nicht mehr so heiss. Heiss ging es denoch im Hauptzelt mit dem diesem Tage
gewidmeten Thema
„Neoliberalismus und Widerstand“ zu!
Ab 10:00 Uhr ging im grossen Zelt die Post ab.
Französische Jugendliche, u.a. ein Aktivist der PCOF, die aktiv an den Jugend-,
Studenten- und Arbeiterkämpfen im Frühsommer gegen den so genannten
„Erstanstellungsvertrag CPE“ teilgenommen hatten, berichteten ueber
die Entwicklung der Kämpfe gegen das CPE. Mit dem CPE werde die Prekarisierung
der Arbeitsverhältnisse immer weiter systematisiert, würden Leben und Zukunft
der Jugend unsicher, arm und unplanbar gemacht, alles zum Nutzen des Kapitals
und seiner Profite, ein typisches Merkmal liberaler Politik.
Die Jugendlichen berichteten über den Aufbau der Bewegung
und darueber, dass diese von zunaechst nur einigen tausend Teilnehmern an
Protestaktionen
zu Massendemonstrationen anwuchsen, die immer wieder z.T.
in militanten Straßenschlachten mit dem Polizeiapperat mündeten.
Ein im Anschluss gezeigter schwungvoller Film mit dem
Titel „Retrait du CPE!“ zeigte
in abwechselnden Sequenzen einerseits die schändlichen Versuche der Regierung
unter Villepin, den CPE als Instrument für mehr Beschäftigung an die Massen zu
verkaufen und diesen so schnell wie möglich durchzusetzen und anderseits den
anwachsenden Kampf der Jugendlichen und Arbeiter dagegen.
Danach berichteten sie in thematisch gegliederten Beiträgen
über ihre Erfahrungen, die sie bei der aktiven Teilnahme und Organisation
dieser Aktionen gemacht hatten. Aus Aktionen einer militanten Minderheit von
kämpferischen Studenten und Schülern wurden Massenaktionen, an denen zum
Schluss mehr als 3 Millionen Menschen teilnahmen. Nur einige Tage vor dieser
Riesenmobiliserung hatte Päsident Chirac in einer Fernsehansprache, von der der
Film Ausschnitte dokumentierte, versucht, die Bewegung durch
Scheinzugeständnisse zu spalten. Doch niemand liess sich blöffen. Als 3
Millionen auf die Strasse gingen, sahen sich Chirac, Innenminister Sarkozy und
Premierminister Villepin gezwungen, das bereits beschlossene Gesetz zum CPE
zurückzuziehen. Ein grosser Sieg dieser Volksbewegung, den Arbeit Zukunft auch
dokumentiert hat.
(Vgl.: Der CPE ist tot! Gemeinsam haben wir gesiegt!
http://www.arbeit-zukunft.de/index.php/archives/index.php/archive/1/2006-04.
Oder:
Französisch lernen!
http://www.arbeit-zukunft.de/index.php/item/478 oder:
Was wir in der siegreichen Mobilisierung gegen den
„CPE“ gewonnen haben.
http://www.arbeit-zukunft.de/index.php/item/508/catid/4)
Ein Gewerkschafter aus Deutschland zeigte in einem
Diskussionsbeitrag auf, wie die Politik des so genannten Neoliberalismus, sich
immer stärker auch in den Betrieben auswirkt, wie der Druck auf dieLöhne, die Arbeitszeiten und
Arbeitsbedingungen auch in den kapitalitischen Produktionsbetrieben und in den
Büros und Verwaltungen wächt und mit massiven Erpressungsmethoden der Unternehmer
und der Politik durchgesetzt wird.
Er berichtet, dass in Stuttgart schon beim Aufbau einer
Ganztagsschule versucht werde, pädagodische Fachkräfte als so genannte
Ein-Euro-Jobber gemäss „Hartz IV“ einzustellen, woran man die
skandalöse Wirkung der so genannten Hartz-Gesetze, dieser Prekarisierungsgesetze,
auf die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse studieren könne.
Der Nachmittag gehörte erneut der Diskussion in Workshops.
Die Lehren aus den Berichten der französischen Freunde wurden gezogen und die
Möglchkeiten der politischen Aktion im eigenen Land erörtert. Die Jugendlichen
um die Gruppe SOL (Sozialistische LInke) bereitete in einem Theaterworkshop ein
Straßentheater für die Demo der Lagerteilnehmer am 1.August in Kopenhagen vor.
Diese Demo wird vorbereitet zusammen mit der Kopenhagener „Fredsvagt“
(Friedensmahnwache) und anderen dänischen Antifaschisten und Kriegsgegnern.
Diskussionen, Sport, Spiel, Kanufahren und erneut
Musiker/innen aus verschiedenen Ländern prägten wieder den Abend.
1.08.2006
GuV