Neben
einem geschichtlichen Überblick über die Folter seit dem antiken Athen befasst
sich McCoy intensiv mit der Folterpraxis der CIA ,des US-Staates und der
US-Streitkräfte seit Beginn des kalten Krieges. Trat die USA offiziell stets
gegen Folter und für die universelle Gültigkeit der Menschenrechte ein, so
entwickelte die CIA insgeheim neue Foltermethoden, experimentierte mit
Psychodrogen und psychologischer Folter. Die CIA entwickelte mehrere umfassende
Handbücher zur Schulung von Militär und Polizei befreundeter Staaten in
Foltermethoden. Entgegen aller Konventionen nahm die CIA für sich das Recht zu
foltern in Anspruch. Mangelte es der CIA zunächst an Opfern für ihre
Experimente, lieferte der Vietnamkrieg tausende von Opfern, sowohl aus der
Zivilbevölkerung als auch an bewussten politischen Gegnern, die bis zum Tod
gefoltert wurden. Der so genannte Krieg
gegen den Terror, der von US-Präsident Bush nach dem 11. September 02
ausgerufen wurde, führte zu einer Verhaftungswelle, deren Opfer zu Terroristen
erklärt und aller Rechte beraubt wurden. Sie werden in Geheimgefängnissen
gefoltert und festgehalten, ohne dass sie einen ordentlichen Prozess erwarten
können. McCoy zeigt die Problematik von unter Folter erpresster Aussagen auf,
deren Wahrheitsgehalt oft zweifelhaft ist und die zerstörerische Wirkung auf
den Charakter des Folternden. Angesichts des Skandals um das Gefängnis in Abu
Ghraib im Irak und der Geheimflüge des CIA zum Transport von gekidnappten
Terrorverdächtigen, um sie in Länder zu bringen, wo sie problemlos gefoltert
werden können, ist das Buch ausgesprochen aktuell. Es zeigt, dass es sich hier
nicht um „bedauerliche Einzelfälle“ handelt, sondern um systematisch
von oben betriebene und angeordnete Folter.
Der Autor
des Buches, Prof. McCoy ist Professor für Geschichte an der Universität
Wisconsin in Madison, USA. Er gilt seit über 30 Jahren als Experte für
internationale US-Politik.
Alfred W.
McCoy, Foltern und foltern lassen. 50 Jahre Folterforschung und -praxis.
Deutsch von Ulrike Bischoff, erschienen bei Zweitausendeins, Frankfurt, 2005,
ISBN 3-86150-729-3, 14,90 Euro